Es gibt Dinge im Leben, die polarisieren. Das mag man oder man mag es nicht. Das weiß man einfach. Da bedarf es auch keiner Begründung. Das ist so. Der FCB zum Beispiel. Man mag ihn oder man mag ihn nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht. Hopp oder Topp! Ganz oder gar nicht! So oder so!
In Bamberg ist das Rauchbier der Brauerei Schlenkerla so ein Fall. Man mag es oder man meidet es wie der Teufel das Weihwasser. Ein Dazwischen gibt es nicht. Wer es nicht mag – so wie ich – findet es zu schwer, zu dominant rauchig, zu „schinkig“, zu … Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Schlenkerla trinke ich nicht! Das ist so. Weitere Begründungen? Braucht es nicht.
Bis zu jenem Abend, als ein Freund eine Flasche von einem Bier mitbrachte, von dem ich vorher nur gerüchteweise gehört hatte: Aecht Schlenkerla Eiche.
Die alte Euro2-Flasche – in manchen Internetforen als „Maurerbuddel“ verspottet – ziert ein grün-goldenes Etikett, auf dem Eichenlaub sofort klar macht, was Sache ist. Wer die anderen Etiketten „vom Schlenk“ kennt, für den sieht das fast nach Premium-Bier aus. „Schlenkerla Oak Smoke“ – Aha! Etwas für die Gourmets in aller Welt! Danach klingt auch die Beschreibung des Brauprozesses: Statt über Buchenholz wird das Malz über Eichenholz gedarrt, was dem Bier eine „komplexe Rauchnote“ verleiht. Aha! Noch mehr Schinken also, oder? Dieser Doppelbock mit 8 %vol. reift dann mehrere Monate im Bierkeller, bevor er ins Glas darf. Und auf der Homepage zeigt sich das Bier in einer Art überdimensioniertem Cognac-Schwenker. Ein sündteures, vollkommen überbewertetes Edelbier?
Na dann soll es mal zeigen, was es kann …
Der Geruch ist eindeutig Schlenkerla, aber viel dezenter und zugleich kompexer. Normalerweise hat man ja eigentlich schon vom Riechen genug. Auch beim Antrunk erkennt man, wes Geistes Kind dieses Bier ist. Aber im Vergleich zum Schlenkerla Märzen ist es feiner. Die Dunkel-, Röst- und Rauchmalzaromen passen besser zueinander. Der Rauchgeschmack dominiert nicht so sehr. Von den versprochenen 8,0% schmeckt man hingegen eigentlich nichts. Für einen dunklen Doppelbock ist es erstaunlich leicht. Das einfache Märzen mit nur 5,1% schmeckt wesentlich dunkler und schwerer. Den größten Unterschied zum normalen Rauchbier bemerkt man aber im Abschluss. Wo beim Rauchbier ein nicht enden wollendes, öliges Rauchmalzfinish auf der Zunge steht und alles Weitere unter sich begräbt, gesellt sich beim Schlenkerla Eiche zu der Bitterkeit der Röstmalze und der dezenten Hopfen-Herbe noch ein holzig-trockener Nachklang. Das erinnert einen tatsächlich an die tannine Rotweinnoten, wobei ich das eigentlich nicht so richtig beurteiloen kann. Schließlich bin ich kein Weintrinker!
Ob das nur am Eichenrauchmalz liegt oder an einer gänzlich veränderten Rezeptur, kann ich nicht sagen. Wenn es aber am Rauchmalz liegt, dann ist es faszinierend, wie sehr das Holz den Geschmack beeinflussen kann. Für ein Rauchbier ist dieser Geschmack jedenfalls einzigartig und gar kein Vergleich zum hauseigenen Märzen. Normalerweise mache ich ja ums Schlenkerla einen weiten Bogen. Aber dieses Bier ist überraschend gut trinkbar. Und eine Bereicherung der fränkischen Bockbier-Landschaft ist es allemal.
Auch wenn damit wieder eine der alten Gewissheiten über Bord geht.
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