Weiter geht’s mit der “Quer-durchs-Beet-Pilsverkostung” – diesmal mit einem “Billig-Pils“. Denn, um auf dem deutschen Biermarkt im Moment Geld zu verdienen, kann man unter anderem zwei sich scheinbar widersprechende Strategien anwenden: Man kann den Bierpreis erhöhen und so die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe auffangen. Oder man kann billigeres Bier anbieten. Dann ist der Erlös pro Flasche bzw. Kasten zwar geringer, das wird aber durch eine größere Absatzmenge wieder kompensiert.
Allerdings hat diese Strategie einen nicht zu unterschätzdenden Haken. Gerät die eigene Marke erstmal in den Ruch, ein “Billigbier” zu sein, ist das alles andere als gut für das Image: “So ein ‘Pennerglück’ kann ja zu dem Preis gar nicht gut sein! Das ist doch kein Bier!”, hört und liest man überall. Selbst die ehemalige Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner ließ der Rheinischen Post gegenüber verlauten: “Bei vier Euro für den Kasten Bier habe ich Zweifel, ob man das noch qualitätsorientiert herstellen kann.” Auf die Frage, ob bei einem solchen Preis der Verbraucher misstrauisch sein müsse, legt sie nach: “Die Vermutung liegt nahe, dass da irgend etwas nicht mehr stimmt.” Die Botschaft im Hintergrund: Im Billig-Bier stecken trotz Reinheitsgebot minderwertige Rohstoffe.
Es ist also kein Wunder, dass Brauereien zur Auslastung ihrer Brauanlagen und zum Ausbau ihres Absatzes eigene “Diskount-Linien” entwickeln, die so wenig wie möglich mit der Kernmarke zu tun haben. Auf den Bieren der Marke “Franken Halbe” steht deshalb nichts von der Wolfshöher Privatbrauerei, die der Hersteller dieser Biere ist. Um das herauszufinden, müsste man nicht in den Registerauszug des Deutschen Patent- und Markenamtes schauen, aber er beseitigt letzte Zweifel.
Schaut man sich das Etikett des Franken Halbe Pilsners an, fällt auf, dass unter den Zutaten kein Hopfenextrakt zu finden ist. Selbst Premiumbrauer, die sonst so gerne mit ihrem “Siegelhopfen” werben, gestehen den vorverarbeiteten, einfacher im Produktionsprozess einzubindenden und vor allem günstigeren Extrakt in der Zutatenliste ein. Nun ist die Verwendung von Hopfen(Pellets) statt Hopfenextrakt sicher nicht das einzige Qualitätsmerkmal eines Bieres. Aber Ilse Aigner hätte in ihrer Zeit als Verbraucherschutzministerin auch gut daran getan, mal zu schauen, ob bei den Premium-Anbietern alles mit der “Qualität” so stimmt. Interessant, wenn man bei hopfenbetonten Qualitätsbieren mehr Hopfenextrakt als natürlichen Hopfen findet. Wenn überhaupt noch Hopfen drin ist …
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Aber lassen wir die Qualitätsdiskussion bei den Billigbieren mal beiseite. Denn letztlich könnte die nur durch aufwändige Labortests entschieden werden. Was den Verbraucher neben dem Preis zum Kauf anregt, ist auch im Falle der Billigbiere der Geschmack. Das Preis-Leistungs-Verhältnis also.
Das fällt bei diesem Bier gar nicht so schlecht aus, wie ich finde. Und ich rede jetzt nicht von den pilstypischen 4,8 % Alkohol. Wenn man sich sinnlos und billig betrinken will, gäbe es Billig-Biere, die wesentlich stärker sind. Optisch kann man ein Premiumpils ja sowieso keinen Unterschied zu einem Billig-Pils. In Sachen Geschmack müsste man eigentlich eine Blindprobe machen. Nur so könnte man ausschließen, dass man dadurch, dass man weiß, was man trinkt, beeinflusst wird. Und diese Beeinflussung darf man nicht unterschätzen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen immer wieder, wie manipulierbar unser Gehirn in solchen Sachen ist. Für ein Pils fehlt die klassische, nachhängende Bittere. Ja, es ist eigentlich zu weich und mild, auch wenn vordergründig ein wenig Hopfenaroma aufkommen darf. Eigentlich müsste man es ein spritziges Helles mit ein wenig mehr Würze nennen. Das kann man dem Franken Halbe Pilsner nun als typische Eigenart eines Billigbiers vorwerfen. Allerdings istd iese geschmackliche Milde auch das, was viele fränkische Landpilsner ihr eigen nennen. Egal, wie viel der Liter nun kostet.
Störend ist vielleicht ein wenig der fruchtig-säuerliche Beigeschmack, aber sonst hatte ich schon schlechtere Biere in der Hand. Natürlich auch wesentlich bessere. Kaufen würde ich das Billigbier Franken Halbe von den Wolfshöhern trotzdem nicht. Denn der Bierkauf hat für mich auch etwas mit Respekt und Wertschätzung zu tun. Wenn ich die Arbeit eines Brauers respektiere und schätze, bin ich gerne auch bereit, einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen.
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