Mit dem Bier ist es ja wie mit der Politik, dem Fußball oder der Wirtschaft. Jeder hat dazu eine Meinung und die meisten nicht nur eine, sondern auch eine ganz besonders gefestigte und unverrückbare. Da scheint Deutschland aus 82 Millionen Experten zu bestehen, die alle für sich alleine Recht haben und alle anderen eben nicht. Basta! Worauf sich dieses allmächtige Wissen gründet, lässt sich dabei meist gar nicht sagen. Wie erkannt man einen echten Bierfranken eigentlich?
Nun ja, da gibt es sicher ein paar Möglichkeiten. Wer von seinem Getänkehändler oder Brauer persönlich begrüßt und auf Neuheiten im Sortiment hingewiesen wird, dürfte sich mit Bier ein bisschen auskennen. Wer auf die Frage nach Bezugsquellen von diesem oder jenem Bier nicht nur sagen kann, in welchem Getränkemarkt es das Bier gibt, sondern auch, wo es da steht, ist sicher auch ein Bierkenner. Genauso wie der, in dessen Kühlschrank diverse Biere für diverse Anlässe liegen und der Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung anhand zu genießender Biere plant. Eine eigene Zapfgarnitur und spritzfreies Anzapfen sind sicher auch Zeichen für eine besondere Beziehung zum Gerstensaft, auch eine Sammlung eigener Bierkrüge. Und wer in einer Küche einen Biersiphon oder eine 1-2Liter-Flasche stehen sieht, kann sich auch sicher sein, hier kein 0815-Bier erwarten zu müssen.
Ein Biersiphon, für alle die, die es noch nicht wissen, ist eine größere Flasche (meist 1-2 Liter) mit Bügelverschluss, die man dazu benutzt, um Bier aus Kleinstbrauereien, die nicht in Flaschen abfüllen, nach Hause zu bringen. So mancher kennt das aus der guten alten Zeit, als man als kleiner Bub vom Vater in die Wirtschaft geschickt wurde, um das Bier für den heimatlichen Feierabend zu holen. Heute schickt man seine Kinder nicht mehr los, weil sie – wie man das selbst gamacht hat – unterwegs immer „a weng Bier verschütt’n“ würden. Die Tradition, sich in Kleinstbrauereien ohne Flaschenabfüllung sein Bier in einer solchen Flasche mitnehmen zu können, besteht aber bis heute.

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Siphon- und Groß-Flaschen gibt es ab und an auch bei den Brauereien zu kaufen, wobei das Flaschenpfand ungefähr dem Kaufpreis einer Flasche entspricht. Flaschen ohne jeglichen Aufdruck gibt es eher selten in Haushaltswarengeschäften, dafür aber im Fachhandel in vielen Größen und Formen. Und damit fährt man dann über Land und lässt sich zapfen, was man zu Hause genießen möchte. In Nedensdorf bei Staffelstein zum Beispiel. Da gibt es im „kleinen Brauhaus in Nedensdorf“, also beim Reblitz, u.a. ein dunkles Landbier, das man sich zapfen lassen kann oder dort im entsprechenden Siphon kauft. Zu Hause im eigenen Krug steht dann ein braunes Landbier, fast ein wenig hell für ein Dunkles, verglichen mit richtigen Schwarzbieren. Der EBC-Wert dürfte so um die 25 liegen. Aber wen interessiert das eigentlich? Trinken will man das Bier ja und nicht nur anschauen. Vor dem Gaumen kommt aber die Nase und die wird durch einen malzigen Geruch mit ganz, ganz leichten Bitteraromen verwöhnt. Davon will der Gaumen natürlich auch etwas haben. Kriegt er auch – und zwar ein mildes, eher malziges Dunkles. Der Malzgeschmack ist nicht zu breit angelegt, die Säuren und Bitterstoffe vom Dunkelmalz und Hopfen sind da, aber nicht zu dominant. Der Hopfen sorgt dafür, dass das ganze nicht zu süß ausläuft und ein richtig bieriges Finish bekommt. Ja, sowas ist auch sehr ordentlich, lobenswert und zu empfehlen. Mir wurde zwar gesagt, nach dem 10. Seidla mache es am nächsten Morgen Kopfweh, da in so eine Siphon-Flasche aber weniger hineinpassen, ist das ausnahmsweise nicht mein Problem …