Halloween Teil II. Wobei es diesmal zwar alle Zutaten für eine echte Gruselstory gibt, es aber trotzdem nicht gruselig werden muss. Aber fangen wir am Anfang an. In den 90er Jahren war Bad Staffelstein noch eine Hochburg oberfränkischer Braukunst. Da waren die relativ große Ambros-Brütting Bräu, die Kleinstbrauerei Meixner (der Borscht), die Brauerei Staffelberg und die Bärenbräu. Letztere war bis 1998, zumindest wenn man von Lichtenfels kam, das erste Haus am Platz, zumindest wörtlich am Marktplatz. Heute sieht es in Staffelstein ganz anders aus: Wo die Ambros-Brütting Bräu war, stehen jetzt Einkaufsmärkte, auch der Borscht ist schon längst abgerissen und das Gelände der Bärenbräu verfällt zusehends. Das stattliche Gasthaus mit den zwei Stockwerken in Stein und dem daraufgesetzten Fachwerk hat Potential, das weiß auch die Stadt. Die hat die weitere Nutzung des Geländes deshalb im Bebauungsplan auf Kultur und Tourismus eingeschränkt. Das war letztes Jahr im Dezember. Seither steht es trostlos und tot da, die Fenster stumpf und stets dunkel, vor allem die des tief liegenden Gastraums, der selbst an sonnigen Tagen wenig Sonnenlicht abbekam. Wenn Hollywood mal wieder in Franken die Kulisse für ein Wirtshaus sucht, das „spooky“ sein soll, sollen sie in Staffelstein drehen. rund herum putzt sich die Stadt heraus, da fällt das Bärenbräu besonders auf und wirkt so richtig tot.
374551_271116006262996_1788679778_nJa, und dann habe ich einen Geist gesehen. Kaum vorher noch durch Staffelstein gefahren und mich am Bärenbräu wieder mal ein wenig gegruselt, traf ich zurück in Bamberg einen lieben Freund. Und der erzählte mir Ungeheuerliches. Das Bärenbräu braut wieder. „Kann nicht sein!“, entgegnete ich, weil ich ja kurz vorher noch durch die blinden Fenster gestarrt hatte. „Doch, das gibt es wieder.“, entgegnete mein Freund. Und dann folgte eine recht abenteuerliche Geschichte, von einem Arbeitskollegen, der selbst wieder über Umwegen irgendwie an einen Kasten Bärenbräu gekommen sei und mein Freund wolle versuchen, ihm ein paar Flaschen abzuluchsen. Und tatsächlich hatte er kurz darauf zwei Flaschen in der Hand. Eindeutig Bärenbräu! Hersteller: unbekannt. Alkoholgehalt: unbekannt. Interessant. Aber eine schlanke NRW-Flasche und ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Beim Püls solle es abgefüllt werden und wer es braue, … nun ja, vielleicht beim Bärenbräu tief unten im Keller, vom ehemaligen Bärenbräu selbst, … Ein „Geisterbier“. Man würde es auch nur in ausgesuchten „Kreisen“ bekommen, ein Garagengetränkemarkt auf dem Land solle es führen. Wer noch? Man weiß es nicht. Der Gedanke, es könne ein paar Stockwerke tief unter dem „toten Bärenbräu“ gebraut werden, ließ mich dann doch ein wenig schaudern.
Das Bier auch ein wenig, aber wegen der guten Qualität: Die Farbe sehr hell, das Bier klar und der Geruch ist angenehm hopfig. Im ersten Moment bestätigt sich der Hopfeneindruck, aber Gott sei Dank weniger stark, als es die Nase erschnuppert hat. Die Grundlage ist malzig-breit, der Hopfen schwebt als Kopfnote darüber. Dabei ist der Hopfen vor allem Aromaträger, die Bitterkeit dieses Bieres hält sich angenehm zurück. Es handelt sich ja um ein Vollbier und kein Pils. Das ist gar nicht so schlecht, eigentlich nicht unlecker, nur eben … ein Phantom …
Seither ist ein wenig Zeit ins Land gegangen und die Informationslage zum Bärenbräu ist ein wenig besser: Abgefüllt soll es beim Püls in Weismain werden, gebraut wohl auch, wie es heißt. Das Rezept sei das originale Bärenbräu-Rezept und Auftraggeber auch der Brauer vom Bärenbräu. Ob das allerdings stimmt oder der Püls die Markenrechte gekauft hat, weiß ich nicht. Schließlich gibt’s vom Püls gerade auch schon das Oberndorfer Bier und ein Gick Bier wieder. Fürs Lohnbrauen spricht, dass man das Bier nicht überall dort bekommt, wo es auch Püls gibt.
Für eine Halloweenparty wäre der alte Gasthaus-Saal des Bärenbräu ideal. Und mit dem hellen Vollbier hätte man einen würdigen Partybegleiter. Wer weiß, vielleicht kriegt man über solche Aktionen das Bärenbräu wieder in Gang. Eine Brauerei und einen Biergarten schließt der Bebauungsplan nämlich nicht aus.