Ein „Problem“, auf das ich bei meiner Reise durch die fränkische Bierkultur immer wieder stoße, ist die Frage, was ein Bier überhaupt zu einem fränkischen Bier macht.

Nehmen wir das gestrige Meinel Hefeweizen: Gebraut wird das ja nicht in Franken, aber für eine fränkische Brauerei und es wird auch von dieser verkauft. Ist das jetzt ein fränkisches Bier? Oder doch keines? Und was mache ich mit den Bieren, die zwar in Franken gebraut werden, aber eigentlich so ganz und gar unfränkisch sind?

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Da hatte ich zum Beispiel mal ein von Matthew Jessop bei der Braumanufaktur Weyermann® gebrautes Australian Native Wattleseed Pepperberry Ale. Matthew Jessop ist gebürtiger Australier, das Australian Native Wattleseed Pepperberry Ale ist so weit von einem typisch fränkischem Bier entfernt wie sonst nur etwas – und doch, gebraut wurde dieses Bier in Bamberg. Und das macht es zu einem fränkischen Bier und für einen Fall für das Bier des Tages.

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Matthew Jessop (li) mit Thorsten Schoppe (re) beim letztjährigen Wurst & Bier Markt in Berlin

Nachdem das zumindest schon mal geklärt ist, bleibt die Frage, was ein Australian Native Wattleseed Pepperberry Ale überhaupt sein soll. Wattleseed sind australische Akaziensamen, die ein Aroma von Schokolade und Nuss haben sollen. Bestellt man sowas im Internet-Gewürzladen, legt man schon mal knapp 10 Euro pro 100 Gramm auf den Tisch. Neben den Wattleseed wurden auch noch Pepperberrys eingebraut. Darunter hat man sich Tasmanischen Pfeffer vorzustellen. Und der soll zunächst Süße und dann Schärfe aufzeigen, wobei sich die Schärfe durch längeres Kochen ein wenig verlieren soll. Mal ganz abgesehen davon, dass man da auch schon mal rund 30 Euro pro 100 Gramm hinlegen kann …

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Und wie schmeckt nun dieses bernsteinfarben-trübe Bier mit dem komplizierten Namen? Es schmeckt … gut. Dem fruchtigen Geruch folgt auch ein fruchtiger Antrunk, dem sich Karamell-Noten zugesellen. Es schmeckt malzig, aber auch ein wenig würzig, ein wenig süßlich … Schwer zu beschreiben. Die Akaziensamen unterstreichen da sicher das malzige Aroma. Karamell-, Schokoladen- und Nuss-Aromen finden sich ja auch in den unterschiedlichen Malzen wieder. Dazu gibt es eine ganz dezente Schärfe. Die hätte sicher ein wenig deutlicher kommen dürfen, aber solche Biere sind Experimente. Man hat zwar eine Idee, wie das Ergebnis wirken soll, aber der Weg dorthin ist alles andere als leicht. Mit Tasmanischem Pfeffer zu brauen lernt man hierzulande nicht unbedingt. Interessanterweise hat es sogar einem meiner konservativen Bierfreunde geschmeckt. Und das ist das größte Lob, was ein Bier in Franken bekommen kann.

Matthew Jessop ist mittlerweile nach seiner Praktikumszeit in Bamberg und seiner Ausbildung in Berlin wieder in Australien. Und das Australian Native Wattleseed Pepperberry Ale aus Franken damit zu einem Teil der fränkischen Biergeschichte geworden. Aber damit muss es nicht mit exotischen Bieren in Franken vorbei sein. Schließlich braut bei der Braumanufaktur Weyermann® noch Adam Brown, ebenfalls Australier. Und sein Imperial Pilsner ist für mich immer noch die Messlatte für diesen Bierstil.

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Quelle: http://www.brauereimuseum.de/fbm-news/fbmnews-2014-01.pdf

P.S.: Für die FBM News des Fränkischen Brauereimuseums in Bamberg habe ich mal ein Interview mit Matt und Adam geführt. ;-)