Wenn man ein leckeres Bierchen gebraut hat und dies irgendwie „unters Volk“ bringen will, stellts ich immer wieder die Frage, wie man es denn abfüllt. Da geht es Hobbybrauern nicht anders als großen Brauereien. Klar, am schönsten ist das Bier vom Fass. Aber wenn Flasche, dann welche? Das kann eine ganz schön kniffelige Frage sein. So können die Abfüllpreise für 0,25er oder 0,33er-Flaschen  genauso hoch sein wie für 0,5er Flaschen, was das Bier in kleinen Flaschen vergleichsweise teurer macht. Wer aber keinen automatischen Füller besitzt, für den sind 1 Liter-Bügelverschluss-Flaschen attraktiv. Wie hat es mir mal ein Brauer erklärt:

Naja, du wuchtest halt nur die Hälfte an Flaschen durch die Gegend und machst halt nur die Hälfte an Bügelverschlüssen mit der Hand zu.

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Verständlich, dass viele Gasthausbrauereien wie die Sonnen Bräu in Mürsbach ihr Bier in 1 Liter-Flaschen abfüllt. Ein Liter, das sind zwei Seidla. Und zwei Seidla das sind für einen Franken nichts. Die Größe ist eigentlich kein Problem. Außer vielleicht, man hat eine 1 Liter-Flasche Hefeweizen vor sich stehen. Denn bei der 1 Liter Flasche geht das gewohnte Ritual (öffnen, 2/3 einschenken, kurz aufschwenken, Rest zur schönen Schaumkrone aufgießen) nicht. Oder eben nur bedingt. Das erste Glas wird wohl immer weniger Hefe enthalten als das zweite. Das liegt in der Natur der Dinge. Idealerweise würde man das Bier gleich auf zwei Gläser verteilen, beide jeweils zu 2/3 einschenken, dann die Hefe aufschwenken und beiden Weizen dann Hefe und Schaumkrone verpassen.

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Denn nur wenn man die „volle Hefe“ hat, hat man das „volle Hefe-Aroma“. Das klingt jetzt nach Marketing-Sprech, stimmt in dem Fall aber. Zeigt das erste Glas des goldgelben Weizens noch ein für den Biertyp eher verhaltenes Fruchtaroma, das ein wenig in Richtung Birne/Aprikose tendiert, ist das zweite Glas deutlich bananiger. Ihr erinnert euch, beim Weizen gibt es dank entsprechender Rastzeiten beim Maischen und der Hefe ein Aromenprofil, das von Nelkenaromen (Ferulasäure und das Aroma 4-Vinylguaiacol) bis Bananenaroma (Isoamylacetat, ein Essigsäurepentylester) reicht. Bei den Nelkenaromen hält sich das Sonnen Bräu Weizen übrigens zurück. Da gibt esndeutlich würzigere Weizen. So richtig schwer wirkt der Malzkörper des Biers übrigens auch nicht. Im Gegenteil, für ein Weizen trinkt es sich recht entspannt. Und Süffigkeit braucht es auch, schließlich war da ja auch noch die Sache mit der Literflasche.

Zwei kleine Anmerkungen noch am Rande: Wen der Alkoholgehalt interessiert, das Sonnen Bräu Hefeweizen hat 5,3 % Alkohol. Also gefühlt knapp über Durchschnitt, würde ich sagen. „Interessant“ fand ich auch die Tatsache, dass bei den Zutaten eines Hefeweizens nur „Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz und Hopfen“ aufgelistet werden. Ich will ja nicht pedantisch sein, aber 1. müsste das Weizenmalz vor dem Gerstenmalz genannt werden. Schließlich sind die Zutaten der Mege nach zu ordnen und ein Weizenbier muss mindestens 50 % Weizenmalz enthalten. Und 2. müsste auch die Hefe ausgewiesen werden. Aber in Sachen Etiketten ist es wie mit den Flaschen. Da werden gerade bei Kleinstbrauereien oft Kompromisse eingegangen. Und sind wir mal ehrlich: Solange das Bier schmeckt, kann „der geimeine Bierfranke“ damit leben. ;-)