So, um dem Prinzip der Ausgeglichenheit jetzt mal „zu huldigen“, gibt es heute nach zwei evangelischen Luther-Bieren mal ein „echt katholisches Bier“: das Keesmann Jubiläumsbier 300 Jahre Maria Ward Schule.

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Eingebraut wurde das – nomen est omen – zum 300jährigen Bestehen der Maria-Ward-Schule in Bamberg, besser bekannt als „die englischen Fräulein“. Wer sich dafür interessiert, die Lebensgeschichte der englischen Nonne und Ordensgründerin Mary Ward ist eine faszinierende Geschichte mit allem, was es für ein ordentliches Drama braucht. Aufgewachsen ist die adelige Mary im England des späten 16. Jahrhunderts, also mitten in der Zeit der Katholikenverfolgung. Aufgrund der Represalien, die sie wegen ihrer Konfession erlitten, kam es 1605 zur sog. Pulververschwörung, in der fanatische Katholiken (man hätte sie damals sicher Terroristen genannt) unter der Führung von Guy Fawkes mal eben König, Familie und das ganze Parlament in die Luft sprengen wollten. Was wiederum zur Folge hatte, dass alle Katholiken im Land zu einem ant-päpstlichen Eid gezwungen wurden. Woraufhin viele Katholiken als Religionsflüchtline das Land verließen und auf dem Kontinent Zuflucht suchten. 1606 tritt Mary jedenfalls in ein Kloster in Flandern ein, allerdings wird sie dort nicht ihrer adeligen Stellung entsprechend eingesetzt, woraufhin sie in Flandern von ihrem Vermögen ein eigenes Kloster nur für Engländerinnen stiftet. Aber srarr sich in ihrem Kloster zur Ruhe zu setzen, ging Mary nach England zurück und arbeitete dort sozusagen „im katholischen Untergrund“, wo sie Verbindungen zwischen Gläubigen und Priestern herstellte. Und dafür wurde Mary dann auch tatsächlich zum Tod verurteilt. Das Urteil wurde aber nicht vollstreckt, Mary kam frei … und handelte sich den nächsten Ärger ein. Denn mittlerweile wieder in Flandern folgten ihr mehr und mehr Schülerinnen und ihr Orden der „englischen Fräulein“ folgte der jesuitischen Ordensregel. Und da lag das Problem, denn Nonnen hatten im Kloster strenge Klausur zu halten (also bloß keinen Kontakt mit anderen Menschen, geschwei denn Männern zu haben!!!), die „englischen Fräulein“ folgten diesem Prinzip aber nicht, sondern mischten sich, salopp gesagt, unters Volk. Tja, und so kam es, wie es kommen musste: Als Mary nach Rom ging, um sich ihren Orden vom Papst bestätigen zu lassen – nur mal so nebenbei sind wir gerad emitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges –, stößt sie dort auf Widerstand. Sie wird im Laufe der Zeit sogar als Ketzerin inhaftiert und ihr Orden wird zwischenzeitlich aufgehoben. Am Ende geht sie nach England zurück, wo die Katholiken immer noch verfolgt werden und sie 1645 stirbt. Ihr Orden wird tatsächlich erst wieder 1703 anerkannt und erst 1909 darf Maria Ward als Stifterin des Ordens bezeichnet werden. Wenn das mal keine Sat-1-Verfilmung wert wäre … Jedenfalls gibt es noch bis zum 19.11. eine Sonderausstellung über die Schule und den Orden im Diözesanmuseum und im Stadtarchiv in Bamberg.

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Aber zurück zum Bier. Das erinnert an die Gründung des Klosters der „englischen Fräulein“ in Bamberg im Jahr 1717. Den Bildungsauftrag haben die Schwestern immer noch, die „Englischen“ sind in Bamberg vor allem wegen ihrer Schule bekannt (an der ich nebenbei auch mal eine kurze Zeit als Praktikant war). Das Jubiläum war dem Orden und der Schule (übrigens ist mittlerweile das Erzbistum Träger, nur mal so nebenbei) ein mildgehopftes Festbier wert. Die Farbe ist irgendwo zwischen Bernstein und Altgold. Interessant, denn normalerweise kennt und schätzt man die Keesmann-Biere heller. Das Keesmann Herren Pils ist ja das Bier der Wahl, wenn man das beste Bamberger Pils sucht. Von der Farbe her geht das hier mehr in Richtung des Sternla. Und das Sternla ist nominell ein wenig stärker (5,0 %) als das Maria Ward-Bier (4,9 %). Ok., für ein Festbier (das ein Jubiläumsbier ja irgendwie auch ist, könnte es mehr „Wumms“ haben.) Interessant ist noch der Zusatz „mildgehopft„, der auf den Etiketten steht. Das stimmt nämlich, das Bier ist wirklich weich, eher malzig, schön süß und sehr ausgewogen, also nicht zu viel Restsüße, aber auch nicht wirklich bitter. Für ein Keesmann fast ein wenig „unterhopft“. Aber nicht schlecht. Im Gegenteil, so richtig gut süffig!

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Und noch etwas gefällt mir an dem Bier (oder gefiel, denn ich befürchte, man bekommt es nicht mehr): Es versucht nicht irgendwie „historizierend“ zu sein. Man hätte ja durchaus auch ein Bier wie 1717 brauen können. Also vielleicht mit Dinkelmalz, unfiltriert usw. Hat man aber nicht. Man hat das Bier modern gelassen, passend in unsere Zeit. Und das, wo man doch der katholischen Kirche gerne mal Rückwärtsgewandtheit vorwirft. ;-) Ehrlich gesagt, bei so einem Bier könnte es meinetwegen jedes Jahr irgend ein Kirchenjubiläum zu feiern geben. Was bei den vielen Kirchen in Bamberg doch eigentlich möglich sein sollte. ;-)

P.S.: Vielen Dank an den lieben Freund, der mir das Bier aus dem Kloster geschmuggelt hat. ;-)