So, das waren jetzt zwei Bamberger Biere nacheinander. Das kann bei einem Bamberger schon vorkommen. Außerdem ist Bamberg ja die Stadt mit den meisten Brauereien … HALT! Die größte Brauereidichte auf der Welt hat uns ja die Gemeinde Aufseß streitig gemacht: Auf die 1.500 Einwohner der Gemeinde mit ihren Ortsteilen Heckenhof, Hochstahl und Sachsendorf kommen ganze 4 Brauereien.
Also sollte man mal ein Bier aus der Guinessbuch-Region ins Auge fassen. Die Frage ist nur welches?
Am bekanntesten ist wohl die Aufsesser Brauerei. Daneben kennen Bier-Liebhaber und Motorradfahrer natürlich auch die Kathi in Heckenhof. Dazu kommen die weniger bekannten Brauereien Stader in Sachsendorf und Reichold in Hochstahl. Der freundliche Bierverkäufer im Getränkemarkt des Vertrauens führt mich also zu einem halbhohen Turm aus blauen Bierkisten und zieht eine NRW-Flasche heraus. „Reichold Lager“ steht auf dem Etikett, dass bei mir irgendwie schwere Hopfen-Assoziationen auslöst. Vobeigegangen bin ich oft, aber bisher sprach mich das Etikett irgendwie nicht an.
Ich will also abwehren, der Händler besteht in bester Verkäufermanier darauf, ich werde dann doch weich und nehme ein Fläschchen mit.

Reichold_Lager

Farblich steht ein sattes Gold vor mir im Glas. Beim Einschenken schäumt es kurz auf, bevor eine 5mm Schaumschicht übrig bleibt. Und vom Glasboden perlt ein unablässiger Kohlensäurestrom nach oben wie in den Tauchrevieren am roten Meer zu den besten Touristenzeiten – naja, Ägypten ist vielleicht gerade der falsche Ferienort.
Das Bier riecht angenehm malzig-fruchtig. Ich schnuppere und schnuppere, aber der erwartete Hopfenschlag will nicht einsetzen.
Also mal probieren: Malz und Kohlensäure (wie im Sprudel) und … na? Also? Doch! Hopfen? Ja, Hopfen! Aber äußerst dezent. Und ganz ehrlich sprudelt die Kohlensäure den Hopfennachklang nahezu weg. Ein wenig spritzig aber durchaus süffig.
Wie man sich doch in einem Bier täuschen kann. Liebe Brauerei Reichold, ich habe euch Unrecht getant. Hiermit sei öffentlich um Entschuldigung gebeten.

P.S. Es sei noch auf die 4,9% des Reichold Lager und die Ausstoßmenge von 3600 hl/Jahr der Brauerei reichold hingewiesen.