Neulich war ich mal unterwegs im Lichtenfelser Landkreis. Und da fiel mir nahezu aus heiterem Himmel und beim Tanken eine Flasche Günther Bräu in die Hand. Günther-Bräu ist die letzte von drei Brauereien (seinerzeit: Gick, Hellmuth – kurz genannt „Fraa“ – und eben Günther) in Burgkunstadt. Und just eben jenes Städtchen Burgkunstadt hatte im Jahr 2009 sein 950-jähriges Jubiläum. Das sagt zumindest das Etikett der Flasche. Dass das Jahr 2009 schon eine Weile vorbei ist, soll nicht weiter stören. Sollen doch die Burgkunstadter ihr Jubiläumsbier ruhig noch ein wenig länger ausschenken. Denn Bier hat in „Borkuuschdd“ eine bewegte Geschichte. Das Braurecht wurde der Stadt um 1400 verliehen und damit auch eine Art Bier-Monopol, der sogenannte „Bierzwang“ oder „Bierbann“. Wer im Amtsbezirk Burgkunstadt wohnte, hatte sein Bier auch von dort zu beziehen. Nur das Brauen für den eigenen Bedarf war allen Bürgern gestattet. Und dieser Bierzwang führte natürlich zum Streit. Die Burgkunstadter fochten zwischen 1666 und 1880 zahlreiche „Bierkriege“ – bewaffnete Fehden – aus, um ihr Bier-Monopol zu verteidigen. Bei diesen „Feldzügen“ schlossen sich gerne auch Bürger anderer Ortschaften an, weil das beschlagnahmte „Fremdbier“ an Ort und Stelle „vernichtet“ werden durfte und nur die nicht getrunkenen Reste nach Burgkunstadt zurückzubringen waren.
Harte Zeiten, damals!

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Die Brauerei Günther ist ganz so alt nicht. Seit 1840 ist die Familie im Besitz des Braurechts. Die beiden Kommunbrauer Johann und Georg Günther übten es seinerzeit im Kommunbrauhaus aus. Gut 100 Jahre später entstand eine eigene Brauerei und im Jahr 2005 wurde dann eine komplett neue Brauerei in der Au in Burgkunstadt eröffnet. Neben Pils, Lager, Dunklem und natürlich einem Weizenbier gibt es nun auch besagtes 950-Jahre-Jubiläumsbier mit satten 5,5%. Es ist ein würziges, golden schäumendes Export mit stabiler Blume. Man sollte es unbedingt im Glas verkosten, es ist ein Bild von einem Bier. Vom Geruch her zeigt es sich ausgewogen bierig. Weder Hopfen noch Malz beanspruchen hier die Vorherrschaft. Auch geschmacklich ist es ausgewogen: Würzig, malzig und spritzig mit einem spürbaren Hopfenanteil, der aber von Schluck zu Schluck nachlässt. Kein Bierkrieg im Bierglas. Vielleicht hätten die Burgkunstadter seinerzeit versuchen sollen, die anderen Gemeinden um sich herum mit so einem Bier zu überzeugen, statt sie zu bekriegen?
P.S.: Auch die Nachbargemeinde Altenkunstadt suchte im 15 Jahrhundert beim Bamberger Bischof um das Braurecht an, was ihr aber 1488 verwehrt wurde. Sie konnte also nur zwischen Burgkunstadter Bier und Weismainer Bier wählen. Wie aus Rache ist dafür heute die Brauerei Leikeim aus Altenkunstadt im Gebiet des ehemaligen Burgkunstadter Bierbanns am größten!