Gestern hatte ich ja darüber philosophiert, wie es auf dem heimischen Markt in Sachen Vielfalt aussieht. Immer mehr Brauereien bieten immer mehr Sorten an, was natürlich die Vielfalt auf dem Biermarkt erhöht. Allerdings muss man einschränkend sagen, dass sich die einzelnen Sorten – Pils zum Beispiel – immer mehr angleichen. Einer Vielfalt der Marken steht also bisweilen eine „Einfalt“ des Geschmacks gegenüber. Eine paradoxe Situation, die von Region zu Region unterschiedlich aussehen kann.

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Bei den großen Fernsehbrauereien ist es ztum Beispiel so, dass es als Hauptsorte ein klassisches, glanzfeines Pils gibt, dem je nach Marktlage ein Weizen oder – weil das gerade eher der Trend ist – ein unfiltriertes Kellerbier „hinzudesigned“ werden. Tief in der Fränkischen Schweiz läuft der Prozess anders herum. Bei der zum Beispiel wurde (und wird) seit Generationen ein unfiltriertes, dunkles Bier gebraut. Das hat, wie gesagt, lange Zeit gereicht. Aber nun ist Pottenstein ein bei Touristen beliebter Ort und damit kommen auch „Nicht-Dunkel-Trinker“ tief in die Fränkische Schweiz. Und bei der Brauerei Hufeisen hat man das eigene Sortiment in Richtung Vielfalt verändert, indem man mittlerweile auch ein Weizen und ein Pils braut. Interessanterweise legt man bei der Brauerei Hufeisen großen Wert darauf, dass die eigenen Biere naturtrüb sind. In der Speise- und Getränkekarte „entschuldigt“ man sich fast dafür, dass das eigen Pottenstein’s Premium Pils blank filtriert sein muss. So nach dem Motto: Unsere Biere sind alle natürlich unfiltriert … außer dem Pils halt. Ein Pils hat halt klar zu sein. Ist halt so.

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Von der Optik her gefällt das Pils. Vom Geschmack her auch. Klar, es ist ein Pils – bei allen Unterschieden ähneln sich viele Pilsner nun mal. Aber hier hat man einen frischen, schlanken Trunk, den von Anfang an ein nettes Hopfenaroma begleitet. Nicht brachial, aber deutlich. Das ganze läuft in einen klassisch herben Abgang aus. Ich schreibe bewusst „herb“, denn so richtig „bitter“ wirkt Pottenstein’s Premium Pils nicht. Eher herb, wie gesagt. und die Herbe hängt angenehm nach, ohne weiter zu stören. Doch ein angenehm hopfenfruchtiges, halbtrockenes Pils mit 4,8 % Alkohol. Das kann man sich noch einmal einschenken – denn beim inschenken ist eigene Handarbeit angesagt. Das Pils, sonst überall DAS FASSBIER, kommt nur in der Flasche an den Tisch. Bio-Dunkel und Weizen, gerade letzteres ein typisches Flaschenbier, kommen dagegen vom Fass. Irgendwie ticken die in der Fränkischen Schweiz ein wenig anders als im Rest der Republik.

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Einen Kristikpunkt habe ich übrigens noch, aber das ist jetzt „Korinthenkackerei“, ich weiß. Der Name Pottenstein’s Premium Pils … ich weiß ja nicht. Mal abgesehen davon, dass der Apostroph mehr als grenzwertig ist, ist gerade in Franken ein Biername mit drei „hadd’n Beh“ eine Herausforderung für sich. Sollte daraus irgendwann mal Pottenstein’s Bestes Premium Bio-Pils werden, der fränkische Zungenbrecher wäre komplett. Nur mal so am Rande ;-).