Manchmal möchte man sich in diesen Tagen verwundert die Augen reiben – zum Beispiel, wenn man die Süddeutsche Zeitung in den letzten Tagen verfolgt hat. Da berichtete man am 13.10.2015 über die Debatte um das Reinheitsgebot: Kurz gesagt ging es um die Zukunft des deutschen Biers. Auf der einen Seite diejenigen, die eine Öffnung bzw. eine Veränderung des Reinheitsgebotes andenken, um mehr interessanten Bieren Raum zu geben. Auf der anderen Seite der Deutsche Brauerbund, der darauf verweist, dass die vier Grundzutaten millionenfache Möglichkeiten böten. Experimantelle Craftbiere, das sei nur ein Trend, der auch wieder vorbeigehe. Also alles gut? Jein, weshalb man am 14.10 ein Forum mit dem Thema „Was macht ein gutes Bier aus?“ öffnete. Und in dem geht es kunterbunt zu: Da werden heimische Biere als die besten der Welt gelobt, andere halten dagegen Tsing taao für das Gelbe vom Ei. Da werden Craftbiere als „Schmeckt scheiße, muss also cool sein“ abgetant und Regionalität betont … Ein einheitliches Bild ergibt sich dabei nicht. Also befragte man am 15.10.2015 die Autorität in Sachen Braukunst, Ludwig Narziß, danach, wie es mit dem deutschen Bier denn so stehe. Und siehe da, der las den heimischen Brauern und dem Brauerbund die Leviten: Craftbier sei eine gute Entwicklung, bescheidet er dem neuen Trend. Und den Brauern gibt er mit „Mein Apell an die Brauer: Bringt wieder mehr unterschiedliche Biere.“ Die Biere würden von der Konzernleitung von oben herab festgelegt, der Maschinenpark würden immer ähnlicher, Um Synergieeffekte auszunutzen, kauft man Rohstoffe zentral ein usw. Weshalb man am 16.10.2015 gleich mal über eine Verkostung von Bier und Käse aus einem Bierladen mit 600 Bieren aus aller Welt berichtet.
Quo Vadies, deutsches, bayerisches oder auch fränkisches Bier, mag man sich da fragen. Alles gut? Oder nichts gut? Reichen unsere jahrzehntelang gepflegten Bierstile nicht mehr aus? Was ist los im Bierland? Und man sieht schon an der Berichterstattung: So einfach ist es nicht zu klären. Oder vielleicht doch? Nehmen wir mal die Biervielfalt. Mittlerweile bietet fast jede Brauerei die gängigen Standardsorten an. Ein „Spezialbier“ wie ein Weizen ist schon längst keine „Spezialität“ mehr, zumindest nicht im Sinne, dass es nur wenige im Programm hätten. Ich nenne das immer die „Weizenexplosion“, den Moment, als plötzlich jede fränkische Brauerei „ihr“ Weizen hatte. Das war schön, denn nun musste man nicht mehr zu einem anderen Anbieter gehen, wenn man ein Weizen wollte. Man konnte bei seiner Marke bleiben. Andererseits haben sich viele Weizen nicht groß von dem vom Nachbarn unterschieden. Vielfalt war das, aber eine „einfältige Vielfalt“.
Da macht das Böheim Weißbier, das ich euch heute vorstellen möchte, keinen großen Unterschied. Auch das ist halt ein hellgelb-trübes, helles Weizen. 4,9 % Alkohol, ein hefiger Antrunk, zwischendrin ein wenig Bananenaromen und natürlich auch Nelkenwürze, eine ausgewogene Mischungitrus und Säure … das kann m trinken, das schmeckt nicht schlecht. Aber das kann man über viele Weißbiere auf dem Markt sagen. Richtig im Gedächtnis bleibt es einem nicht. Da verschwimmt der Eindruck zu sehr mit dem anderer Weizen. Der Vorteil: Bin ich irgendwo, wo es Böheim-Bier gibt, weiß ich, dass ich gefahrlos das Weißbier bestellen kann. Der Nachteil: Für das Aroma muss ich mir nicht extra eine Kiste Böheim Weißbier kaufen, da kann auch auch etwas nehmen, was näher liegt, günstiger ist …
Das ist in meinen Augen eines der großen Probleme: Niedrige Transportkosten bringen Bier von überall her in den Getränkemarkt/Supermarkt um die Ecke. Charakterlich sind die Biere immer ähnlicher. Heimatgefühl wird zwar überall betont, aber letztenendes entscheiden Preis und/oder Marketing darüber, was im Einkaufskorb landet. Echte geschmackliche Vielfalt gibt es nur noch selten. Ob man nun dem Reinheitsgebot dafür die Schuld gibt oder den Managern der großen Braukonzerne, ob man nun im Craftbier oder in der Rückbesinnung auf Tradition die Rettung sieht – Bier muss wieder interessanter werden, wollen wir den Konsumrückgang und die Marktkonzentration in Deutschland, Bayern und Franken irgendwie zumindest ein wenig aufhalten.
Womit mein heutiges Wort zum Sonntag beendet wäre.
Prost!
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