So, nach all dem Festtagstrubel gibt es heute mal ein gnaz einfaches Bier … Wobei das natürlich ein wenig Quatsch ist, denn heute geht es um ein klassisches Helles. Und nahezu jeder Braumeister vertritt bei diesem Bierstil die Meinung, dass er eigentlich ams chwersten zu brauen ist. Ein Helles „verzeiht“ nämlich keine Fehler. Wo man bei anderen Bierstilen mit Röstaromen oder Hopfennoten unerwünschte Effekte im Bier überdecken kann, ist das bei einem Hellen nicht möglich. Was auf der anderen Seite auch bedeutet: Das Helle mag vom Prinzip her „everybody’s darling“ sein. Aber praktisch kann so ein Helles die Geister scheiden. Der eine mag es halt, wie die Brauerei diesen Stil (zum Beispiel hopfiger, malziger, süßer, herber, …) auslegt, der andere halt nicht. Das will ich nur schnell vorausschicken, bevor ich über das Seidla Hell von der Brauerei Rothenbach in Aufseß schreibe.

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Bei mir ist das mit den Bieren aus Aufseß nämlich so: Die dunkleren/dunklen mag ich. Das Dunkle selbst, das dunkle Festbier, auch das bernsteinfarbene Zwickel – die sind alle genau so, wie ich mir es mir wünsche. Mit dem Pils dagegen hatte ich so meine Probleme. Das Keller Pils bzw. dagegen wieder ok. Der Hopfen Trunk war dagegen wieder weniger meines. Und jetzt kommt das (mittlerweile unvermeidliche) Seidla Hell dran. der Trend geht hin zu den hellen Bieren. Kaum eine Brauerei, die sich dem verschließen will. Klar, dass man auch in der Fränkischen Schweiz helle Biere findet, obwohl vom Wasser her in der Region eigentlich eher dunkle Biere beheimatet sind.

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Von der Optik ist dem Seidla hell nichts vorzuwerfen. Es kommt in der typischen „Aufsesser-Flasche“ daher. Und der Name gefällt mir sowieso. Da hat man der Versuchung widerstanden, den gefühlt dreihundertunddrölfsten Augustiner- oder Tegernseer-Klon in der Euroflasche auf den Markt zu werfen. Eine „Helle Halbe“ im Kernland der Fränkischen Schweiz? Gottlob nicht! Auch im Krug macht das Bier eine gute Figur. Auf meinem Gaumen erinnert mich das Bier dann aber schwach an das oben schon erwähnte Pils. Die gleiche Auslegung von Malz- und Hopfenaromatik, halt nur schwächer in der Ausprägung. Für meinen Gaumen zu kernig, zu matt. Dieses Stroharoma, das mir so gar nicht zusagt, zieht sich durch den Trunk von vorne bis hinten. Klar, es ist ein Helles, da schmeckt man jede Komponente heraus. Bei ratebeer hat das Seidla Hell bis dato drei Eintragungen, von denen zwei diesen „Stroh-Charakter“ bzw. diesen ländlichen Touch auch herausstellen und ihn positiv bewerten. Wie gesagt, es kommt halt darauf an, ob man es mag. meine Empfehlung für heute lautet deshalb: Wer das Aufsesser Pils mag, der soll sich getrost eine Kiste vom Seidla Hell mitnehmen. Wer beide noch nicht kennt, sollte sie unbedingt probieren. Und wer bisher gedacht hat, so ein Helles wäre eines wie das andere, der sei jetzt eines Besseren belehrt.