Auf dem Online-Portal der Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung bin ich gestern auf einen interessanten Artikel mit dem Titel „Riesendurst auf fränkisches Landbier“ gestoßen. Tenor des Ganzen: „Darf‘s ein Huppendorfer sein? Oder vielleicht ein Rittmayer aus Hallerndorf? Wir haben natürlich auch Breitenlesauer Krug im Sortiment, das gibt’s fast überall. Der Renner ist das Hetzelsdorfer vom Penning, das leckere Kellerbier vom winzigen Hembacher hingegen ist noch ein echter Geheimtipp. All diese Biere kennen Sie schon? Dann gehören Sie zu den Zig-Tausend Franken, für die nichts anderes mehr in den Krug kommt als ein Bier aus der Heimat, handwerklich gebraut in einem kleinen Familienbetrieb. Eine kleine Reise durch das Bierland Franken…“

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Ich muss ja jetzt nicht weiter betonen, dass all diese Brauereien schon längst mal Bier des Tages hier waren. Aber es stimmt schon: Das fränkische Landbier genießt gerade eine Popularität wie selten. Und darunter leiden die Großbrauereien wie Tucher und Kaiser/Neuhaus genauso wie die Brauereien in der „Mittelklasse“. Nehmen wir zum Beispiel mal das Mahr’s in Bamberg. Das „U“, also das Ungespundete galt vielen lange Zeit als DAS Bamberger Bier. Was hätte man auch anderes kaufen oder trinken sollen. Jetzt steht es im Getränkemarkt aber schon längst neben dem Huppendorfer, dem Otto-Bier aus Steinfeld und anderen kleinen Landbieren. Das Gespräch mit dem einen oder anderen Getränkehändler bestätigt das: Der Mahr’s-Verkauf läuft nicht mehr ganz so gut, obwohl die Brauerei Preise um Preise für ihr Bier einheimst. Wer sich noch an den Artikel im Fränkischen Tag vom 6. Juli erinnert („Die Not der kleinen Brauereien Frankens“), weiß auch, dass im Mahr’s die Abfüllanlage nur noch einmal pro Woche läuft, was sich eigentlich schon gar nicht mehr lohnt. Noch vor Kurzem war das anders.


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Liegt das nur an der Konkurrenz? Jein. Unterhält man sich mit dem einen oder anderen Bamberger, hört man bisweilenden Satz, dass das Mahr’s einfach nicht mehr dasselbe sei wie früher. Also schauen wir uns das „U“ doch mal genauer an. Und um es fair zu machen, auch gleich auf der Wunderburger Kerwa direkt im Biergarten vom Fass. Denn so ein Ungespundetes Kellerbier zeigt seine wahre Größe am besten frisch gezapft.

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Optisch steht es da wie eh und je. Das trübe Bernstein, der dichte Schaum, das macht im Glas wie im Steinkrug schon was her. Aber die Optik interessiert den Biertrinker nur am Rande. Der Geruch passt soweit eigentlich auch: grund-malzig mit einer feinen Spur von Hefe. Und dann der erste Schluck. Ich habe schon lange kein „U“ mehr getrunken. Die Gründe dafür? Siehe oben: Held Hell, Huppi Voll, Trunk Lager, Krug Lager … Jetzt fallen mir im Krug als erstes die feine Hefe-Säure und die Hopfenherbe auf. Die umrahmen den malzigen Grundkörper. War das schon immer so? Hat sich mein Geschmack geändert?  Das kann ich rückblickend so schwer sagen.  Ich tendiere beim Mahr’s gerade eher  zum Hellen oder zum ETA Hofmann Dunkel. Bei den Kellerbieren ist das Mahr’s a U natürlich noch eine Marke, aber man hat aber auch immer mehr andere „auf dem Schirm“.

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Auf der anderen Seite ist das Mahr’s und mit ihm das U immer noch ein Aushängeschild für fränkische Biere. So findet man das Mahr’s in immer mehr feinen Bierläden in der ganzen Republik. Kaum eine Brauerei in Bamberg sammelt so viele Preise bei Bierwettbewerben. Auch die USA sollen „Mahr’s-Land“ werden. Zumindest soll der US-Amerikaner beim fränkischen Bier an Mahr’s denken. Auch das „U“ in der Sonderedition zum Film „Resturlaub“ soll sich überall in Deutschland verkaufen und so neue Absatzmärkte erschließen. 

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Und die Bockbieranstiche werden dank DJ wieder zum Studentenkult. Sogar 0,25l Flaschen bietet die Brauerei mittlerweile an.
Wobei ich jetzt sagen muss, dass mich genau das nicht unbedingt anspricht …