Ich lasse die herrschende Halbfinalseuphorie mal für die heutige Kolumne außen vor. Heute möchte ich über ein anderes Thema schreiben. Denn, als ich gestern mal wieder alte Kolumnen von Facebook in diesen Blog hier umgezogen habe, ist mir eine Geschichte aus dem Jahr 2011 über das Brauereisterben aufgefallen. Am 6. Juli 2011 hatte ich mir am Beispiel der Brauerei Obendorfer in Weismain so meine Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft der fränkischen Brauereilandschaft gemacht. Das Obendorfer-Bier war damals auf Feten sehr beliebt. Zum einen, weil das Bier wirklich nicht schlecht war, zum anderen, weil wir über einen Kumpel an den Haustrunk kamen. Das machte so eine Party natürlich „günstiger.
Ach, und dann war das Bier in den Euro-Pullen einfach kultig. Als die Brauerei 1997 schließen musste, wähnte ich das kultige Bier verloren. Klar, die Gaststätte gab es weiterhin und dass es das Bier jetzt von der Püls Bräu gab, wusste ich auch. Aber interessiert hatte es mich nicht. Damals war ich – was Lohnbräu anging – auch noch ein wenig strikter als heute. Deshalb hat es bis jetzt gedauert, bis ich tatsächlich mal wieder eine Flasche Obendorfer Edel Pils – gebraut und abgefüllt bei der Weismainer Püls Bräu – in die Hand genommen habe.
Das „neue“ Obendorfer-Etikett sieht ein wenig anders aus. Das Bier gibt es mittlerweile in NRW-Flaschen. Das ist zwar nicht so kultig wie die alten Euro-Pullen, aber immerhin schöner als die Drehverschluss-Flaschen, die der Püls sonst so hat. Ob das Rezept noch das alte ist, kann ich nicht sagen. Damals hatte ich eher das Helle oder das Dunkle getrunken – weniger das Pils. Der Alkoholgehalt von 5,1 % stimmt jedenfalls mit der Angabe von Früher überein. Aber früher musste man nicht die Zutaten auf den Etiketten auflisten. Jedenfalls steht auf den alten Etiketten nichts drauf. Auf den neuen Etiketten steht bei den Zutaten unter anderem „Hopfenextrakt“. Den dürfte es damals nicht gegeben haben, aber sicher kann ich das nicht sagen.
Sonst schaut das Pils aus, wie es aussehen soll: Vor allem die viele Kohlensäure und der tolle Schaum gefallen mir. Vom Geruch her wirkt es ein wenig „strohhopfig“, eben so, wie man es von einem fränkischen Pils erwartet. Und auf Zunge und Gaumen wirkte es … süffig! Gut, das verkläre ich jetzt wahrscheinlich. Wer weiß, wie viel „Obendorfer“ überhaupt noch im Edel Pils steckt. Und eigentlich wirkt es eher wie ein stärker gehopftes Helles. Gut, der Hopfen startet gleich von Anfang an, das Ganze wirkt ein wenig kernig, aber durchaus trinkbar. Hintenraus wird’s herber, zwischendrin dafür anständig getreidig. Das Edel Pils ist ein Trink-Pils! Und irgendwie bin ich froh, dass es das Bier noch gibt. Nicht nur, weil ich so manche Erinnerung an das Bier habe. Wenn ich mir was wünschend ürfte, dann würde ich es am liebsten wieder in der Euro-Flasche sehen. Und vielleicht sogar ohne Hopfenextrakt … Wenn es das Helle und den Bock noch gäbe, wäre das auch schön. Schaue ich mir so an, welche ältere Marken gerade wieder Auferstehung feiern, würde das Obendorfer Bier sehr gut dazu passen.
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