So, jetzt habe ich lange genug gewartet, um das Geheimnis um den selbstgebrauten Bock zu lüften. Denn so ein Spezialbier darf man ja eigentlich nicht vor dem offiziellen Anstich loben … Nur schwarze Schafe würden das tun ;-).
Wobei man selbst ja so ein Bier kaum objektiv besprechen kann. Schließlich liegt da „unser Baby“ in den Fässern und Flaschen. Und was für ein Baby! Bevor ich jetzt aber mit der Lobeshymne anfange, gibt es Fakten, Fakten, Fakten:


21 Kilo PiM ( = Pilsner Malz) waren beteiligt, könnte auch ne Schippe mehr gewesen sein. Pilsner Malz zeichnet sich durch eine helle Färbung und einen milden Geschmack aus. Eigentlich könnte man meinen, ein Bier aus nur einem Malztyp wäre im Geschmack ein wenig eindimensional und „fad“. Dem ist aber überhaupt nicht so. Denn beim Geschmack spielen alle Komponenten und auch die Lagerdauer eine nicht unwesentliche Rolle. Neben dem „Brauwasser“ (aus der Wasserleitung) kamen noch Hopfen vom Typ 45 – bedeutet, dass in den Pellets 45% des Ausgangsgewichst vorhanden sind – und die schon erwähnte Safale S-04 am „Ehmbogg“, wie unser Baby getauft wurde, beteiligt.

Im Glas macht er eine ganz besondere Figur. Dicht, trüb und bernsteinig ist er, was jetzt nichts Besonderes wäre – wäre da nicht diese Crema von Schaum, die man schon fast schneiden kann. Und die ziemlich lange stehen bleibt. Die ist wohl der obergärigen Hefe geschuldet. Und auch der Geschmack geht in weiten Teilen auf ihr Konto. Nur wie beschreibe ich den ohne mit von Vaterstolz geschwellter Brust zu übertreiben?
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Fruchtig, unterschwellig ist da auch etwas wie Vanille oder Banane, malzig ist er. Seine bierige Herbe zeigt er eigentlich nur am Anfang kurz. Dann überwiegt der malzig-fruchtige, leicht esterige Geschmack. Stark ist er mit seinen ca. 7% auch. Es ginge zwar stärker, dann hätte ich aber heute das Bier des Tages nicht mehr schreiben können. Denn seine Süffigkeit hat er gestern Abend schon unter Beweis gestellt. Das 30 Liter Fass hat den Abend nicht überlebt – bei mehr oder minder 9 Mann. Ich denke mal, das spricht für sich … und für den Bock. Was die Mitstreiter zum Bock meinten könnt ihr ja unten im Foto lesen.

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Bleibt mein Fazit: Ich war skeptisch, was die Hefe anging. Und bin es auch noch ein wenig, denn Böcke haben eigentlich untergärig vergoren zu werden – außer es ist ein Weizenbock. Andererseits wäre aus dem Bier untergärig wohl „nur“ ein maischig-malzig breiter, trüber heller Bock geworden. Das wäre nicht verkehrt gewesen – aber unser „Ehmbogg“ bietet im Vergleich dazu einfach wesentlich mehr an Aromenvielfalt. Vielleicht ist die Idee, nach allen Experimenten im Bereich Malz und Hopfen jetzt „mit der Hefe zu spielen“, um neue, interessante Geschmacksvarianten zu erhalten. Die steigende Anzahl in Deutschland gebrauter Ale usw. Biere zeigt ja genau in diese Richtung.