Gestern war ich auf einer Geburtstagsparty. Wie so häufig im Fränkischen gab’s „a Fässla“, an dem man sich den schönen Sommerabend lang laben konnte. In dem Fall war es ein Fässchen Pils vom Hönig in Tiefenellern. Vom Hönig kenne ich das Lager und das Posthörnla – und die sind beide zwar eigen, aber ich mag sie. Eigentlich wollten die Gastgeber auch ein Lager. Aber davon gab’s grade keine Fässer in der gewünschten Größe. Dann also Pils – und das, obwohl der Franke ja kein Pils-Trinker ist.
Andererseits ist das mit Franken und dem Pils sowieso so eine Sache. Der Franke kann kein Pils brauen, sagt man – dabei macht der Franke doch das beste Bier der Welt! Ein Widerspruch? Nein, aber ein Dilemma, das sich anhand vom Hönig-Pils zeigen lässt:
Im Süden werden die Biere generell malziger und milder gebraut, ein Pils sollte aber per definitionem deutlich herber sein. Also braut der Franke ein Bier, das zwar eine Spur Herbe besitzt und hier durchaus als Pils gelten darf – im Rest der Republik aber eben wegen der fehlenden Herbe gnadenlos durchfallen würde.
Genauso hier: Das Pils aus Tiefenellern riecht bierig, aber nicht übermäßig hopfig. Und im Antrunk spielt der Hopfen eher seine blumige Note aus. Insgesamt zeigt das „Pils“ auch eher Malzsüße, begleitet von ein wenig kerniger Herbe. Die steht dann auch noch einen kurzen Moment so alleine im Mund rum, bevor sie sich schleicht und dem malzigen Grundkörper wieder Platz macht. Für ein Pils ist das sicher zu mild und zu wenig bitter. So kommen auch Jürgen Roth und Michael Rudolf in ihrem Buch „Bier! Das Lexikon“ zu dem Ergebnis: „Als Export lassen wir’s durchgehen. Als ein gutes. Sorgfältig auf 12,0% stammgewürzt, anschließend rigoros vergoren. Hier wurde nachgedacht“ (S. 142). Erwartet man allerdings ein klassisches Pils, kommt das Bier wesentlich schlechter weg: „[…] ich kann nichts von einem Pils erkennen“, „Unterdurchschnittliches Pils“, „eher ein Helles als ein Pils“, heißt es z. B. von mehreren Testern auf biertest-online.de.
Mein Fazit: Den kleinen Aufkleber mit dem strittigen Begriff Pils vergessen und sich über ein leicht kerniges, durchaus süffiges fränkisches Bier mit freundlichen 4,8% freuen. Und wahrscheinlich sollte man es auch eher aus dem Fass als aus der Flasche trinken. Denn auch das macht einen himmelweiten Unterschied.
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