Gestern war der erste Advent. Und immer, wenn man zum ersten Mal über den Weihnachstmarkt läuft und zum ersten Mal Schilder mit der Aufschrift „Christbäume“ sieht, stellt sich die Frage: „Was für einen Baum stellen wir dieses Jahr auf?“ Gut, einen eigenen Baum kauft wohl kaum einer vor dem dritten Advent. Trotzdem stellt sich die Baumfrage fürher oder später – und die lautet in der Regel: (Nordmann)Tanne oder (Blau)Fichte? Für die Tanne spricht, dass sie nicht so sehr nadeln. Für die Fichte spricht, dass sie nicht so teuer sind. Wer jetzt noch so gar nicht in Weihnachtsstimmung ist, mag sich denken „Lass mich doch mit dem Baum in Ruhe! Das hat doch noch Zeit!“ und sich gemütlich ein Feierabendbierchen aufmachen wollen. Und schwupps steht er vor dem gleichen Problem: Tanne oder Fichte?
Denn fragt man nach den beliebtesten Bieren in Deutschland, so wird das Rothaus Tannenzäpfle aus der Baden-Württembergischen Staatsbrauerei Rothaus regelmäßig genannt. Dem Charme der 0,33er Flaschen mit Tannenzapfen und Schwarzwald-Mädle kann sich auch keum wer entziehen. Dabei gibt es wie auf dem Christbaummarkt auch für die „Bier-Tanne“ fichtige Konkurrenz. Da ist nämlich das Nailaer Fichtenzäpfla der Bürberbräu Naila. Das kommt auch in einer 0,33er Flasche daher, die braun ist wie die Fichtenstämme im Frankenwald. Zusammen mit dem ebenfalls grünen Etikett wirkt das ganze auf mich ein wenig wie ein Lifestyle-Pils-Verschnitt. Solche Biere zeichnen sich ja oft durch einen wässrigen Körper und fast schon ins Harzige gehende Hopfenbittere aus, die man nur eisgekühlt runterwürgen kann. Und ganz ehrlich: Viele Brauereien nennen als Grund für die 0,33er Flaschen, dass das Bier ausgetrunken sei, bevor es sich in der Hand des Disko- oder Clubgängers erwärmen könne. Dass sich 0,33 Liter teurer verkaufen lassen als 0,5 Liter ist dabei sicher ein angenehmer Nebeneffekt. Aber zurück zum Fichtenzäpfla.

309833_284795638228366_37107795_nDas hatte ich mir an einem „Pils-Test-Abend“ aufgemacht und wie gesagt ein „Trendpils“ befürchtet. Das Tannenzäpfla ist schließlich auch eines.
Das Fichtenzäpfla ist aber keines! Also auf alle Fälle ist es kein Pils. Farblich gold bis fast ins altgold gehend und mit grünem, leicht harzig-hopfigen Geruch scheint es zwar in die Richtung zu tendieren. Beim Geschmack schlägt der Zeiger aber in die entgegengesetzte Richtung aus: Da ist ein ordentlich malzig-getreidiger Grundkörper mit einem leichten Hopfenüberbau. Für ein Pils kommt das Malz definitv zu stark heraus, man müsste es vielleicht ein „Franken-Pils“ nennen … oder besser ein verdammt leckeres, weiches Helles! Nichts gegen ein Tannenzäpfle, keines der schlechtesten 0,33er Trendbiere sicherlich, aber wer mich fragt, dem kann ich nur sagen, was die Kinder schon in der Grundschule lernen:
Die Fichte sticht, die Tanne nicht!
Will heißen: Unter den 0,33er „Trend“bieren steht für mich das Fichtenzäpfla ganz weit oben. Eigentlich könnte es das auch in 0,5er Flaschen geben.

P.S.: Seit 2010 steht bei der Bürgerbräu Naila ein neuer Mann am Ruder: Walid Aziz. Der Geschäftsmann aus dem Bereich Transport und Logistik scheint das Unternehmen erfolgreich aus der Insolvenz zu führen. Außerdem gibt es einen Kooperationsvertrag mit der Regensburger Bischofshof Brauerei, nach dem das Gottsmanngrüner Pils in Naila, das Nailaer Weizen in Weltenburg gebraut wird. Außerdem wurden 2010 ca. 1 Million Euro in eine neue Abfüllanlage der Nailaer Bürgerbräu investiert. Jetzt hoffe ich mal, dass die Logistik-Kooperation mit dem überregionalen Partner das Fichtenzäpfla auch außerhalb des Fichtelgebirges bekannter macht. Verdient hätte es es.