Ich habe mich ja als Student immer gefragt, warum der „Osterdienstag“ an der Uni frei war. Damals dachte ich, es sei so eine Art vorausschauender Ferientag, weil ja eh noch kein Student am Dienstag nach Ostern in der Lage wäre, an Vorlesungen oder Seminaren teilzunehmen. Dabei ist das Quatsch! Der Osterdienstag ist eigentlich ein hochoffizieller Feiertag, nur brauchte es ein paar Bier mehr, bis mit das aufgefallen war. Dass ich heute mit das Reckendorfer Schlössla Festbier vorstelle, hat also durchaus seinen Grund.

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Ich darf das „kurz“ erklären: Für die Kirche war früher sowohl die Woche vor als auch die Woche nach Ostern heilig – und somit arbeitsfrei. Innerhalb dieser Zeit beging man früher die drei heiligen Tage von Leiden, Tod und Auferstehung. Da der Vorabend liturgisch durchaus schon zum nächsten Tag gehört, umfasste das den Gründonnerstag-Abend, den Karfreitag, den Karsamstag und den Ostersonntag. Das sind aber eigentlich vier Tage, weshalb daraus im Laufe der Zeit zwei Tridua wurden:  in der Karwoche ein „Leidenstriduum“ (Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag) und danach ein Auferstehungstriduum“ (Ostersonntag,  Ostermontag und der heutige Osterdienstag). Folglich erklärte Papst Urban 1642 den Osterdienstag noch als arbeitsfrei! Nun kann man zu Kirche und Papst stehen, wie man mag, aber erst dank Aufklärung und Säkularisation ist uns der Osterdienstag als Feiertag verloren gegangen.

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Nichtsdestotrotz bespreche ich heute ein Festbier, so „katholisch“ will ich mal sein. Und beim Schlössla Festbier haben sich die Reckendorfer auch ganz schön ins Zeug gelegt. Ich würde sogar sagen, das Schlössla könnte in gewisser Weise als Vorbild für neue fränkische Biere dienen. Auf dem Rückenetikett findet man z. B. Angaben zu Malz, Hefe und Hopfen – und zwar mehr als nur den Hinweis, dass diese Zutaten drin sind. Ich hätte mir ja beim Malz durchaus noch mehr Details wie bei der Hopfenangabe gewünscht. Aber gut, man kann nicht alles haben. Einen kleinen Knackpunkt gibt’s beim Etikett dann übrigens doch: Bei der Alkoholangabe gibt es zwischen Brust und Rückenetikett eine kleine Diskrepanz. Sagen wir’s mal so: Kleiner Schönheitsfehler.

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Schönheitsfehler leistet sich das Bier optisch übrigens nicht. Da passt alles. Das Rot-braun gefällt. Geschmacklich ist es aufregend unaufgeregt … oder unaufgeregt aufregend? Der Grundkörper ist weich, malzig, gefällt mit Karamell-, Brot und Beerenaromen. So weit so gut. Das würde alleine schon reichen. Aber dann schwingt von hinten her der Hopfen mit und schleicht mit zarten Citrusanklängen über das Malzbett. Schmeckt nicht schlecht. Wie sich der Hopfen mit zarten Citrusnoten hier einfügt, ohne zu sehr dominieren zu wollen, gefällt mir sehr! Typisch Fränkisch und doch auch ein wenig modern! Bitte weiter so!