Freunde, ich verstehe wieder mal etwas nicht. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen … Und zwar geht es, wie sollte es an einem Sonntag anders sein, um ein Weizen- oder Weißbier. Genauer gesagt geht es um die Mahr’s Bräu Weisse.
Nun hatte ich am 10.04.2011 schon mal ein Mahr’s Weizenbier – damals hieß es Festtagsweisse. Ein schön bernstein-helles Weizen, das seinerzeit einen goldenen Bierstern bekommen hatte. Recht voluminös, viel Aroma, sogar mit einer Spur Hopen gegen Ende hin … Vielleicht nicht mein persönlicher Favorit, aber für ein „fränkisches“ Weizen mehr als nur ordentlich. Und wie gesagt, so ein Bierstern ist in Sachen Werbung auch nicht zu verachten.
Deshalb frage ich mich, warum es die Festtagsweisse nicht immer gibt – dafür aber die Mahr’s Weisse, die ebenfalls in die Kategorie „helles Weizen“ gehört. Zwei helle Weizen von einer Brauerei sind ungewöhnlich, hauseigene Konkurrenz sozusagen. Und dann gibt es das prämierte Weizen auch nicht immer. Wäre es da nicht schlauer, die „normale Weisse“ der prämierten Festtagsweissen zu „opfern“? Dann wäre die Festtagsweisse zwar nicht mehr besonders, aber auch daraus ließe sich etwas machen: „Jeder Tag ein Festtag!“ – so oder so ähnlich könnte man für das „neue Weizen“ werben.
Aber ich bin ja nicht hier, um Brauereien zu „verstehen“. Ich bin hier, um jedes fränkische Bier zu testen. Und da heute kein Festtag ist, „muss es die Mahr’s Weisse tun“.
Optisch muss sie sich der Festtagsweissen geschlagen geben. Das trübe Gelb macht nicht ganz so viel her. Da hilft auch das weiße Schaumkrönchen wenig. Beim Einschenken war ich im ersten Moment verwundert. Denn was das aus der Flasche kam, sah sehr nach Kristallweizen aus – was im Falle eines „gelben“ Weizens doppelt irritiert, sieht es dann doch wie ein Helles aus. Die Hefe wollte in dieser Flasche mit Nachdruck und viel Zuneigung vom Flaschenboden gelöst werden, wofür sie sich mit einer feinen, gleichmäßigen Trübung bedankte. Allerdings hätte die noch stärker ausfallen können, hätte nicht ein Teil der Hefe „die Arbeit verweigert“ und sich direkt vom Flaschenboden auf den Glasbofen begeben, um dort weiterhin faul rumzuliegen. Es sei ihr verziehen, schließlich ist heute Sonntag und eigentlich hat sie ja ihre Arbeit schon längst erledigt.
Auch in Sachen Alkohol muss sich die Mahr’s Weisse mit (nur) 4,9 % der Festtagsweissen mit 5,5 % geschlagen geben. Vom Aroma her dominiert sie dafür, zusammen mit fruchtigen Noten. Vom Geschmack her ist es nicht ganz so voluminös, dafür aber spritzig, ein wenig fruchtig – hier ein wenig Banane, dort ein wenig Pfirsich und Zitrus, hintenraus ein wenig mehr von der Hefe und ein wenig Herbe. Nelkenaromen sind hier eher weniger dominant. Der Abgang ist weizentypisch, der Nachhall auch nicht verkehrt. Alles in allem ein ausgewogenes Weizen, das schmeckt – allerdings tun das auf diesem Niveau etliche andere auch.
Aber vielleicht ist das ja genau das Konzept hinter den beiden hellen Weizen vom Mahr’s? Die Mahr’s Weisse ist das Bier für alle Tage, die Festtagsweisse das „besondere“ Weissbier. Laut Mahr’s-Homepage gibt es jedenfalls im Mai einen Festtagsweisse Frühschoppen mit Musik.
Zum Frühschoppen würde ich dennoch eher die Mahr’s Weisse empfehlen. Ich kann nicht genau sagen, warum. Aber wenn man es so probiert, hat man fast Lust auf ein Leberkäsweggla, ein paar Saure Zipfel oder – wer weiß??? – sogar auf ein paar Weißwürste. Aber wie es kommt, das ein Weizen ausgerechnet MIR Lust auf Weißwürste machen kann, ist auch so ein Punkt, den ich mir nicht erklären kann. Vielleicht kann mir da auch jemand helfen …
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