Wenn man in den Nachrichten etwas über Bier und Brauereien liest, sind es ja nur manchmal gute Nachrichten. So konnte man in den letzten Tagen lesen, dass Anheuser-Busch Inbev einen Teil der Beck’s-Produktion aus Bremen abziehen und in die USA bzw. nach Kanada verlagern will. Für die US Konsumenten sei es eben wichtig, „wie Beck’s und nach welcher Rezeptur es gebraut wird, aber nicht wo“ – so wird Unternehmenssprecher Oliver Bartelt in der Presse zitiert. Um die 100 Arbeitsplätze könnte dieses Denken in Deutschland kosten.
Aber wie sieht das bei den deutschen Konsumenten aus? Kann man ein Bier problemlos woanders brauen lassen, ohne dass es den deutschen Biertrinker stört? Bei „großen“ Marken wie Beck’s usw. ist es ganz normal, dass das Bier an mehreren Standorten gebraut wird. Beck’s muss also nicht zwangsläufig aus Bremen kommen.
Und bei kleinen Marken? Da gibt es eine viel engere Bindung des Konsumenten an die Brauerei. Ein Bier in Form von Contract-Brewing woanders produzieren zu lassen, ist da nicht immer einfach. Noch schwieriger wird es, wenn ein imageträchtiges Bier vom Markt verschwinden müsste, weil die kleine Brauerei, die es produzierte nicht mehr existiert. Das fränkische Wolframs-Eschenbach zum Beispiel ist nicht zu Unrecht stolz auf seinen großen Sohn Wolfram von Eschenbach. Dass man dabei nicht 100% sicher ist, ob er nicht doch aus einem anderen Eschenbach stammt, ist unwichtig. Wichtig ist das Wolfram von Eschenbach-Museum, der Wolfram von Eschenbach Brunnen und das Minnesänger Pils der Brauerei Gentner aus dem gleichen Ort war es auch.

Optisch kein großer Unterschied: So sah das Minnesänger Pils aus, als es noch aus Wolframs-Eschenbach kam. (Quelle: Die neue Fränkische Brauereikarte. Großgschaidt, 1997.)

Optisch kein großer Unterschied: So sah das Minnesänger Pils aus, als es noch aus Wolframs-Eschenbach kam. (Quelle: Die neue Fränkische Brauereikarte. Großgschaidt, 1997.)

Seit 2005 ist aber Schluss mit der Brauerei Gentner. Das Ende für das Minnesänger Pils? Hier sprang die Klosterbrauerei Weißenohe in die Bresche. Denn das Bier gibt es mittlerweile wieder – nur eben aus Weißenohe. Und im gegensatz zum Contract-Brewing, bei dem der Konsument nicht erfährt, wer das Bier braut, steht das hier deutlich auf dem Etikett. Und da müssen sich die Weißenoher kurz mal verbiegen, um irgendwie zu begründen, warum in der oberfränkischen Klosterbrauerei ein Bier zu Ehren eines mittelfänkischen Minnesängers gebraut wird. sei’s drum.

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Ob das Bier bei dem Transfer von Wolframs Eschenbach nach Weißenohe gelitten hat, kann ich persönlich mangels Vergleich nicht sagen. Auf www.bier1.de wird sowas aber angedeutet. Zumindest hat das Pils beim Umzug 0,1% Alkohol verloren. Jetzt hat es 5,0%. Für ein Pils o.K. Farblich und vom geruch her gibt es sich keine Blöße. Da passt alles. Geschmacklich zeigt es einen eher trockenen Antrunk, bleibt über die Distanz auch eher trocken als bitter mit einem ordentlich grasigen Hopfenüberbau. Ein Pils, dass nicht zu bitter, dafür eher trocken ist. Ja, das kann man sich als Pilstrinker sicher auch mal gönnen, zumal es in der grünen 0,33er Flasche mit dem historisierendem Etikett recht nett rüberkommt. Warum nicht mal das Minnesinger Pils als Party-Pils nehmen … oder schnell eines in der Pause der Parsifal-Inszenierung auf dem grünen Hügel zischen? 0,33er Bier müssen ja nicht immer aus Bremen, Krombach oder Warstein kommen. Think global – drink local, sozusagen. Besser ist die internationale Konkurrenz nicht und mit der lokalen Brauerei stärkt man die Arbeitsplätze in der eigenen Region.
Und wenn das kein Argument ist, halte ich es mit einem Spruch, den ich letzthin von einer Frau mit einem Beck’s Alkoholfrei auf einer Party gehört habe: „Weißt du, ich habe gerade keine Lust auf ein Bier, deshalb trinke ich ein Beck’s!“