Klappern gehört ja bekanntlich zum Handwerk, wie man so schön sagt. Und in Sachen Bier gilt das erst recht. Keine Brauerei, die ihre Vorzüge nicht deutlich durch entsprechende Prädikate oder Begriffe zur Schau stellen würde – sei es nun in Form von Gold-, Edel- oder Premiumbieren. Oder man versteht sich als handwerklicher Betrieb, dann wimmelt es von Original-, Ur- und Landbieren. Was bei den traditionellen Bieren recht ist, ist bei den Craftbieren nur billig, möchte man meinen. Und auch, wenn die Zahl der fränkischen Craftbiere noch recht überschaubar ist, lehnt man sich auch hier schon mal recht weit aus dem Fenster, was die Selbstdarstellung angeht. Maisel & Friends versprachen gestern nicht weniger als ein Brett an Hopfen. Und auf den Etiketten des Wiethaler Blanche aus Neunhof bei Lauf kann man recht selbstbewusst lesen: „crown of craft beer – real taste„.
Ich weiß auch gar nicht, ob dieser Spruch auch schon beim Hoptimum Pale Ale auf den Etiketten stand. Aber das Hoptimum war zwar nicht das Optimum an Hopfung, aber zumindest ein verdammt gutes Pale Ale, das richtig geil (man verzeihe mir den Ausdruck) schmeckt. Aber, um bei den sinnhaften Sprichwörtern zu bleiben, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein sehr gutes Pale Ale verleiht noch keine Craftbierkrone. Zumal noch kein Meister vom Himmel gefallen ist.
Was mich gleich zum nächsten Punkt auf dem Etikett bringt. „Fränkisches Bier dé Blanche“ steht da in deutsch-französischem Mix. Und das geht nun eigentlich nicht zusammen, also nicht wegen des Sprachmixes, sondern weil sich hier zwei Dinge ausschließen. Denn ein belgisches Biere dé Blanche wird eigentlich mit Orangenschalen und Koriandersamen eingebraut, darf dann hierzulande aber nur dann Bier heißen, wenn es in Belgien so etikettiert wird. Als deutscher Brauer darf man ein solches Bier nicht Bier nennen. Das mag nun unlogisch klingen, verdanken wir aber unserem Reinheitsgebot, das nur für die Deutschen bindend ist.
Im Fränkischen Bier dé Blanche sucht man die exotischen Zutaten übrigens vergebens. Das Wiethaler Blanche hält sich ans Reinheitsgebot und versucht, die fehlenden Geschmackskomponenten über das Malz, den Hopfen und die Hefe auszugleichen. Alleine, sich das als junger Braumeister zuzutrauen, nötigt mir schon mal größten Respekt ab. Denn Orangenaromen und leicht pfeffrige Schärfe gehören nicht zu den Aromen, die deutsche Biere auszeichnen. Und diese nur durch das Malz, den Hopfen und die Hefe produzieren zu wollen, klingt für mich eher nach dem Auftrag für Lebensmitteltechniker … oder nach dem Versuch der Quadratur des Kreises.
Bleibt die Frage, ob der Versuch gelingt? Vom Aroma her riecht das Bier schon mal erfrischend-fruchtig nach Orange. Der Punkt geht an das Wiethaler Blanche. Auch geschmacklich kommen fruchtige Orangennoten herüber. Das passt zum leichten Charakter dieses Biers. Das trinkt sich äußerst entspannt und wäre ein ideales Sommerbier, wenn denn der Sommer irgendwo stattfände. Ohne weiter um den heißen Brei herumreden zu wollen: Die ersten zwei Drittel dieses Bieres überzeugen! Aber dann macht sich doch bemerkbar, dass man – sorry, wieder ein Sinnspruch! – nicht zwei Herren dienen kann. Das Reinheitsgebot verbietet die Koriandersamen, das belgische Wît oder Biere Blanche will aber eine feine Schärfe im Abgang haben. Und die bekommt das Wiethaler Blanche nicht so wie seine belgischen Geschwister hin … bzw. die fränkischen, die in dem Fall gegen das Reinheistgebot brauen. Denn der Abgang wirkt eher „frisch“ und kühl-trocken als richtig „scharf“. Das darf man jetzt bitte nicht als Kritik am Wiethaler Blanche sehen, da müssen wir die Kirche wirklich mal im Dorf lassen. Es zeigt nur, wo die Grenzen der Machbarkeit liegen, wenn man exotische Bierstile mit dem Reiheitsgebot unter einen Hut zu bringen versucht. So bleibt als abschließendes Fazit, dass das Wiethaler Blanche ein interessant fruchtiges, geschmacklich leichtes (bei trotzdem 4,8 %) Sommerbier ist. Oder eiben eine fränkische, reinheitsgebotskonforme Interpretation eines Biere dé Blanche. Dieses Résümé (oder Resümee, für die Sprache gibt es ja kein Reinheitsgebot) könnte man sicher auch noch in ein sinnhaftes Sprichwort gießen, aber ehrlich gesagt habe ich schon mein Pulver verschossen, mir fällt grad keins mehr ein …
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