Hallo, liebe Bierfreunde,

am besten setzt ihr euch kurz – oder vielleicht auch ein wenig länger, ihr kennt mich ja – hin. ich muss euch nämlich etwas sagen …

Und das hat irgendwie – natürlich – mit dem heutigen Bier des Tages zu tun. Es geht um die Cerevisia Michaelbergensis der Braumanufaktur Weyermann® – ihres Zeichens ein Mischgetränk aus Bockbier und einem Kräutersud. Mischgetränke sind ja nicht unbedingt so ein Fall für meinen Blog, sonst müsste ich anfangen jedes einzelne Radler zu besprechen. Oder gar all die V+XYZ-Grapefruit-Mischungen. Und wo käme ich da hin?

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Aber im Fall der Cerevisia Michaelsbergensis geht es um mehr als das. Dazu muss man etwas über das Kloster Michaelsberg (oder Michelsberg, es gibt beide Schreibweisen) und seine einzigartige Klosterkirche wissen. Nicht nur, dass das Kloster sozusagen die Keimzelle der Braukultur der Stadt ist – Bischof Otto I. verlieh 1122 den Benediktinern auf dem Michaelsberg das Braurecht! Die Klosterkirche besticht auch durch ein einzigartiges Deckengemälde. Die Decke der kompletten Klosterkirche wurde als riesiger „Himmelsgarten“ ausgestaltet. Blumen und Bäume, Heil- und Nutzpflanzen zieren die Felder zwischen den Kreuzrippen im Gewölbe. Sie zeigen die große Bedeutung von Pflanzen für den mittelalterlichen Menschen: als Medizin, als Nahrung, als Allegorie auf Glauben und Leben. Und diese enge Verbindung mit der Natur nimmt die Cerevisia Michelsbergensis auf, mischt ein 7,1 %iges dunkles Bockbier (zu 97 %) mit einem Sud aus Wasser, Lavendel, Süßholz, Kamille, Pfeffer, Safran und Ingwer (zu 3 %). Genau so, wie es die Mönche und Nonnen früher machten, um Leiden zu kurieren, erhitze Gemüter zu beruhigen oder allgemein die Gesundheit zu stärken. Mit Kräutern und Gewürzen aromatisiertes Bier galt im Mittelalter als Medizin. Und als alter Mittelalter-Fan kann ich mir so ein „Gewürzbier“ natürlich nicht entgehen lassen.

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Nun muss kein Reinheitsgebotsfanatiker befürchten, ein „Hexen-Gebräu“ vor sich stehen zu haben. Die Komposition ist ausgewogen, das Aroma für ein Bier außergewöhnlich würzig. Vor allem die Süßholz-Note, die zum dunklen Bockbier passt, fiel meiner weltbesten Biertestergattin und mir als erstes auf. Dazu kommt eine schöne Karamellsüße. Da ist das Bier ganz ein Bock. Wobei das auch wieder nicht stimmt. Vergoren wurde das Ganze nämlich – laut Homepage – mit einer obergärigen Klosterhefe.Und dann ist da diese ungewohnt wirkende kräuterige Herbe und ein – wie ich finde – Kamille-Feeling, die immer wieder leicht befremden. Ohne auf der anderen Seite die Trinkbarkeit zu stören.

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Bleibt die Frage, wie man auf die Idee für ein solches Bier kommt? Dazu muss man wissen, dass die Kosterkirche St. Michael in Bamberg akut einsturzgefährdet ist. Und dass sie im Jahr ihres Jubiläums deshalb geschlossen war – und es auch noch über Jahre hinaus sein wird. Wie man diesen zentralen Ort des Welterbes und der Geschichte Bambergs erhalten kann – um nichts weniger geht es –, zählt ebenso zu den ungeklärten Fragen wie die nach der Finanzierung. 50 Millionen Euro stehen im Raum. Die Mälzerei und Braumanufaktur Weyermann® will mit der Cereviaia Michelsbergensis ihren Teil dazu beitragen, Geld für dieses Mammutprojekt zu sammeln.

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Knapp 10 Euro zahlt man für so eine Flasche dieser limitierten Edition. Und ich finde, das ist gut investiertes Geld. Nicht nur des Bieres wegen.

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Aber jetzt habe ich lange genug um den heißen Brei geredet. Denn eigentlich wollte ich auf noch etwas anderes hinaus – nämlich den Punkt, dass der Michelsberg und mein eigentlicher Blog Bier des Tages etwas gemeinsam haben: Sie sind im Moment geschlossen. Und ich im Moment nicht sagen kann, wann die Seite wieder richtig laufen wird und die Tausende von Bieren wieder lesbar sein werden. Das ist für mich heute ein besonderes Thema, weil das Bier des Tages heute auf den Tag genau 5 Jahre alt wird. Seit 1826 Tagen schreibe ich nun schon jeden Tag über ein anderes fränkisches Bier. Mal kürzer, mal länger, mal interessanter und manchmal … ja, sicher auch langweilig oder auch langatmig (wie heute). In der Zeit ist viel passiert: Ich habe viele neue Freunde kennen gelernt, 1881 Biere verkostet (zugegeben, ein paar mehr), Messen besucht, Interviews gegeben … Jeden Tag bin ich aufgestanden und habe eine Geschichte geschieben, egal, ob ich krank war, im Urlaub war (fragt bitte nicht, wie das geht. Es geht.),habe 19 Notizbücher vollgeschrieben. Jeden Tag ein neues Bier, jeden Tag eine neue Geschichte … und das egal, ob Facebook gezickt hatte oder 1 blu den Server meines Blogs gekillt hatte. Egal, ob ich mich danach zur Arbeit, zu Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen aufgemacht habe …

The Show must go on …
… sozusagen.

BdTNummer1

Das Bier des Tages ist seit dem 10.01.2011 bisher noch keinen Tag „ausgefallen“. All denen, die mich die ganze Zeit als Freunde, Kritiker, Mentoren und natürlich einfach nur als Leser begleitet haben, möchte ich für die letzten 5 Jahre danken. Und dann natürlich auch meiner Familie, die die letzten 5 Jahre jeden Tag (1826 mal!) denselben Satz gehört haben: „Ich muss nur noch kurz mein Bdt schreiben …“ Ohne euch alle wären die letzten 5 Jahre nicht möglich gewesen.
Gleichzeitig ist so ein Jubiläum der richtige Weg, um sich Gedanken um die Zukunft zu machen und nicht nur im „Gestern“ zu verharren. Für mich heißt das, dass die heutige Kolumne wohl die letzte „tägliche“ gewesen sein wird. Ich weiß, ich habe mein Ziel, jedes Bier in Franken zu beschreiben noch lange nicht erreicht. Ganze Regionen fehlen noch, auch ganze Brauereien. Aber der Zeitaufwand diese Biere zu organisieren, wächst langsam so sehr an, dass ich kaum noch hinterher komme.

Craft Beer Führer Franken

Zudem binden mich zunehmend immer weitere, spannende neue Aufgaben. Da ist der Craftbeer Führer Franken, an dem Martin Droschke und ich schreiben. Und das ist nicht das einzige Buchprojekt. Da wird im laufenden Jahr noch einiges kommen. ;-)
Ich mache also heute „Schluss“ damit, euch täglich mit Kolumnen „zuzuspammen“, wie es eine Nichte von mir mal launisch ausdrückte. Nichts destotrotz mache ich natürlich weiter, beschreibe weiterhin fränkische Biere, gebe Empfehlungen usw. Nur eben nicht mehr jeden Tag, sondern eher „unregelmäßig“. Also alle paar Tage mal. Ganz aufhören werde ich natürlich nicht. Ihr werdet mich also nicht für immer los. Vielleicht wird sich das Format im Laufe des Jahres ändern. Ich habe neue Ideen und die brauchen vielleicht „einen anderen Rahmen“.

All jenen, die es gewohnt waren, nach dem Aufstehen (oder wann auch immer) jeden Tag ihre (vielleicht sogar liebgewonnene) Bierempfehlung zu lesen, bei denen entschuldige ich mich  dafür, dass das demnächst nicht mehr täglich passieren wird. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Und wie gesagt, ganz aufhören werde ich nicht. Könnte ich auch gar nicht. Ihr kennt mich ja.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir als Leser, Freunde, Kritiker usw. auch weiterhin gewogen bliebet.

Euer

Norbert