Ich bleibe mal in Unterfranken. Gefühlt tut sich da in der letzten Zeit wahnsinnig viel. Ich schreibe „gefühlt“, weil ich das jetzt nicht mit Zahlen belegen kann. Aber wo es wenig Brauereien – Unterfranken ist ja auch Weinfranken – gibt, da fallen Neugründungen eher auf. In Ober- und Mittelfranken haben es neue Brauereien vielleicht schwerer wahrgenommen zu werden, wenn es schon ein Dutzend Brauereien im Umkreis gibt.
Eine der neuen Brauereien in Unterfranken ist die Waldschatz Bräu aus Erbshausen im Gramschatzer Wald. Erbshausen? Das kennt man als Bierfreak doch, da ist doch auch Ines‘ Beerstore? Genau. Und sucht man die Waldschatz Bräu, ist man da auf dem richtigen Weg. Die Waldschatz Bräu besteht nämlich aus Vinroy Sterling,Ines Sterling, Rainer Brennfleck, Franziska Bergauer und Oliver Dietrich. Und die dürften dem einen oder anderen schon bekannt sein. Der Name Waldschatz Bräu ist nicht einfach so gewählt, spielt er doch auf den Gramschatzer Wald an. Und die fünf Bäume im Logo stehen für die fünf Freunde – den meisten dürfte das nicht auffallen. Wäre es mir auch nicht, hätte mich Olli auf dem Fränkischen Bierfest nicht darauf hingewiesen. Das zeigt die Detailverliebtheit bei der Waldschatz Bräu. Und die merkt man auch an den Bieren.
Als erstes habe ich mir das Cipi, das Kellerpils kaltgehopft mit Citra, ausgesucht. Das Bier repräsentiert nämlich sehr schön das, was unter dem Logo der Waldschatz Bräu steht: Classic & Craft. Das Pils ist einer der „klassischsten“ Bierstile (nicht der ältesten, das ist klar) in Deutschland. Citra ist einer der „modernen Flavour Hops“ (im Vergleich zu den klassisch deutschen Hopfen). Der unfiltrierte Charakter schlägt die Brücke zwischen diesen beiden Polen. Wobei man das mit dem KELLERpils deutlich dazu sagen muss. Wer ein blank filtriertes, goldglänzendes Pils sucht, der wird am Cipi vorbeilaufen. Zu hefig, zu hell … Aber da darf man sich nicht täuschen lassen: Es wurde – wie es sich für ein Pils gehört – nur Pilsner Malz verbraut. Würde man das Bier filtrieren, gäbe das eine klassische Pilsfarbe. Aber warum sollte man das? Filtrierte Pilsner gibt es wie Sand am Meer. Die unfiltrierten Kellerbiere sind noch seltener.
Aber ich will mich nicht zu lange mit der Farbe beschäftigen. Auch wenn das Auge mittrinkt, geht es beim Bier ja vor allem um den Geschmack. Und beim Pils heißt das, es geht um den Hopfen. Auch da zeigt sich die Detailverliebtheit. Gerade wenn ein Bier kaltgehopft wird, könnte man bei den Hopfengaben während des Brauprozesses ja „sparen“. Wer achtet darauf, wenn man Ende alles mit dem Stopfhopfen „zugekleistert“ wird. Nicht so beim Cipi. Da gibt es während des Brauprozesses mit Perle, Saphir, Smaragd und Select schon mal ein ordentliches, klassisch „pilsiges“ Hopfenaroma. Eigentlich könnte man es auch dabei belassen. Macht man aber nicht. Das Cipi braucht ja noch eine Portion Citra für seinen Namen. Und da hat man mit Augenmaß dezent kaltgehopft. Das Cipi will kein untergäriges Pale Ale sein. Es startet straight mit dezenten Malzaromen, grasigen Noten, einer feinen bierigen Würze und vor allem mit mehr Körper als bei einem klassischen Pils. Dazu kommt ein feines Citrusaroma als Kopfnote. Süffig, sehr süffig sogar. Mit vielleicht einem Abstrich, wenn man so will: Das Cipi ist ein wenig milder als vielleicht andere Kellerbiere/Kellerpilsner. Das dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass unfiltrierte Biere generell milder sind, weil sie körperreicher sind. Wobei da die Frage immer ist, was man als Referenz nimmt. Mir hat das Gesamtpaket aus Brauerei und Bier gefallen. Wobei mein Lieblingsbier das Dunkle wäre. Davon aber ein andermal mehr.
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