Reden wir mal wieder über IPAs. Dieser Bierstil ist ja – ein wenig überspitzt ausgedrückt – ein wenig komisch. Und damit meine ich nicht die wunderbare, aber nicht eindeutig belegbare Legende, dass das India Pale Ale dadurch entstanden sein soll, dass die Briten zur Versorgung ihrer Kolonialtruppen (eben in Indien) ein stärkeres und (wegen der Haltbarkeit) massiv gehopftes Bier gebraut hätten. In Indien hätten es die Kolonialtruppen dann mit heimischen Wasser wieder auf Trinkstärke verdünnen sollen. Haben sie aber nicht getan, weil es so viel besser schmecken würde. Das sagt zumindest besagte IPA-Legende.
Was für mich das Lustige mit dem IPA ist, ist die Tatsache, dass man es – wieder ziemlich überspitzt ausgedrückt – das Pils unter den Craftbieren nennen könnte. Jeder braut es, es macht die unterschiedlichsten Craftbier-Brauereien dadurch „vergleichbarer“ und irgendwie ähneln sich viele IPAs. So ungewöhnlich so ein IPA für den traditionellen Biertrinker auch sein mag, so „gewöhnlich“ ist es für manche Beer-Geeks … „Another bloody IPA“ sozusagen.
Ich komme da nur drauf, weil das IPA von Maisel & Friends da ein wenig aus dem Rahmen fällt. Brauen viele Craftbierbrauereien das IPA als erste Sorte, weil es halt der bekannteste Craftbeer-Stil ist, hatte man bei Maisel & Friends etliche andere Biere vor dem IPA. Bzw. vor diesem IPA, denn in der „Signature-Serie“, wie man bei Maisel & Friends die Biere in den 0,75er Flaschen nennt, gibt es Stefan’s India Ale. Das fand ich damals nett, aber nicht so wirklich IPA.
Und mittlerweile hat Maisel & Friends mit einem „echten IPA“ nachgelegt. Zumindest mit einem, das so heißt. Das kupferorangefarbene Bier hat 6,3 % Alkohol, die es aus 14,4 % Stammwürze holt. Bei IPAs sind ja auch die Bittereinheiten ein Thema: 50 IBUs hat es. Nicht die Wucht, aber auch nicht zu wenig für ein IPA.
Geschmacklich geht es in Richtung Südfrüchte, Zitrus- und Beerenaromen, zeigt aber auch eine ordentliche Pinien- und Harznote. An Hopfensorten wurden Simcoe, Amarillo, Athanum, Mandarina Bavaria (wenn ich mich nicht irre) und Cascade verbraut. Die versprochene Pflaume habe ich zwar jetzt nicht entdeckt, aber auch so rollt einem das IPA recht flott über die Zunge. der Malzkörper ist schön wahrnehmbar, Karamell ist auch da. Insgesamt kein brachial fruchtiges IPA, eher ein wenig erdig.Und dann sind da noch besagte 50 Bittereinheiten, die sich gegen Ende doch deutlich bemerkbar machen und in die Piniennoten gut einfügen. Nett, aber ich muss auch sagen, dass ich das Pale Ale aus gleichem Hause da eine Spur süffiger finde.
Was mich irgendwie wieder zum Anfang der heutigen Kolumne bringt. Das Maisel & Friends IPA ist irgendwie ein ziemlich typisches IPA – was der eine liebt („Ein echtes IPA!“) und der andere gewöhnlich („Halt auch ’nur‘ ein IPA!“) finden kann. Je nach Gewohnheit, Gaumen und Vorlieben. ;-)
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