Mit den Traditionen ist es ja so eine Sache. Das Starkbier in der Fastenzeit hat tatsächlich eine lange Geschichte. Öffentliche Bierproben, bei denen sogenannte „Bierkieser“ die Qualität des Gerstensaftes testeten und dessen Ausschank freigaben oder gegebenenfalls untersagten, gab es auch schon in alter Zeit. Und letztlich lassen sich Fastenpredigten seit dem Spätmittelalter als allabendlicher Brauch belegen. Da sie der Vorbereitung auf Ostern dienten, enthielten sie neben der deutlichen Beschreibung der Leiden Christi auch Ermahnungen, wie denn ein gottgefälliges Leben zu führen sei. Kombiniert man das Ganze noch ein wenig mit bayerischem „Derblecken„, erhält man den typischen Starkbieranstich. Der auf dem Nockherberg hat tatsächlich seine Tradition. Eine Rede bei diesem Spektakel gab es seit 1891. Und weil es seit knapp 30 Jahren so erfolgreich im bayerischen Fernsehen läuft, gibt es landauf landab ähnliche Veranstaltungen.
Heute zum Beispiel gibt es die Zeiler Fastenpredigt. Die kann nun auf keine lange Tradition zurückblicken, findet sie doch zum genau zweiten Mal statt. Wie es sich gehört, gibt es einen Laienprediger, eine zünftige Musik und ein eigens für den Anlass gebrautes Bier: das Göller Fastenbier.

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Das ist ein helles Märzen mit 5,5%. Für ein Fastenbier ist es meiner Meinung nach eine Spur zu klar und zu leicht. Als „flüssiges Brot“ geht es nicht wirklich durch. Vielleicht täuscht der Eindruck aber auch durch die anderen Fastenbiere und -böcke dieser Woche. Der geruch ist angenehm würzig. Geschmacklich gibt es sich eher als Mainstream: leicht bitterer Antrunk, danach ein märziger Malzeinsatz, zum Ende hin kommt wieder ein der Hopfen durch. Ein typisches und ordentliches Bier, ohne Zweifel, und auch nicht unsüffig. Aber eben ohne Ecken und Kanten und für ein Fastenbier fast ein wenig zu glatt. Da kann man nur hoffen, dass der Zeiler Fastenprediger bei den Lokalpolitikern und geladenen Honoratioren „mehr hinlangt“, wenn es das Fastenbier schon nicht tut.