Ich hätte es ja nicht geglaubt, weil man als Franke durchaus immer ein wenig skeptisch ist, aber Tina-Christin Rüger hat tatsächlich die Krone als bayerische Bierkönigin gewonnen! Und mit Andrea Lindner ist eine mittelfränkische Kandidatin auf Platz 2. Es sieht so aus, als hätte das fränkische Bier jetzt den Platz in Bayern, den es verdient. Der Jubel ist jedenfalls groß und der Fränkische Tag/Kronach ließ sich noch in der Wahlnacht zu der Nachricht „Wir sind #Bierkönigin“ hinreißen.

tina

Quelle: https://twitter.com/hashtag/Bierkoenigin?f=realtime&src=hash

Wobei wir mal ehrlich sein müssen. Es werden jetzt nicht gleich Massen an Touristen die (ober-)fränkischen Brauereien stürmen, um zu sehen, woher die neue Bierkönigin kommt. Aber so, wie ich Tina-Christin Rüger kennengelernt habe, denke ich schon, dass sie ihre (ober-)fränkische Herkunft „nicht vergisst“, wenn sie bayerisches Bier in der Welt repräsentiert.

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Damals noch als Kroncher Bierkönigin, heute die Queen von ganz Bayern. ;-)

Es reicht ja schon, wenn wir Franken mit unseren bierigen Besonderheiten ein wenig mehr in den Fokus rücken. Denn, schaut man sich die Bierlandschaft in Bayern an, dann fällt zumindest mir etwas auf: Frankens Brauereien haben vielleicht die größte Bandbreite an Sorten, die man sich vorstellen kann. Das mag jetzt ein wenig „patriotisch“ klingen, aber ich finde schon, dass das so ist. Mal abgesehen von Kölsch, Berliner Weisse und Alt können wir Franken doch ziemlich alles brauen, oder nicht? Das typisch bayerische Weißbier, mit dessen Beschreibung Tina punkten konnte, gibt es seit ein paar Jahren ebenso gut auch von fränkischen Brauereien. Böcke in allen Formen und Farben sowieso. Lagerbiere auch sowie Märzen und Export. Und auch, wenn das Pils in Bayerns Süden kaum eine Rolle spielt – wir sind in Bayern die Pilsregion!

Quelle: http://www.bayrisch-bier.de/bier-wissen/lagerhell-und-export/

Und dann gibt es natürlich auch noch Sorten, die eher genuin fränkisch sind und im Rest der Republik seltener zu finden sind. Unfiltrierte und ungespundete Kellerbiere erobern so langsam den Rest der Republik. Aber damit ist an fränkischen Besonderheiten noch nicht Schluss. Wer an (Ober)Franken denkt, denkt natürlich auch an Rauchbier. oder vielleicht demnächst auch mehr an Rotbier.

Rotbier ist – genauso wie Braunbier – ganz einfach eines: kein Weißbier! Im Mittelalter unterschied man nämlich ganz einfach ober- und untergärige Biere nach ihrer Färbung. Die zumeist helleren, obergärigen Biere wurden demnach Weißbiere genannt, während die dunkleren, untergärigen Biere Braunbiere waren. Oder eben Rotbiere, so wie man sie in Nürnberg nannte. 1579 gab es in Nürnberg alleine 35 Rotbierbrauereien, dazu noch 11 Weißbierbrauer. Ungefähr zur gleichen Zeit war man es in München satt (und konnte es sich auch nicht mehr leisten), Bier aus dem norddeutschen Einbeck zu importieren, und beschloss daher das berühmte Hofbräuhaus zu bauen, in dem endlich auch gutes Bier gebraut werden sollte.

Heute ist Rotbier als Sorte nicht so leicht zu definieren. zu viele unterschiedliche „Rotbier-Stile“ gibt es auf der Welt. Von den belgischen Rotbieren über die Red Ales eben bis zu jenen Rotbieren, die sich immer häufiger auch wieder in Franken finden lassen. Und das sind nicht unbedingt wenige. Und es werden immer mehr. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist natürlich die rotblond bis rotbraune farbe und eine sehr schön ausdifferenzierte Malzcharakteristik. Dabei spielen besondere Malze wie z. B. das Melanoidinmalz eine besondere Rolle. Melanoidinmalz ist auch ein wichtiger Bestandteil beim Meusel/Dreuschendorf Kupfersich, das ich heute vorstellen möchte.

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Melanoidinmalz ist ein spezielles Farbmalz, dass sein Aroma von der Röstung bei Temperaturen um bzw. über 100 °C erhält. Dabei entstehen besonders viele Melanoidine, also gelblich bis schwarze stickstoffhaltige organische Verbindungen, sozusagen als Nebenprodukt der Maillard-Reaktion, der chemischen Reaktion, die unter anderem die Bratwurst auf dem Grill so schön bräunt. Googelt man die Melanoidine, findet man bei Wikipedia folgendes: „Über ihren genauen Aufbau und die chemische Struktur ist relativ wenig bekannt, […]. Über ihren genauen Aufbau und die chemische Struktur ist relativ wenig bekanntEiner der positiven Effekte stellt ihre antioxidative Wirkung dar. Dem Pronyl-Lysin [ein bisher definiertes Melanoidin]  wird sogar zugestanden, die Entwicklung von Krebs zu hemmen. Weiterhin absorbieren Melanoidine potenziell gefährliche Substanzen aus der Nahrung, wie z. B. Schwermetallionen oder Cholesterin.melanoidin-malt_whole-kernel

Erstaunlich, nicht wahr? Rotbiere sind dank Melanoidinmalz also „gesund“, sozusagen?! Und ich dachte bisher einfach, sie färben die Biere nur so schön rot und geben ihnen diesen unverkennbaren Eigengeschmack. Wer sich den nicht vorstellen kann, dem hilft die Mälzerei Weyermann® mit einem eigens entwickelten Aroma Rad®. Ich habe jetzt auf die Schnelle nur die englische Variante für das Melanoidinmalz gefunden, aber ihr könnt euch sicher vorstellen, was damit gemeint ist.

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Wie macht sich das Melanoidinmalz jetzt im Meusel Kupferstich? Ganz einfach: Hervorragend! ich meine, jetzt mal ganz unter uns: Sowas ist mein Bier! Genau mein Geschmack, genau meine Linie. An dem Bier würde ich für meinen Teil nichts verändern. An der Farbe sowieso nichts. Dieses rot-blonde Kupfer mit der feinen Trübung ist einfach schick – egal, ob man es jetzt im Sommer in der Sonne oder im Winter bei Kerzenlicht anschaut. Übertreibe ich jetzt? Vielleicht, aber im Zweifelsfall muss ich sagen: Schaut’s euch selbst an. Mir gefällt es jedenfalls. Und mir gefällt auch dieses satte Malzaroma. Und geschmacklich bin ich dem Bier eh verfallen. Diese changierenden Malztöne, die feine Trockenheit – ehrlich, ich glaube ja fast, wenn die Brauerei Meusel nichts vom Melanoidinmalz aufs Etikett geschrieben hätte, ich hätte es trotzdem herausgeschmeckt. Ok., das mag jetzt vielleicht vermessen sein, aber ich finde, es gibt dem Bier einen ganz eigenen Charakter. Malzige, honighafte Süße, Anklänge von dunklen Früchten, ganz leichte Röstnoten … Vergesst den Hopfen! Auch, wenn sich alle Welt gerade auf die Vielfalt der Aromahopfen konzentriert – ich glaube „the next big thing“ werden Spezialmalze! Das Melanoidinmalz wird jedenfalls gerade mein Lieblingsmalz. Ich glaube, irgendwann mal muss ich damit einen satten Bock brauen. Aber halt, die gibt/gab es ja auch schon. Als Roter Bock im Bamberger Greifenklau und als Kupferbockim Kronacher Antla. Ich sag’s ja, in Franken kann man alles brauen! ;-)

P.S.: Ich weiß, dass die heutige Kolumne arg „patriotisch“ ist, aber wenn man solche Sätze wie den hier in der Presse liest „ ‚Ein schwarzer Tag für Bayern – Uli Hoeneß im Knast, und eine Fränkin ist nun Bierkönigin‘, so kommentierte ein Besucher zerknirscht den Ausgang der Wahl zur Bayerischen Bierkönigin 2014/1015.„, dann kann ich als Franke mit Herzblut einfach nicht anders.

Prost!