Über’s heutige Bier des Tages ließe sich viel erzählen. Zum Beispiel, dass mir ein Getränkehändler aus Berlin eine Flasche von diesem Bier bei meinem Getränkehändler in Bamberg just in dem Moment hinterlegte, als ich das gleiche Bier in einem Getränkemarkt im Spessart fand. Oder dass die Wallfahrtskirche auf dem Ehrenberg mitten in einem Truppenübungsgelände – erst der Amerikaner, jetzt der Bundeswehr – liegt, was bisweilen bei den Wallfahrten auf den Maria Ehrenberg zu Komplikationen geführt haben soll. Oder, dass besagter Pilgerstoff 8 Wochen reifen dürfen soll, bevor er in die Flasche komme. Oder davon, dass man, um zur Wallfahrtskirche zu gelangen, eine „Himmelsleiter“ mit 254 Stufen erklimmen müsse. Oder wie schön man anhand der Will Bräu in Motten, die ja jetzt Teil des Hochstiftlichen Brauhauses in Fulda ist, sehen kann, wie sehr in der Rhön das Fränkische, das Bayerische und das Hessische verwoben sind. Oder, oder, oder …

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Aber dafür habe ich heute einfach keine Zeit, weil ich ja gleich Bierbänke aufstellen und einen Ausschank aufbauen muss. Im Namen des Herrn natürlich. Denn Bier gehört in Franken in jedes Dorf und in jede Stadt wie die Kirche. Und nicht selten liegt die Brauerei dem Gotteshaus gegenüber. So mancher biegt da sonntags „falsch“ ab und hat „das gläserne Gebetbuch“ in der Hand. Naja, wie sagt man so schön: „Gottes Wort dringt an jeden Ort!“ Und wer genug gepilgert ist, der hat sich auf jeden Fall einen kräftigenden Schluck verdient. Im Falle des Maria Ehrenberger Pilgerstoffes einen Schluck leckeres bernsteinfarbenes Lagerbier. Optisch gibt’s an dem Bier jedenfalls nichts auszusetzen. Gut, man könnte das Etikett ein wenig zu aufgesetzt finden. Ich finde, da lassen die Etiketten der Kloster Scheyern-Biere ein wenig grüßen. Aber was soll’s! Der Inhalt passt. Nicht zu kernig, anständig malzig, ein wenig süß, fein in der Würze … und mit 5,3 % auch ordentlich stärkend! Gut, es könnte natürlich kerniger sein. Nimmt man das Bier vom Kreuzberg als Maßstab, ist der Maria Ehrenberger Pilgerstoff „weicher“. Aber vielleicht ist das ja gewollt. Immerhin beherrschen den Kreuzberg das Leiden und Sterben Christi. Da darf es auch biertechnisch „bitterer“ zugehen als auf dem Maria Ehrenberg, wo es doch um die süße, liebliche und reine Gottesmutter geht.

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Schließen möchte ich das heutige Bier des Tages mal ganz rührselig-katholisch nicht mit dem Pilgerlied von Maria Ehrenberg, sondern mit einem meiner liebsten Marienlieder „Oh himmlische Frau Königin“. Denn in der letzten Strophe heißt es dort:

„Es soll im weiten Erdenrud
dich seligpreisen jeder Mund!
Wer einst den Herrn will ewig sehn,
darf nicht an die vorübergehn.
Wir geben dir in deine Hand
die Heimat, unser Frankenland.“

Schließlich gehört eine ausgeprägte Marienverehrung auch zu den kulturell identitätsstiftenden Merkmalen von uns Franken. Zumindest in den katholischen Teilen.