Heute führt mich mein Bier des Tages mal wieder nach Kulmbach – aber nicht zur bekannten Kulmbacher Brauerei AG (von der sich hier viel zu viele Biere tummeln) und auch nicht zur Kulmbacher Kommunbräu (aus deren monatlichem Bierkalender sich hier viel zu wenige Biere tummeln). Nein, heute geht es mal wieder zur IREKS.
Dass die IREKS ein ziemlich großer Backzutaten- und Malzproduzent ist, dürfte vielleicht bekannt sein. (Für Hobbybrauer interessant: Die IREKS-Malze gibt es auch für den Hausbrauer im handlichen 25 Kilo-Pack.) Und dass man als Mälzerei immer wieder das eine oder andere Bier braut, um seinen Kunden zu zeigen, was man mit dem eigenen Produkt alles anstellen kann, liegt auf der Hand. Die IREKS in Kulmbach hält das genauso. Neben allerlei Basis- und Spezial-Malzen (die lustigerweise nach den Holzsorten benannt sind, deren Farbe sie widerspiegeln) gehören spezielle Malzmischungen zum IREKS-Programm. Die Idee hinter soclhen Malzmischungen ist einfach und so mancher Hobbybrauer kennt das Prinzip: Man hat eine kleine Brauerei, man möchte die eine oder andere Bierspezialität anbieten, aber man hat nicht den Lagerplatz oder den Bedarf für Säcke voller Farb- und Karamellmalze unterschiedlichster Coloeur. Also ordert man sich sein Kellerbier, Rotbier oder was auch immer schon fertig gemischt. Außerdem spart man sich als Brauer so das lange Rumexperimentieren. Nicht unbedingt kreativ, aber dafür praktisch, vor allem für kleine Gasthausbrauereien, an die man sich mit solchen Mischungen speziell wendet.
Auf der letzten Beviale in Nürnberg gab es am IREKS-Stand so ein Bier aus einer solchen Malzmischung zu verkosten: das IREKS Bernadette. Die Idee, diese Malzmischungen bzw. Biere nach Frauennamen zu benennen, gefällt mir. Bernadette ist – so will es die Marketingabteilung – im Gegensatz zu ihrer Cousine Rosalie, die eher fröhlich-fränkisch ist, eher die Aktive sein. Und weil so viel frühlingshafte (das Wetter passt gerade ja noch) bzw. sommerliche Aktivität draußen Durst mache, haben die Brauer das IREKS Bernadette als leichtes Sommerbier mit nur 4 % Alkohol angelegt. Und weil wir gerade beim Thema „Frühling“ sind: Man hat der Bernadette, sozusagen als Frühlingskleidchen“ 8,4 Gramm Cascade pro Hektoliter als zweite Hopfengabe und nochmal 40 Gramm pro Hektoliter im Whirlpool verpasst. Dazu noch Hallertauer Mittelfrüh und Spalter Select. Das genaue Rezept liefert IREKS natürlich gleich mit. Wie gesagt, hier soll ja schließlich Malz bzw. die entsprechende Malzmischung verkauft werden. Wen es interessiert, der kann es hier nachlesen.
Die Optik der Bernadette ist heller als die ihrer Cousine Rosalie. Aber so richtig hell nun auch wieder nicht, was ja nahe liegt. Schließlich lohnen sich solche Malzmischungen vor allem dann, wenn viele unterschiedliche Spezialmalze im Spiel sind. Für die Bernsteinfarbe wirkt das Bier dann aber doch erstaunlich leicht. Oder sagen wir: Eben nicht so fränkisch schwer. Der Malzkörper gefällt mir mit seinen Karamell- und Toastnoten. Der Hopfen schmiegt sich in das Aromenspiel ein, ohne zu dominant zu werden. Die nur 17 Bittereinheiten sind gerade so viel, wie es braucht, damit das Bier nicht zu schwachbrüstig wirkt. Ganz nett und durchaus sommerlich süffig. Allerdings hätte ich, wäre es mein Rezept, vielleicht das Bier eine Spur heller gemacht (die 22 EBC liegen irgendwo in dem Bereich Bernstein/Kupfer) und dafür dem Hopfen noch ein wenig mehr Raum gegeben. Der gefällt zwar in seiner Rolle als „Sidekick“, aber gerade der Cascade könnte noch ein wenig stärker hervorkommen. Dann wäre es für mich das ideale Frühlings-/Sommerbier. Aber auch so darf man es als durchaus trinkbaren Vertreter der Kategorie leichteres Wiener Lager einordnen.
Und kein Brauer ist ja gezwungen, sich sklavisch an den IREKS-Rezeptvorschlag zu halten. Wer will, kann der aktiven Bernadette ein gewagteres Hopfenkleidchen (um im Bild zu bleiben) angedeihen lassen. Nur an der Farbe zu drehen, wäre schwieriger. Da müsste man die Malzmischung (die bei IREKS selbstbewusst Malz-Cuvée heißt) mit einem helleren Malz „strecken“. Oder darauf hoffen, dass Bernadette und Rosalie eine hellere Cousine bekommen. Wobei es eher so aussieht, als wäre nach den beiden Grazien Bernadettes Mann Georg dran. Und der liebt ein kerniges, kräftiges Bier …
Noch keine Kommentare