Schaut man sich in der Brauereilandschaft Frankens um, dann fallen zwei Dinge auf: Es gibt viele sehr alte Brauereien, deren Tradition über vier oder mehr Jahrhunderte reicht. Es gibt aber auch viele Brauereien aus dem 19. Jahrhundert. Dabei handelt es sich nicht selten um aufgelöste Klosterbrauereien. Als nämlich die Bayern die fränkischen Kleinstaaten besetzten, haben sie nicht nur alles an Kunstschätzen mitgenommen, um ihrer neuen Residenzstadt München ein wenig Glorie zu geben, sie machten auch die florierenden klösterlichen Brauereien und Brauereianlagen zu Geld. Bayerns Märchenschlösser kosteten schließlich Geld! Das Gössweinsteiner Kapuzinerkloster, später den Franziskanern übergeben, wurde im Zuge der Säkularisation zu einem sogenannten “Aussterbekloster”. Die Mönche der aufgelösten Klöster konnten dort ihren Lebensabend verbringen – neue Novizen durften nicht mehr aufgenommen werden. Der bayerische Beamte Schilcher soll sie deshalb “Crepieranstalten für die halsstarrigen klostertreuen Individuen” genannt haben, was gerne kolportiert wird, sich aber so nicht nachweisen lässt. Jedenfalls sollten diese Klöster nur so lange bestehen, bis der letzte Mönch das Zeitliche gesegnet hätte. Danach wäre auch dieser Besitz dem Staat Bayern zugefallen. Die umfangreichen Brauanlagen des Klosters Gössweinstein – immerhin 10 Ochsenfuhrwerke – wurden schon im späten 19. Jahrhunndert an Johann Rothenbach nach Aufsess verkauft. Da gab es in Gössweinstein noch Franziskaner, unter deren Anleitung er am am 4.11.1886 braute seinen ersten Sud braute – und damit die Erfolgsgeschichte des Aufsesser Bieres begründete.


Seit 2007 gibt es bei der Aufsesser Brauerei nun ein Kellerbier namens Zwickl.

Und das kann sich durchaus sehen lassen, machen die altertümlichen Flaschen und die liebevoll gestalteten Etiketten dieser Brauerei doch optisch schon eine Menge her. Da wirken die Plastikkästen fast ein wenig wie ein Stilbruch. Aber Holzkästen, wie sie z. B. die Brauerei Schnupp in Altdrossenfeld benutzt, sind halt auch unpraktischer.
Das Zwickl aus der Bier-Rekord-Gemeinde Aufsess ist bernstein-orange-trüb. Die Schaumkrone ist ganz ordentlich und wird durch reichlich Kohlensäure genährt. Meist sind Zwickl- und Kellerbiere ja ungespundet, was bedeutet, dass sich die Kohlensäure zurückhält. Das Aufsesser Zwickl ist da lebhafter, was aber ganz in Ordnung ist. Der Geruch ist in erster Linie malzig, aber dabei fruchtig-frisch und nicht schwer-muffig. Vom Geschmack her ist es vor allem süffig. Leichte Hefesäuerlichkeit, breit angelegtes Malz mit leichten Röstnoten und dazu hier und da eine Spur Hopfen, das Ganze bei freundlichen 4,8% Alkohol – diese Mischung ergibt ein Bierchen, das so bald ganz sicher nicht aussterben wird …

Übrigens: Die Franziskaner in Gössweinstein gibt es immer noch. Nur mal so am Rande. Nur brauen können sie halt jetzt nicht mehr.