14 Festbiere in acht Tagen … da war ich ja gestern stehen geblieben. Das war ja mein Problem. Nicht, 14 Festbiere in acht Tagen trinken zu können – zumal die meisten ja schon getrunken sind, sondern 14 Festbiere in acht Tagen vorstellen zu können. Wobei es gar nicht acht Tage sind. Am Sonntag habe ich nämlich eine Einladung zu einem sehr exklusiven Bockbieranstich, einem beidem man persönlich angesprochen wird. Es gibt zwar keine Security, rein darf aber trotzdem nicht jeder. Genauer gesagt nur die, die an dem Böcklein auch mitgebraut haben. Unser Hausbräu wird dann verkostet und natürlich habe ich den Montag für alle Hausbrauerbiere reserviert … bleiben also eigentlich nur noch sieben Tage.
Also mache ich heute mal nicht „das“ Bier des Tages, sondern „die Biere“ des Tages. Und zwar für all jene unter uns, die leider nicht einen gut sortierten Getränke-Dealer in ihrer Nähe haben und auf Biere größerer Brauereien ausweichen müssen. Biere wie das Kitzmann Wintergold, das Kaiser Festbier, das Pyrasser Weihnachts-Festbier 2011 oder das Wolfshöher Weihnachts Festbier haben unter den Landbierfreunden ja nicht unbedingt den besten Ruf. Klar, wer Brauereien im drei- bis vierstelligen oder maximal unteren fünfstelligen Hektoliter-Bereich schätzt, dem sind die Brauereien aus größerer Produktion eher suspekt. Andererseits liest man immer wieder Positives über solche Biere – und damit meine ich nicht die wenig aussagekräftigen DLG-Plaketten in Gold z. B.
Die Macher der Seite Lieblingsbier.de – die man nun wirklich mit Fug und Recht als Bierkenner bezeichnen kann – haben z. B. das Kitzmann Wintergold und das Pyrasser Festbier in ihrem Bier-Adventskalender. Und die Rezensionen dazu waren alles andere als schlecht. Daher habe ich mich dazu entschlossen, mal über meinen Schatten zu springen und Biere zu testen, die normalerweise in meinem Bekannten- und Freundeskreis als „Unbiere“ verschrieen sind und die ich niemals bei einer Feier auf den Tisch stellen dürfte. Die Frage ist: zu recht?
Es treten also im Festbier-Shoot-Out gegeneinander an:
Kitzmann Wintergold (5,9%), Feldensteiner Festbier (6,0%), Wolfshöher Weihnachts Festbier (5,6%) und Pyrasser Weihnachtsfestbier 2011 (6,1%).

weihnachts-mix

Die Alkoholwertung entscheidet das Pyrasser für sich. 6,1% ist fast schon Bock-Niveau. Auch bei der Optikwertung bekommt das Pyrasser Punkte für die „Jahrgangs-Optik“. Außerdem ist es nett, wenn ein Festbier sich von den üblichen dunkelblau-Tönen mit Silber-Effekt abhebt. Allerdings hätte ein wenig „Glamour“ dem Etikett auch gut getan … und dann ist da der Schraubverschluss! Mein persönlicher Favorit hier ist das Wintergold aus Erlangen.

pyraser
Im Glas zeigen sich die Biere unterschiedlich: Das Pyrasser ist klar ein helles, am Pils orientiertes Festbier. Auch das Wolfshöher geht in diese Richtung, wenn es auch weniger hopfig riecht, sondern eher fruchtig süßlich. Auch das Wintergold ist – der Name sagt’s ja schon – ein helles Festbier, das aber recht malzwürzig riecht. Nur das Veldensteiner geht in Richtung Bernstein und riecht eher maischig.

veldensteiner
So unterschiedlich die Biere riechen, so unterschiedlich schmecken sie auch. Wobei ich auf den letzten Platz im Geschmacksranking das Veldensteiner setzen würde. Zwar hat es einen weichen, leicht seichten Antrunk, dem Malzwürze folgt die am Ende hopfiger wird – aber darin liegt auch das Problem dieses Bieres. Zum einen ist es eben nicht sehr eigenständig und zum anderen sperrt es sich nach einiger Zeit am Ende ein wenig. Passabel allemal, aber nicht mehr. Platz drei belegt für mich das Pyrasser. Auch kein wirklich schlechtes Bier, aber für meinen Geschmack zu sehr auf Typ helles Festbier getrimmt. Der erste, kurze Eindruck ist hellmalzig, bevor der Hopfen drüberrollt und sich dem geneigten Pilstrinker als Festbier-Pils-Ersatz andienen will. Das überrascht aber nicht, weil es ja schon ein wenig nach Hopfenpellets roch. Für mich verliert die maischig-malzige Basis aber zu sehr gegen den Hopfen. Naja, vielleicht als Bier zum Fisch?
Platz Nummer zwei … und jetzt wird es ein wenig schwierig … geht an das Wolfshöher. Das zeigt einen malzigen Grundkörper mit anständiger Herbe, um es nicht zu süß werden zu lassen. Das lässt sich trinken, damit macht man nicht zu viel verkehrt, das läuft – auch wenn es vielleicht ein wenig eigenständiger sein könnte. Da gibt es wesentlich schlimmere Festbiere! Man kann wohl sagen: Das Wolfshöher Weihnachts Festbier ist ein Bier! das muss als Kompliment genügen.

wolfshoeher
And the winner is: Kitzmanns Wintergold. Das hätte ich so nicht erwartet, weil Kitzmann-Bier hier we gesagt nicht den besten Ruf besitzt. Aber wie so oft, muss man es erstmal probieren, um es wirklich bewerten zu können. Und das Wintergold zumindest ist nicht schlecht. Die Grundlage ist eher malzwürzig, nicht zu sehr, schließlich soll es ja weiter verkauft werden als kleine Landbiere. Die leichte Hopfenherbe begleitet es recht nett. Dabei ist es im Abgang eher wieder malzig-würzig als hopfenbitter. Der Alkohol fällt kaum auf, süffig ist es auch ausreichend … Wenn man dort wohnt, wo es kein Landbier gibt, kann man Weihnachten auch mit dem Wintergold verbringen. Die schlechteste Wahl wäre es nicht. Auf dem Land (und in meinem Testkühlschrank) gibt es aber noch ganz andere Schätzchen … Hetzelsdorfer, Meister, Murrman, Greif, Hofmann … Ich muss ja aufpassen, was ich schreibe. Nicht dass mir die Teilnahme am Bockbieranstich wieder entzogen wird.

kitzmann

P.S.: Die Links zu den vier Brauereien spare ich mir jetzt. Kitzmann, Kaiser, Wolfshöher und Pyrasser findet man im Netz auch ohne meine Hilfe, denke ich. ;-)