Reden wir mal wieder über neue Biere, Biersommeliers und wie man Bier beschreibt. Das ist ja auch so eine Sache, die es zu beachten gilt. Ich hatte mich auf dem Deutschen Brauertag da durchaus angeregt mit dem einen oder anderen darüber unterhalten. Es ist nämlich so, dass man durch bei der Beschreibung von Bieren viel „falsch“ machen kann. Da die richtigen Worte zu finden, ist nicht so leicht, und schnell schreckt man mit zu „schwurbeligen Phrasen“ traditionelle Biertrinker ab. Viele Biertrinker schätzen Bier ja gerade dafür, dass man es „einfach trinken“ kann und kein großes Brimborium um Lage, Anbaugebiet Abgang usw. machen muss.

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Ich komme da nur drauf, weil sich auf den Etiketten der neuen „Momente-Serie“ der Brauerei Pfister in Weigelshofen eine Bier-Poesie der besonderen Art findet. Um in die „Atmosphäre“ des Biers einzutauchen, hat man für die Halsetiketten einen emotionalen Einstieg gewählt. Auf dem Moment No. 2 Sommer kann man zum Beispiel lesen:

Erfüllter Morgentau löst sich auf im Sonnenlicht.
Frisches Heu kitzelt die Seele und bunte Blumen schaukeln im Sommerwind der Leichtigkeit. Die kräftig-grünen Streuobstwiesen sprühen Gold.

Gut, das wird außer mir kaum einer lesen. Und „erfüllter Morgentau“, Heu, das die Seele kitzelt und der Sommerwind der Leichtigkeit … Literatur auf Bieretiketten sind wir nicht gewohnt. Aber auch das gehört zu einer neuen, sich gerade erst findenden Bierkultur.

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Mit dem Bauch- und Rückenetikett lässts ich dagegen mehr anfangen. Bei dem Moment No. 2, dem „Sommer-Bier„, handelt es sich um ein Blond Ale, also ein leichteres und nicht so stark gehopftes, obergäriges Bier. Mit 5,5 % Alkohol ist es angenehm trinkbar. Aber ums pure „Trinken“ geht es beim Pfister Moment No. 2 nicht. Es geht um das Genießen des „richtigen“ Moments, am besten in der richtigen Gesellschaft und zusammen mit den richtigen Speisen …

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Das honiggelbe Blond Ale riecht malzig und kräuterig. Ich weiß, das ist jetzt genau so ein „Geschwurbel“, das ich vorhin angesprochen habe. Aber es ist schwierig, es anders zu beschreiben. Auffällig ist die der malzsüße Unterbau. Das darf zwar durchaus so sein, nimmt dem Bier aber ein wenig von der „Drinkability“ bzw. der Süffigkeit. Aber ums „Saufen“ geht es hier ja nicht. Schön ist die ausgewogene Bittere, die fast ein wenig deutlicher sein könne. Und was das Bier für traditionelle Biertrinker interessanter macht, ist die Tatsache, dass hier eher „klassisch“ gehopft wurde. Fragt mich bitte nicht, mit welchen Sorten, aber das Aromenspektrum bewegt sich eher zwischen grasigen Noten, Kräutern und Heu als in Richtung exotische Früchte. Immerhin „muss“ man hier nicht über Litschi-Aromen oder ähnliches philosophieren.

Bei all der Bier-Poesie fehlt mir übrigens ein Hinweis auf die Hopfensorten. Die hätte ich durchaus gerne auf dem Rückenetikett gelesen, vielleicht sogar lieber als „Streuobstwiesen“ und „Augustäpfel“. Wobei – mit so einer Aufzählung könnte man sicher auch wieder den einen oder anderen „überfordern“. Wie gesagt, gut und für die breite Masse ansprechend über Bier zu schreiben und Bier zu beschreiben ist alles andere als einfach …

P.S.: Wer sich übrigens noch über den ein wenig sperrigen Namen des Biers „Moment 2015 No. 2 Sommer“ wundert, dem sei gesagt, dass es eine Serie von vier „Moment-Bieren“ gibt: No. 1 ist das Frühlingsbier, No. 2 steht für den Sommer, No. 3 ein Pale Ale für den Herbst und No. 4 ein winterliches Starkbier. Mal sehen, ob ich bis in den Herbst warte, um über das nächste zu berichten.