Es gibt – unbemerkt von der Mehrheit der Biertrinker – eine Kontroverse in der Bierszene. Es geht dabei um eine durchaus heikle Frage: „Wer braut mein Bier?“ Eine Frage, die im Bierland Belgien die Bierszene so sehr umtreibt, dass dort die Begriffe „Bier“ und „Brauerei“ gesetzlich geschützt werdes sollen. Zumindest wollen das belgische Brauereien, um sich vor sogenannten „Neppbrauern“ zu schützen.
Die Diskussion ist nicht neu. Immer wieder wird in der Craftbiergemeinde darüber gestritten, ob Lohnbrau z. B. in Ordnung sei oder nicht. Und immer wieder wird Transparenz gefordert – eben in der Antwort auf die Frage:
„Wer braut mein Bier?“
Wer jetzt glaubt, das sei nur ein Craftbier-Problem, der irrt. Darauf weist nicht nur der Bamberger Bierexperte Gerhard Schoolmann, Bier-Mastermind vom Cafe Abseits in Bamberg, in einem Facebook-Post zur belgischen Initiative gegen „Neppbrauer“ hin. Auch in Franken wird ab und an beim Bier die Realität hin- und hergebogen, bis die Geschichte zum Bier passt. Aber wäre Transparenz in Sachen Bier denn so schlimm? Was würde passieren, wenn auf einem Etiket der Brauerei A stünde, dass es bei Brauerei B hergestellt und abgefüllt würde. Ich würde mal sagen: Wenn das Bier passt, ändert sich nichts! Nichts, außer, dass der interessierte Kunde die Information erhält, die er möchte.
Ein Beispiel für diese geforderte Transparenz ist das Hefeweizen der Meinel Bräu in Hof. Auf dessen Etikett steht klar und deutlich:
„Meinel-Bräu Hof/Bayern, Hersteller und Abfüller: Weißes Brauhaus, Neunburg v. W.“
Ändert diese Angabe jetzt etwas am Produkt? Kauft ein typischer Meinel Kunde jetzt das Meinel Hefeweizen nicht, weil es woanders gebraut wurde? Wird das Bier jetzt dadurch schlechter? Oder gar besser? Ich denke mal, dem Konsumenten geht es im Endeffekt um das Produkt. Und da bekommt man beim Meinel Hefeweizen kein schlechtes Bier.
Es ist schön honigfarben, es riecht hefig-fruchtig und es schmeckt. Der Körper ist hefig, aber trotzdem spritzig. Die Bananenaromen sind nicht zu dominant, der Geschmack typisch für ein Weizen. Nach hinten heraus wird es sogar ein wenig „trocken“. Gut, es ist kein „Ausnahmeweizen“, keines, bei dem man sagt: Nie wieder will ich im Leben ein anderes trinken. Aber es ist auch kein schlechtes Weizen. Es ist ein typisches, ordentliches Weizen für Frühschoppen usw.
Gut, eine Frage bleibt am Ende noch. Könnte man bei der Brauerei Meinel so ein Weizen nicht auch selbst herstellen? Schließlich zeigen Monika und Gisela Meinel-Hansen mit ihren „Sonderbieren“ (Holla die Bierfee, Blümla, Körnla, Konrad Und Mariechen usw.) durchaus, dass sie mehr als nur Pils und Lager brauen können. Aber da schaut man nicht in die wirtschaftlichen und technischen Gegebenheiten einer Brauerei hinein. Das wäre zu viel der Transparenz. Vielleicht gibt es da wechselseitige Lieferverträge. Vielleicht gibt es dafür keine Kapazitäten oder tecnische Ausstattung. Was man aber festhalten muss:
Man kann in Sachen Bier Transparenz zeigen, ohne dass es dem Produkt oder der Brauerei schadet!
Daran könnte sich so mancher „Brauer“ ein Beispiel nehmen …
Noch keine Kommentare