Ok., heute gibt es mal wieder etwas aus dem Craft-Sektor als Bier des Tages. ich weiß ja, dass so mancher Bierliebhaber diesen Bieren mehr als nur skeptisch gegenüber steht, weil es ihnen häufig an einer „Schüttability“ mangelt, wie das der Franke in Verballhornung der allseits beschworenen Drinkability gerne ausdrückt. Craftbeer ist vielen einfach immer noch zu aufgeregt in seiner Aromatik (um es einfach mal nebenher trinken zu können), zu affektiert in seinem Gehabe (weil man einfach mal nur BIER trinken will) und vor allem zu teuer (zumindest für ein Mengengetränk).

california-common-4Das stimmt, das darf man auch als Craftbeer-Fan gerne mal zugeben. Aber es stimmt eben auch nicht … immer. Und bisweilen sind es gerade die Brauereien, von denen man es am wenigsten erwartet, die einem recht unaufgeregt mal Craft vorsetzen, die das Potenzial zu mehr hat. Die Brauerei Kaiser aus Neuhaus an der Pegnitz ist so eine Brauerei, an der Craftbeer-Geeks normalerweise kopfschüttelnd vorüberziehen. Für fränkische Verhältnisse recht groß, Standardsortiment ohne große Ausreißer (ja, ich weiß, es gibt ein Rauch- und ein Kellerbier, aber das ist in Franken wahrlich nichts Besonderes), hier ein premium, da ein Low-Budget-Bier … Halt eine Brauerei wie jede andere auch, könnte man meinen. Trotzdem gönnt man sich bei der Brauerei Kaiser mit der Veldensteiner Bierwerkstatt seit schon 8 Jahren einen eigenen Craft-Ableger. Und deren Biere sind tatsächlich immer wieder mal einen Blick wert – zumindest hatte das geniale Imperial Pilsner verdammt großen Eindruck hinterlassen. Zumindest bei denen, die das Bier im Schatten der bekannten Craftbeer-Marken entdeckt hatten. Ach ja, preislich halten sich die Bierwerkstatt-Biere in eträglichem Rahmen. Davon kann man sich tatsächlich auch mal eine Kiste mitnehmen.

california-common-3Der neueste Streich der Veldensteiner Brauwerkstatt ist ein California Common. Dabei handelt es sich um einen eigenen Bierstil, über die die Brauerei folgendes zu erzählen weiß:

In der „Gold-Rush –Zeit“ des späten 19. Jahrhunderts in Kalifornien weit verbreitet und „quite common“, gilt das California Common als eine traditionelle amerikanische Biersorte. Heutzutage ist es selbst in den USA eine Rarität und in Europa fast unbekannt.

Aha. Ein eigener Bierstil, der in den USA selten und in Europa fast unbekannt sei? Das schreit nach ein wenig Recherche. Mixology definiert dieses „gewöhnliche Kalifornische“, auch „Steam Beer“ genannt, als

[…] ein einfaches, nicht zu starkes Bier, das mit speziellen untergärigen Hefen eingebraut wird. Die Bezeichnung Steam Beer kommt durch den Umstand ins Spiel, dass der Sud jedoch bei vergleichsweise hohen Temperaturen vergoren wird. So hoch, wie sie sonst nur bei obergärigen Bieren erreicht werden, während untergärige Hefen üblicherweise nur bei relativer Kälte sauber arbeiten. Bei der Herstellung eines Steam Beers „dampft“ es also verhältnismäßig stark.

Es handelt sich also um so etwas wie ein „zu warm“ vergorenes Lagerbier. Oder um eine Art Zwitter aus Lager und Ale, das seine Entstehung fehlenden Kühlmöglichkeiten gegen Ende des 19. Jahrhunderts verdankt. Bisher, so der Artikel bei Mixology, sei das Crew Steam Beer das einzige Bier solcher Brauart „im Land des Reinheitsgebots“. Nun ist das California Common der Veldensteiner Brauwerkstatt dazugekommen.

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Vom Geruch her wirkt das goldgelbe und feintrübe Bier verdammt hopfenfruchtig. Als „Sopfhopfen“ wird auf dem Etikett Calypso, ein amerikanischer Aromahopfen mit intensiver Fruchtaromatik, erwähnt. Beim Probieren hatte ich mir gedacht: „Wow! Sie können es ja doch noch …!!!“ Nicht, dass die letzten Biere der Braumanufaktur nicht gut gewesen wären, aber an das Imperial Pils kamen sie nicht ran. Das hier hat dagegen richtig viel Potenzial! Fein in der Malzsüße, schön fruchtig und grasig-frisch im Hopfen, dazu nicht zu schwer, dafür knackiger im Finish. Mit 5,8 % Alkohol auch nicht zu stark … Gut, jetzt fehlt mir der Vergleich zu anderen amerikanischen Dampfbieren (die man übrigens nicht mit den heimischen Dampfbieren verwechseln darf), aber wenn die ähnlich schmecken, dann könnte so ein California Common bei mir auch recht „common“ werden. Wobei die Sache mit der „warmen Gärführung“ (O-Ton Veldensteiner) bei einer eigentlich bei kalten Temperaturen arbeitenden Lagerbierhefe sicher noch ein wenig Klärung bedarf. Schließlich widerspricht dieser Bierstil dem, was man mal über Hefen gelernt hat. Und die Unterschiede zu einem klassischen Pale Ale (mit obergäriger Hefe bei warmen Temperaturen) auch noch genauer zu klären wären. Deshalb möchte ich abschließend mal ein paar Kommentare bei ratebeer über das Veldensteiner California Common zitieren:

‚[…] Very much like an American Pale Ale, I don’t know how much it resembled a traditional California Common as it’s a style I’m unfamiliar with.

[…] Very light and easy drinking.

[…] Very refreshing and quaffable, would have been smarter to release this during the summer rather than autumn. I also still don’t really know how this style should be like, all the examples I’ve tried so far had only little in common. This is not that close to Anchor Steam Beer by the way.

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Wie gut, dass es anderen Kollegen bei diiesem Bier so geht wie mir. Mal sehen, ob es in Zukunft mehr von diesem Bierstil zu verkosten gibt …