Es gibt ja sehr, sehr wenige Sonntage, an denen ich mit tatsächlich einen sonntäglichen Frühschoppen gönne. Heute ist so ein Tag für einen Frühschoppen. Ich war (heute mal sehr) früh in der Kirche, bin durch die Predigt über die heilige Lucia inspiriert worden (Danke, Herr Pfarrer) und gönne mir heute mal einen „besinnlichen Tag“ … Im Advent darf man gerne mal bei einem Bier besinnlichen Gedanken nachhängen … In alter Zeit war das tägliche Leben ja viel mehr als heute durch Kirche und Religion geprägt. Das Datum wurde zum Beispiel in der Regel durch den entsprechenden Tagesheiligen angegeben, zumindest in katholischen Regionen. Heute ist zum Beispiel Lucia – bis zur Gregorianischen Kalender-Reform war der Lucia-Tag der kürzeste Tag im Jahr. Dementsprechend wichtig war der Tag in früheren Zeiten, bedeutete Lucia doch, dass es ab Lucia wieder „bergauf“ Richtung Frühling ging. Kein Wunder, dass sich zu Lucia alles ums Licht dreht …

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Auch als „Lostag“ für Bauernregeln hat sich der Lucia-Tag im kulturellen Gedächtnis verewigt. „Wenn zu Lucia die Gans geht im Dreck, so geht sie am Christtag auf Eis.“, sagt der Volksmund. Und als Heiliger inmitten des Advents, der früher ja eine Fastenzeit war, kann man der heiligen Lucia auch mal einen eigenen Bock „weihen“ – auch wenn der Lucia Maria Bock von der Brauerei Först in Drügendorf vielleicht mehr nach der Tochter des Brauers als nach der Heiligen aus dem fernen Syrakus benannt worden sein dürfte. Zumindest steht es bei ratebeer so.

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Beim Lucia Maria Bock handelt es sich um einen hellen, filtrierten Bock mit 6,5 % Alkohol. Der Körper ist schön malzig, darüber liegt ein schönes Hopfenaroma, der Bock ist nicht zu schwer, ein wenig Bisquit-Süße paart sich mit den dazu gereichten Plätzchen … Hintenraus legt er ein wenig an Bittere zu, ohne penetrant zu werden. dafür kommt ein wenig mehr Alkohol durch. Ja, da merkt man schon, dass es ein Bock ist. Aber wenn man den Tag über nicht wirklich mehr vorhat, kann man sich das sogar mal schon mittags gönnen. Zumal es den Bock in der Brauerei als (äußerst liebevoll dekorierte) 0,33er Flaschen gibt.

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Als Heilige war Lucia übrigens vor die Wahl gestellt, ob sie den von ihrer Mutter ausgesuchten Bräutigam heiraten wolle oder nicht. Naja, so richtig die Wahl hatte sie wohl nicht, weshalb auf ihre Weigerung zu heiraten und dem Entschlus ihr Erbe zu verschenken auch das (für katholische Heilige aus der Zeit obligatorische) Martyrium folgte. Nun kann man natürlich von Religion im Allgemeinen und der katholischen Kirche im Besonderen halten, was man will – aber wenn man die Adventszeit nicht nur mit „Shoppen, Glühweinkippen und Lebkuchenfuttern“ verschwenden will, wäre es wichtig, sich immer wieder Fragen wie „Was will ich wirklich in meinem Leben?“ und „Wofür benutze ich meinen materiellen Wohlstand?“ zu stellen. Es muss ja nicht immer beim Frühschoppen sein …