Wir kommen aus dem Frankenland,
wir kommen geführt durch des Brauers Hand,
wir wünschen euch ein gutes Jahr,
Caspar, Melchior und Balthasar …

Ok., ich singe heute nicht. Die Zeiten, in denen ich selbst als Sternsinger unterwegs war, sind ja auch schon sehr lange vorbei. Aber “traditionell” gibt es gibt es heute am Dreikönigstag drei Bockbiere, sozusagen als drei “bierige” Könige. 2012 waren das der Pyraser Ultra, der Fässla Bambergator und der Doppelbock vom Schnupp in Altdrossenfeld. 2013 waren die drei Könige der dunkle Abt Knaur Bock vom Püls, der Bock vom Metzgerbräu aus Uetzing und der Bock der Scheßlitzer Drei Kronen Bräu. In diesem Jahr gibt es drei sehr unterschiedliche Starkbiere: den Weizenbock der Brauerei Rittmayer aus Hallerndorf, den Pacifator der Pax-Bräu aus Oberelsbach und den Düll-Bock der Brauerei Düll aus Gnodstadt. Der erste ist ein dunkler Weizenbock, der zweite ein dunkler Doppelbock und der dritte ein unfiltrierter heller Bock.drei-koenig-2

Der Weizenbock ist ja häufig des Braueres Liebling. Wenige Biersorten können eine so große Bandbreite an Aromen aufweisen, wie die obergärigen Starkbiere. Das liegt zum einen am höheren Alkoholgehalt eines Bocks, an seiner Vollmundigkeit und nicht zuletzt daran, dass die höheren Alkohole eines obergärigen Biers ein ganz eigenes, fruchtiges Aromenprofil aufweisen. Wenn es dann auch noch ein dunkler Weizendoppelbock ist wie im Falle des Rittmayer Weizenbocks, kommen Röstaromen wie bei Schokolade oder Kaffee hinzu. Mit 8,5 % Alkohol ist er der stärkste im heutigen Biertest. Die dunkelbraune, dicht-trübe Färbung ist dagegen nicht jedermanns Sache. Dunkle Weizen schauen per se häufig ein wenig “schlammig” aus, bei einem dunklen Weizenbock wird die Sache nicht unbedingt besser. Da gefallen mir helle Weizenböcke optisch besser.rittmayer-weizenbock-1

Aber das ist Geschmackssache. In der Nase hat man schon mal ein komplexes Aromenspiel: Deutlich ist der Alkohol zu spüren, dazu kommen fruchtige Aromen, aber auch würzige, die mich entfernt an Lakritz erinnert haben, und natürlich auch ein paar dunkle Röstaromen. Die dunklen Malzaromen schmeckt man auch als erstes, dazu dunkle Fruchtaromen, ein wenig Banane, die typischen obergärigen Noten. Das alles wird von einer unterschwelligen Süße getragen. Wie gesagt, ein Weizenbock ist kein einfaches Bier. Und bei dem hier schwingt man zwischen Banane, Karamell, ein wenig Nelke, dunklem Malz und Trockenfüchten hin und her. Interessant, aber auch ein wenig anstrengend, weil eben sehr komplex.

Da ist der zweite “König” in diesem Trio ein wenig “einfacher” gestrickt. Wobei man wirklich sagen muss, nur ein klein wenig einfacher. Denn der rotbraune, unfiltrierte Pacifator mit 8,2 % Alkohol ist auch nicht einfach nur ein dunkler Doppelbock.pacifator-3

Wie bei allen “Sonderbieren” der kleinen Pax Bräu aus Oberelsbach hat der Brauer Andreas Seufert auch hier “ein wenig gezaubert”: Dem Pacifator gibt Hallertauer Perle die nötigen Bitteraromen und Cascade und Strisselspalt im Whirlpool das Aroma. Und in Sachen Aroma war ich beim Riechen zunächst an den kultigen Buccaneer-Taback erinnert. Und das ist jetzt als Kompliment gemeint. Auf Zunge und Gaumen hat man zuerst einen sehr feinen und guten Hopfeneindruck. Für einen eigentlich dunklen Bock ist das beachtlich. Gut gehopfte dunkle Biere haben ja für mich oft das Problem, dass sich Röstaromen und Hopfenblume nicht unbedingt vertragen müssen. Im schlimmsten Fall verstärkt die Röstbittere die Herbe des Hopfens. Im Fall des Pacifators muss man sich da keine Sorgen machen. Schließlich steht er mit “nur” 35 Bittereinheiten da. So hat man ein deutliches Hopfenaroma, das zwischendurch angenehm malziger Süße Platz macht, bevor es wieder kommt, ein wenig bittert. Im Nachhall kommt dann noch Karamell dazu. Hier und da auch ein wenig Rauch. Ein sehr guter und eigenständiger Doppelbock, den man übrigens locker ein wenig einlagern kann. Ich hatte im Herbst die Gelegenheit eine Flasche aus der letzten Saison zu probieren und habe prompt eine für diesen Test mitgenommen. Zwar leidet die Rauchigkeit ein wenig nach einem Jahr. Aber die Hopfenaromen waren immer noch da. Es wäre interessant gewesen, zu sehen, was er nach anderthalb oder zwei Jahren macht. Aber so lange wird kaum ein Pacifator überleben.

 

Der Pacifator im Bierkalender der Pax Bräu
Quelle: www.pax-braeu.de/

Was mich zur heutigen Nummer drei bringt, die für mich eigentlich die Nummer eins ist. Den Düll-Bock von der kleinen Brauerei Düll in Gnodstadt bei Marktbreit gibt es nämlich nur, so lange es ihn gibt. Wenn weg, dann weg. Und es gibt ihn auch nur in der kleinen Brauereigaststätte. Da fühlt sich der helle, unfiltrierte Bock auch am wohlsten. Mit um die 7,5 % ist er der “schwächste” meiner diesjährigen Drei Könige. Aber das bezieht sich nur auf den Alkohol. Geschmacklich ist er dagegen eine ganz große Nummer – und zwar, weil er ganz unprätentiös ist.duell-bock-1

Im Glas sieht er schick bernstein-trüb aus und vor allem die Schaumkrone ist bemerkenswert. Der Geruch ist in erster Linie malzig, aber es sind ganz tief darunter auch fruchtige Noten erkennbar. Geschmacklich ist es eine ganz süffige Nummer: Helles Malz, eine kernige, leicht herbe Basis, feine, fruchtige Noten darüber. Süße, aber nicht zu süß. Ein wenig Alkohol ist spürbar. Aber eigentlich wirkt er nicht unbedingt wie ein Bock – abgesehen von seiner fast sahnigen Cremigkeit. Ein wenig Karamell, ein ganz klein wenig Aprikose, vielleicht auch Orange … aber alles ganz, ganz fein und überhaupt nicht aufdringlich. Er riecht und schmeckt ein klein wenig so, wie “unser” Bockbier von vor zwei Jahren, nur das der hier untergärig ist und deshalb mit seiner Fruchtigkeit leiser daherkommt.

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Das ließe sich auch wie ein Zwickel trinken, wenn man denn in Gnodstadt wohnen würde. Oder wenn Gnodstadt um die Ecke wäre.In Flaschen abgefüllt gibt es das Bier nämlich normalerweise nicht. Nur wenn man Glück hat, rückt “der Bräu” ein oder zwei handabgefüllte Flaschen für den eigenen Bedarf zur Hand. Aber wie gesagt, am wohlsten fühlt sich der Bock im Glaskrügla auf den polierten Holztischen in der urigen Wirtsstube.

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Am Ende bleibt der Düll-Bock unter den dreien mein Favorit, dicht gefolgt vom Pax Pacifator und auf dem dritten Rang der Rittmayer Weizenbock – und sei es nur wegen der Atmopshäre in Gnodstadt. Oder um es philosophisch und zum heutigen Dreikönigstag passend zu sagen: Die exotischen oder glanzvollen Gaben der drei Könige, Gold, Weihrauch und Myrrhe, betonen die Einfachheit der Krippe, in der das angebetete Kind liegt. Und die einfachen Dinge sind häufig einfach die, auf die es ankommt.

Wer wie ich heute frei hat, dem wünsche ich einen schönen Feiertag und viel Spaß beim Stärke-Antrinken.