Mit der Brauerei- und Biervielfalt ist es so eine Sache: Übernimmt eine Brauerei eine andere, dann „stirbt“ oft über kurz oder lang die übernommene Marke. Schließlich ist das ja der Sinn und Zweck einer Übernahme: die Stärkung der Kernmarke. Sie soll weiter verbreitet werden, sie soll die Absatzgebiete der übernommenen Brauerei für sich gewinnen. Marktwirtschaftlich mag das sinnvoll sein, aber in gewisser Weise „stirbt“ mit so einer lokalen Biermarke ein Stück lokaler Kultur. Und damit meine ich nicht nur die Bierkultur. Nehmen wir zum Beispiel mal den geschichtsträchtigen Ort Bad Königshofen in Unterfranken. Das ist ein Ort, der einfach eine Brauerei haben muss. Oder müsste. Im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt, aber schon Jahrhunderte zuvor besiedelt ist der Ort durchaus sehenswert, auch wenn man hier und da meint, er habe schon bessere Zeiten gesehen. Und natürlich hatte Bad Königshofen eine stattliche Brauerei, die Büttnerbräu. Dem Brauereigelände sieht man heute noch seine ehemalige Funktion an und mit der Villa, dem Brauhaus, der Mälzerei, mehreren Äckern und dem Büttnersee. Wenn man so will, ist das ganze Areal ein Monument der Industriegeschichte für sich. Nur eine Brauerei ist es nicht mehr – und zwar seit Jahrzehnten schon nicht mehr.

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1993 wurde die Bad Königshofener Büttnerbräu vom Brauhaus Schweinfurt übernommen. und die Marke Büttner wurde – im Gegensatz zu anderen übernommenen Marken – nicht aufgegeben. „Doch aus Verbundenheit zu Büttner Bräu und der langen Tradition dieser Brauerei in der Region Bad Königshofen, führen wir diesen Namen fort und bieten vier Biersorten an.„, konnte man in den Brauhausnachrichten 01/2011 des Brauhauses Schweinfurt lesen. Und bis jetzt hilet dieses Versprechen. In Bad Königshofen kann man in Getränkemärkten immer noch Büttner-Biere finden. Mit der Insolvenz der Schweinfurter „Mutter“ steht aber auch die Tochter Büttnerbräu auf dem Spiel. Wahrscheinlich sogar mehr noch als die Marke Schweinfurter Brauhaus. Zwar war der Bad Königshofener Getränkehändler zuversichtlich und betonte, dass er noch Büttner-Bier geliefert bekäme – nur wie lange noch konnte er auch nicht sagen.

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Also schwingt ein wenig Wehmut mit, wenn ich mir das Büttnerbräu Hell heute anschaue. Ein klares, helles und schön aufschäumendes Bier mit leichten 4,8 %. In der Nase hat man ein leichtes Hopfenaroma, Stroh und Getreide. „Vollmundig“ soll es sein, verspricht das Etikett. Das sind nicht alle hellen Vollbiere. Von Beginn an schwingt ein feines Hopfenaroma über dem getreidigen Körper.  Der ist für ein Helles durchaus ordentlich, da gibt es „luschigere Helle“. Schon nicht schlecht, das Bier hat durchaus Potenzial. Ich für meinen Teil hätte mir ein wenig Saphir z. B. im Hopfenaroma gewünscht, um dem Geschmack noch ein wenig mehr Kontur zu geben, aber da bin ich vielleicht ein wenig überkritisch.

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Jedenfalls würde ich es mehr als nur schade finden, wenn die Marke Büttnerbräu jetzt unterginge. Am liebsten wäre es mir ja, wenn der Büttnerbräu neues Leben eingehaucht würde. Aber das wird wohl utopisch sein. Aber warum nicht? Das Gelände gehört einem benachbarten Agrarhandel, der auch die vorhandenen Silos  als Getreidelager nutzt. Vielleicht entsteht ja irgendwann eine kleine Gasthausbrauerei auf dem Gelände, ein Biergarten im Hof? Warum sollen solche Neugründungen immer nur in Metropolen entstehen? Man wird ja noch träumen dürfen …