Ich glaub’s net! Da haben wir erst kürzlich bei ein paar Bier zusammengesessen und fast einstimmig beschlossen, dass es das mit dem Winter gerne auch gewesen sein darf. Schließlich bräuchte niemand im März Schnee, wenn man den Garten auf Vordermann bringen will. Der dazu genossene Griess Bockier machte einem so richtig Vorfreude auf die Kellersaison – und prompt schneit’s sogar in Bamberg! Und der… Schnee bleibt liegen!
Wie gut, dass es passend zur Winterromantik in den Getränkemärkten auch noch Winterbiere von etlichen Brauereien gibt. Wobei es mit denen bisweilen so ist wie mit dem bisherigen Winter: Da weiß man nicht so recht was man davon halten soll!
Da gibt es zum Beispiel Schinner-Bier aus Bayreuth, also nicht wirklich aus Bayreuth. Zwar sitzt die Geschäftsführung der Brauerei Schinner/Bürgerbräu in Bayreuth, aber das Bier wird seit 2008 nicht mehr dort gebraut. Im Gegensatz zu anderen Brauereien geht man mit dieser Information recht offen um: Auf der Homepage steht klipp und klar, dass „unsere Biersorten werden mittels umweltfreundlicher Technik und energiesparender Technologie im Lohnbrauverfahren hergestellt und abgefüllt“ werden. Der Lohnbrauer wird zwar nicht genannt, aber wie man hört, soll es sich um die Brauerei Kaiser in Neuhaus handeln. Auch auf den Flaschen liest man bei manchen Etiketten „Hergestellt f. Schinner Vertriebsgesellschaft“ – beim Winterbier heißt es „Brauereiabfüllung, Bürgerbräu GmbH, 95448 Bayreuth“.
Sei es wie es mag, es schneit und ich brauche ein Winterbier, dass sich optisch wie geschmacklich als „Schlittenbier“ eignen sollte. Seine 5,2% sind da schon mal nicht schlecht, schließlich darf so ein Schlittenbier ein wenig mahr Alkohol haben. Es soll ja nicht gleich gefrieren, wenn man die Flasche mal für fünf Minuten in den Schnee stellt. Die Farbe ist beim Schlittenfahren, wenn man das Bier aus der Flasche trinkt, eigentlich egal. Im Glas macht das Winterbier mit seiner Bernsteinfarbe und feinporiger Schaumkrone auch keine schlechte Figur. Und der Geschmack? Hmm, so schmeckt ein normales, gängiges, bernsteinfarbenes Bier. Da schaut das Malz mit leichter Bräune vorbei, der Hopfen winkt leicht bierig herb, aber eben nicht zu bitter durchs Geschmacksfenster. Der Nachhall zeigt sich erst ein wenig herb, bevor es wieder malzig wird. Das geht schon, ist ganz o.K. und vor allem gut gekühlt (im Schnee!) recht locker trinkbar, weil weniger herb.
Einziges großes Manko bleibt die Geschichte mit dem Lohnbrauverfahren. Schaut man sich Bayreuths Bierlandschaft aber mal genauer an, ist das dort eher de Regel als die Ausnahme: Aktienbier kommt von der Maisel, wie man hört; Glenk vom Stöckel in Hintergreuth; Mannsbräu kommt vom Becher in Bayreuth, der seit letztem Jahr tatsächlich ein eigenes Sudhaus hat – vorher wurde auch da der fertige Sud angeliefert; Mohrenbräu lässt brauen, Beck’n Bier der Bäckerei Lang … Lohnbrau! Da fällt die „Brauerei“ Schinner kaum mehr ins Gewicht. Das Argument, dass es sich beim Schinner-Bier nicht mehr um Bayreuther Bier handele und es deshalb beim Bürgerfest 2010 nicht ausgeschenkt werden durfte, ist vor dem Hintergrund jedenfalls recht dürftig. Viel dürftiger als das Winterbier! Das muss auch mal gesagt werden.
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