Schlägt man in den letzten Wochen die Zeitungen auf, fallen einem immer wieder Nachrichten über die Kulmbacher Brauerei AG ins Auge. Da liest man am 11.3., dass ein 25-Tonner seine Ladung mal eben bei Kulmbach über die B289 ergießt. Tags drauf verkündet die Kulmbacher, dass sie den Braubetrieb in Coburg, wo Scheidmantel und Sturm gebraut wurden, schließt. Das Coburger Bier, das eh schon in Kulmbach abgefüllt wurde, wird ab Mitte des Jahres dort auch gebraut. Am 19.3. ist zu lesen, dass das Schlappenbier in Hof nach dem Aus der Zeltbräu ab jetzt von der Scherdel übernommen wird – immerhin nach Rezept und unter Mithilfe des ehemaligen Braumeisters der Zeltbräu. Und jetzt kamen gestern die Unternehmenszahlen der Kulmbacher. Deren Verkauf sank um 2,7 %. Zwar sank der Konsum in „Nordbayern“ gesamt um 5 %, doch das schwächere Minus ist bei der Größe der Kulmbacher ein schwacher Trost. Alles in allem steht am Ende ein Minus von einer halben Million Euro da, was keine Dividende für die Aktionäre bedeutet.
Dabei wächst und wuchert die Kulmbacher, 1846 als Reichelbräu gegründet, seit ca. 1980 quer durch die fränkische Brauereilandschaft: Sandler, Mönchshof, Scherdel, Sturm, Scheidmantel, Werner-Bräu, Würzburger Hofbräu und andere gingen in der Kulmbacher auf – und leider manchmal auch unter. Dabei versuche ich als in Kulmbach Geborener ja immernoch Gutes in der dortigen Brauereilandschaft zu finden. Und Mönchshof war – bevor es die Kommunbräu gab – mein Kulmbacher Lieblingsbier. Ich erinnere mich noch gerne an den Sonntag mit Haxe und Klosterbock dunkel in der Brauereigaststätte …

199228_191606147547316_2102186_n
Also die Erinnerung aufgefrischt und zum Bockbier aus „Kulmbachs sympathischer Brauerei“ gegriffen. Dessen Flasche sieht erstmal im Vergleich zu früher lieblos aus. Zwar hat er an Alkoholgehalt um 0,3% auf jetzt 6,9% zugelegt, aber was macht der Geschmack?
Braun mit sattem Schaum liegt er im Glas und riecht malzig, aber auch ein wenig alkoholisch. Den alten Klosterbock habe ich dunkler in Erinnerung. Der Geschmack kommt breit dunkelmalzig daher. Aber keine Sorge, ein Malzbieraroma kommt nicht auf, dafür sorgen der Hopfen und die Röstaromen, die fast in Richtung Kaffee gehen. Für einen dunklen Bock ist das gar kein schlechtes Zusammenspiel. Bei Böcken muss der Brauer ja eh aufpassen, dass sie weder zu pappig auf der einen Seite, noch zu hopfig-bitter auf der anderen Seite geraten. Und die Gratwanderung ist eigentlich ganz gut gelungen. Für ein Industriebier sogar süffig.

198148_191604480880816_3463968_n
Nur mit der Aufmachung und dem Sixpack … naja, aber der Trend der Großbrauereien geht hin zu kleineren Gebindegrößen. Was will man machen. Am Etikett sollten die Kulmbacher aber wieder arbeiten. So verkaufen sie ihren Bock weit unter Wert!