Wenn man sich mit Bier und seiner Sensorik beschäftigt, kommt man ziemlich schnell zu einem sehr, sehr ausschweifenden Vokabular. Da will der geruch ausdifferenziert beschrieben sein, der Geschmack in allen seinen Facetten beleuchtet und vom Antrunk bis zum Abgang einzeln betrachtet werden. Außerdem ist das Mundgefühl zu berücksichtigen. Die Farbe wird nach einer Farbwerttabelle begutachtet und die Haltbarkeit des Schaums mit der Stoppuhr gemessen. So versucht der Biertester seinem komplex aufgebauten Lieblingsgetränk gerecht zu werden.
Den meisten Biertrinkern ist das alles egal. Für sie gelten pragmatischere Kriterien, nach denen sie ein Bier bewerten. Die könnte man ungefähr so beschreiben:

Schmeckt:                             Ja ( ) Geht so ( ) Nein ( )
Süffig:                                    Sehr( ) Ja ( ) Geht so ( ) Sperrt sich ( )
Wirkung am Tag danach:  Verheerend ( ) Wenig Kopfweh ( ) Keine Nachwirkungen ( )

Je nachdem, wie das Bier auf ihn wirkt, macht er dann sein Kreuzchen und ist mit sich und der Welt im Reinen. Wobei diese Kriterien alles andere als objektiv sind. Ihr Vorteil ist aber, dass man viel weniger Worte machen muss, um ein Bier zu beschhreiben. Und bei einem Bockbieranstich, wie dem gestern beim Greifenklau in Bamberg, sind die pragmatischen Kriterien sicher eher angebracht, als ausgefeilte Sensorik. Wie will man auch draußen im Halbdunkel den Farbwert eines Bieres ermitteln, das man im Steinkrug bekommt? Und wie sich mit dem Wirt über Stammwürze und Alkoholgehalt austauschen, wenn hinter einem Massen an ihr geliebtes Bockbier kommen wollen?

378885_279559648751965_1057591073_n

Also der Greifenklau Bock im Kurztelegramm:
Farbe: Sieht man auf dem Foto besser als in dunkler Nacht im Krug.
Geschmack: Saulecker! Also ehrlich, ein guter, nicht zu süßer, uriger Bock. „A Laafbock“, wie es ein Mittester ausgedrückt hatte. Er läuft und läuft und läuft. Das war der Greifenklau-Bock aber schon immer. Und das ist auch ein wenig gefährlich, weil ihm die sonst so bock-typischen Extreme wie pappige Süße, hopfenhammerige Herbe und der Alkoholstich fehlen. Der hier trinkt sich wie normales Bier. Was uns zur Süffigkeit bringt: Er ist verdammt süffig. Und blöderweise bekommt man für einen Bockbieranstich verhältnismäßig schnell Nachschub. Sowas in Kombination ist nicht ohne … Und damit sind wir bei der letzten Kategorie: Der Tag danach. Seien wir ehrlich, das ist bei jedem unterschiedlich. Wie ein Bier auf Kopf und Magen wirkt, liegt natürlich zum Teil an seiner Zusammensetzung. Zum anderen Teil aber auch an der jeweiligen Konstitution. Und wer am Morgen nach einem Bockbieranstich frisch und munter aus dem Bett hüpft, war nicht dabei … Und außerdem kann man da nie sagen, ob das Pochen im Schädel nun vom letzten Bier kommt, das immer das eine zu viel war, oder von der heraufziehenden Erkältung, weil man zu lange draußen herumstand und zu allem Überfluss auch noch ewig heimgewackelt ist.

Fazit: Einer der besten Böcke bisher und mein unbedingter Test-Tipp!