Wer diese Kolumne schon ein wenig länger liest, weiß, dass es sonntags zumeist schon früh am Morgen einen Text zu einem Weizen gibt, mit dem man einen Sonntag Morgen geschmeidig angehen lassen könnte. Normale Sonntage sind so. Es gibt aber auch alles andere als normale Sonntage, wenn man morgens schon einen Termin hat, der in einem Brunch (mit einigen netten Bieren) endet, dem ein gemeinsamer Spaziergang mit Freunden (und einem Rucksack voller Wegbier) folgt, an dessen Ende man sich plötzlich in dem einen oder anderen Café (mit unterschiedlichen Pils und Vollbieren) wiederfindet … und insgesamt über den Tag verteilt fünf verschiedene Biertypen von vier verschiedenen Brauereien die Kehle hinuntergeflossen sind. Da ist es plötzlich Abend und man überlegt sich, mit welchem Bier man statt des üblichen Frühschoppen-Bieres einen Tag wie diesen ausklingen lässt .
So ein „Ausklangs-Bier“ kann kein Weizen, Dunkles oder Pils sein, finde ich. Die würden alle durch ihre Geschmackseigenheiten eine Aufmerksamkeit fordern, zu der man am gar nicht mehr fähig wäre. Am Ende eines solchen Tages braucht man vielleicht noch ein einfaches Helles, das einem das Maß an Bettschwere verleiht, mit der man schnurstracks ins Bett kippt und die einen Erdbeben, Atomkatastrophen, partnerschaftlichen Unmut über Schnarchen und Körperausdünstungen und auch sonst alles in seligem Schlummer ignorieren lässt. An einem solchen Tag braucht man kein Bier des Tages, sondern ein Bier für den Abend – und von dem auch nur noch eines!
Daher verbieten sich endlos süffige Biere. Schließlich will man ja nur noch einen kleinen Absacker nehmen. Geschmacklich zu starke Biere sind ebenfalls nicht anzuraten. Auch magenanstrengende Hefespuren oder Bitterstoffe fallen aus. Was man braucht ist ein eigenschaftsloses, leicht alkoholisches Helles:
Das Helle der Landwehrbräu aus Reichelshofen zum Beispiel.
Nüchtern betrachtet ist das eigentlich ein brauchbares aber leider auch recht einfallsloses Helles. Also ein Bier, zu dem man nicht unbedingt raten würde. Im Bereich „Helles“ gibt es wesentlich eigenständigere und markantere Biere. Aber darum geht es heute Abend ja nicht. Da ist es auch o.K., dass es eigentlich nach nicht viel mehr als nur hellem Bier schmeckt, dass der Hopfen sich kaum zu Wort meldet und das helle Malz zwar geschmacklich da ist – aber seine Süße ebenfalls zurückhält. Das letzte, was man nach Lager, diversen Pils und Vollbieren unterschiedlicher Färbung noch braucht, ist ein pappig süßes, einem den Magen verkleisterndes Helles! Aber das ist das Helle aus Reichelshofen alles nicht – und genau genommen noch viel mehr. Also noch viel mehr nicht. Aber irgendwann gibt es eine Zeit für (fast) jedes Bier. Für das Helle von der Landwehrbräu aus Reichelshofen ist das jetzt … bis genau zu dem Moment, wenn ich bierselig ins Bett kippen und selig wegschlummern werde.
In diesem Sinne guten Abend und gute Nacht. ;-)
Noch keine Kommentare