Schauen wir mal für einen kurzen Moment „über den großen Teich“ in die USA. Im 19. Jahrhundert hatten deutschstämmige Einwanderer beinahe so etwas wie ein „Monopol“ bei den Brauereien. Deutsche gründeten viele auch heute noch bestehende Großbrauereien – Wikipedia listet da z. B. Yuengling (Pottsville, Pennsylvania, 1829), Anheuser-Busch (St. Louis, 1852), Joseph Schlitz Brewing Company (Milwaukee, 1858) und Coors (Golden, Colorado, 1873) auf. Deutsche Braukunst war ein Exportschlager, nicht nur in der neuen Welt.
Und heute? Heute sind deutsche Brauer zwar immer noch gesucht in der ganzen Welt, aber auf der anderen Seite machen sich immer wieder Amerikaner auf, um „den Deutschen das Bier zurückzubringen“, wenn man es so salopp formulieren darf.

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In dieser Riege „amerikanisch-deutscher“ oder „deutsch-amerikanischer“ Biere gibt es seit Kurzem einen neuen Vertreter aus Nürnberg, der sich NBG nennt, was natürlich das Kürzel für Nürnberg ist, aber auch nicht weniger als New Beer Generation bedeutet. Dahinter stehen zwei US-Amerikaner (Marc Zunkel und Luke Kennedy), die die Metropolregion (und sicher nicht nur die) mit neuem Bier aufmischen wollen. Die Idee steht auf dem Etikett:

GERMAN QUALITY ■ AMERICAN CHARACTER

Und auch, dass man bei dem Gedanken an Bier aus den USA nicht lachen solle. Denn wo der Craftbier-Freund feuchte Augen bekommt, denkt der gemeine Bierfranke (und nicht nur der) nur an wässrige Industrielightbiere der oben erwähnten Großbrauereien.

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Damit wollen wie gesagt Mark Zunkel und Luke Kennedy aufräumen. „Jetzt ist Schluss mit dem Wasserbier!„, steht auf dem Etikett und irgendwie denke ich, damit ist nicht nur besagtes Ami-Light-Zeug gemeint. Und wässrig ist das – wenn ich es richtig verstehe beim Mainseidla in Breitengüßbach gebraute – NBG IPA keinesfalls. Die Farbe gefällt mir. Der Orangeton ist schön, das Bier natürlich trüb. An Alkohol sind satte 6,1 % vorhanden. Für ein IPA nichts Besonderes, in Franken wäre das aber schon fast an der Grenze zum Bock! Das sollte man sich vor Augen halten, bevor man wieder über Amis und ihre „Lightbiere“ lästert.

imag1989Geschmacklich geht das Bier in eine recht würzige Richtung. Boris Braun vergleicht das mit „von Canabisfeldern durchzogenen Pinienwäldern„. Da kann ich in Ermangelung von Canabiserfahrungen nicht mitreden, aber das mit der Pinie kann ich nachvollziehen. Wo andere IPAs sehr deutlich mit Südfruchtaromatik spielen, geht es beim NBG IPA mehr in Richtung Harz, Honig und Karamell. Wo andere IPAs eher sommerlich-luftig sind, empfinde ich das NBG IPA als „tiefgründig“ im Aroma. Die hopfenwürzigen Karamellaromen geben dem Bier einen eigenen Touch. Doch, nicht schlecht. Meine weltbeste Biertestergattin fand es sogar überaus – ich zitiere – angenehm. Was wiederum daran liegen dürfte, dass es für ein IPA mehr „balanced“ ist als „BÄÄÄM!“. Also eher ausgewogen in seiner Mischung aus Hopfen (würzig), Malz (Honig & Karamell) und Bittere (deutlich da, aber beamt einen nicht weg).

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Einer alten Bierstadt wie Nürnberg steht es gut zu Gesicht, dass sich – biertechnisch – an ihren Rändern Neues tut! In der „Szenegastronomie“ scheint das NBG IPA jedenfalls gut aufgenommen zu werden. Ob man allerdings „gestandene Bierfranken“ mit einem NBG IPA überzeugen kann, ist eine andere Frage. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja auch mal ein peppiges NBG Helles oder nürnbergtypisch ein NBG Rotbier. Why not?