Zu den Trends auf dem Biermarkt gehört es, dass Brauereien ihre traditionellen Biere und ihre Craftbiere mit unterschiedlichen Marken vermarkten. Das ist so bei Jeff Maisel mit Maisels Weisse und Maisel & Friends, bei Bernhard Hecht mit seinem Hecht Bräu und Hecht – German Craft oder zum Beispiel auch bei Jörg Binkert mit Mainseidla und Mainseidla Craft. Auf der letzten Braukunst Live ist mir ein weiteres Beispiel für diesen Trend aufgefallen: Bernd Bergmann und Stefan Koch brauen ja seit ein paar Jahren in Glattbach bei Aschaffenburg unter dem Namen Brauhaus Bergmann klassische Biere.
Neben dieser Linie haben sie die Marke bestcraft für die eher außergewöhnlichen Biere gestartet. Natürlich gibt es ein IPA, daneben auch ein recht süßliches Honigbier. Aber um die beiden Biere soll es heute nicht gehen. Als heutiges Bier des Tages habe ich mir das bestcraft Oat Law Black Oat Tout ausgesucht – weil es so eine geile Geschichte hat. Und die geht so: Bernd Bergmann hat einmal in einer Mittelalter-Band gespielt, unter anderem auf der Burg Henneberg auf einem Motorradfestival. Und weil es gerade so passend war, hatte sich der Veranstalter gedacht, dass es doch auch Brauhaus Bergmann-Biere im usschank geben könnte. Und wenn es die Biere schon gäbe, könnte der Braumeister doch auch noch etwas über sein Bier erzählen … Klingt bis dahin schon ein wenig schräg, wird aber noch schräger: Denn unter den Bikern im Publikum war ein demeter-Bauer (ja, demeter, also bio²), der nach dem Mauerfall im Osten aus einem aufgelösten Institut Saatgut für alte Getreidesorten aufgetrieben hatte und nun nach Partnern suchte, mit denen man aus den alten Getreidesoten etwas machen könnte. Also beschlossen die beiden, aus einer Sorte namens Schwarzer Hafer ein Bier zu brauen. Was gar nicht so einfach ist, denn es galt auch noch eine Mälzerei zu finden, die auch kleinere Mengen vermälzen würde. Also wurde für das heutige Bier des Tages dieser Schwarze Hafer extra angebaut, eigens vermälzt und dann in einem bio-Craftbier Oat Law verbraut.
Nun ist der Name Black Oat Stout ein wenig missverständlich, denn man erwartet eigentlich ein „Black Stout“, also ein besonders schwarzes Dunkelbier. Der Namensbestandteil „black“ bezieht sich aber auf den schwarzen Hafer. Es gibt also ein Black Oat – Stout und nicht ein Black – Oat Stout. Ihr versteht mich. 50 % des speziellen Hafermalzes sind in dem kastanienbraunen Bier. Das Bier schmeckt nicht ganz so stark nach Kaffee-Aromen, wie es dunklere Stouts tun. Hier hat man eher getreidige, würzige und nussige Norten, dazu eine leichtes Spiel zwischen Süße und Säure. Aber das passt zum Haferanteil. Im Vergleich zu anderen Biere hat das Oat Law einen schönen, aber auch kernigen Malzkörper. Das finde ich sehr interessant, weil es einen ganz anderen Craftbier-Ansatz verfolgt. Statt beim Rennen nach immer neueren und nach Möglichkeit sogar noch „unbenamten“ Hopfensorten mitzumachen, schaut man hier weit, weit zurück in eine Zeit, in der Getreide (wie Hafer) ein hochgezüchtetes Hightech-Produkt war. Mal abgesehen davon, dass mir die aktuelle Craftbeer-bewegung zu wenig Augenmerk auf Malz allgemein legt.
P.S.: Eine Sache muss ich noch erklären: Den Namen bestcraft kann man natürlich als äußerst selbstbewussten (und durchaus auch provokativen) Superlativ verstehen, aber eigentlich setzt er sich nur aus den Vornamen der beiden Braumeister be(rnd) und st(efan) zusammen.
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