Neulich gab es auf meiner Facebook-Seite vom Bier des Tages eine kleine Diskussion darüber, ob der Bierstil Märzen gerade so etwas wie ein „Revival“ erfahren würde. Auslöser war der Umstand, dass ich mit dem Märzen der Brauerei Knoblach und dem Märzen der Brauerei Leikeim gleich zwei neue Vertreter dieser Gattung besprochen hatte.
Dabei war mir ganz entfallen, dass ich selbst vor einiger Zeit an einer Batterie mit „neuen Märzenbieren“ vorbeigelaufen bin und mir eines zum Testen mitgenommen hatte: das Mönchshof Historisches Märzen.
Dabei handelt es sich um einen weiteren Vertreter der neuen „historischen Linie“, die die Kulmbacher Brauerei AG ihrer Edel-Tochter Mönchshof spendiert. Nach dem nicht so gelungenen Lebkuchen-Bier (das weder Lebkuchen enthielt noch nach Lebkuchen geschmeckt hat!) gibt es jetzt seit einiger Zeit regelmäßig Brauspezialitäten wie aus alter Zeit. Den Anfang machte das Export Anno 1910, dann kam eine unfiltrierte Variante des hellen Bocks und jetzt das Historische Märzen. Für das schaltet Kulmbacher übrigens zweiseitige Werbeanzeigen!
In denen erklärt der Kulmbacher-Chef, Markus Stodden, wie er sein Bier auf dem Markt positioniert sieht: „Damit zitieren wir das Thema Craft Bier auf unsere eigene Art und bleiben gleichzeitig dem Bayerischen Reinheitsgebot mit allen Sorten treu“
Nun kann man ein handwerklich gebrautes Märzen, bei dem die Rohstoffe und die Brauart im Vordergrund stehen, durchaus auch „craft“, aber bei dem Historischen Märzen der Mönchshof habe ich da so meine Zweifel. Der Auftritt am Markt, die Etikettengestaltung, die Werbung – das alles sieht so aus, als hätten hier Marketing und Vertrieb das Sagen und eben nicht der Brauer. Dabei tut die Werbung alles, um die Wertigkeit des Biers herauszustellen.
Aber ich kann mir nicht helfen, solche Aussagen werfen bei mir mehr Fragen als Antworten auf. Bisher dachte ich nämlich, dass alle Mönchshof-Biere untergärige Bierstile seien, die demzufolge mit kalt vergärender Hefe angestellt würden? Und was bedeutet der Hinweis „mit 100 % Hallertauer Aromahopfen veredelt“? Wurde jetzt nur Aromahopfen verbraut, oder wurde das Produkt mit Aromahopfen veredelt? Das Etikett verspricht immerhin 100 % Aromahopfen. Und bei welchen Temperaturen lagern eigentlich die anderen Mönchshof-Biere, wenn sie in der Kaltreife sind …???
Vielleicht bin ich da ja hyperkritisch, weil die Mönchshof eine Brauerei ist, die ich früher in meiner Kulmbacher Zeit sehr geschätzt habe. Aber mich überzeugen die „unique selling points“ bei diesem Bier nicht. Dabei habe ich mich sogar ein wenig auf das Mönchshof Historische Märzen gefreut. So ein richtig kerniges Märzen, das wäre es doch …
Allerdings interpretiert man bei der Kulmbacher Brauerei AG diesen Bierstil recht hell. Wo ich ein sattes Bernsteinbraun erwartet hätte, bekommt man ein feintrübes Gelb. Nun ja, dass die neuen „alten Märzen“ eher heller sind, ist mir schon häufiger aufgefallen. Allerdings setzt sich das Bier so nicht so deutlich von den anderen Mönchshof-Bieren ab.
Außerdem interpretiert man „Historische Märzen“ in Kulmbach eher süßlich. Auch dagegen ist bei einem Märzen erst mal nichts einzuwenden, aber auf die Dauer hat mir ein wenig Bittere als Gegenpart gefehlt. Immerhin darf beim milden und fein-hefigen Märzen von Schluck zu Schluck das Zitrusaroma des angekündigten Aromahopfens zulegen, das muss man dem Bier zugutehalten. Aber so richtig überzeugen kann es mich nicht, dafür fehlt es dem Bier an Kernigkeit. Die 13,3 % Stammwürze und die 5,5 % Alkohol sind dagegen für ein Märzen vollkommen im Rahmen dessen, was ich erwartet hätte.
Als Fazit muss ich sagen, dass das Bier hinter meinen – vielleicht zu hohen Erwartungen – zurückblieb. Es lässt sich nett trinken, würde mich aber nicht nochmal zum Kaufen animieren. Und als Interpretation des Craft Beer-Gedankens müsste ich sagen: Thema verfehlt! Dafür wirkt das Bier (wie die ganze Reihe) für mich zu sehr wie der (nicht schlecht gemachte) Versuch, mit geschicktem Marketing im Zuge des neu erwachenden Bierinteresses Hektoliter gut zu machen. Dagegen ist generell nichts einzuwenden, jede Brauerei muss sehen, wie sie den schwierigen deutschen Biermarkt meistert. Aber unter „craft“ würde ich etwas anderes verstehen …
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