Ich muss wirklich wieder häufiger Biere testen und als Bier des Tages vorstellen! Da wäre es doch passend, wenn ich – einer fast schon liebgewonnen Tradition folgend – am Karfreitag ein alkoholfreies Bier vorstellen würde.

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Das passt gleich aus mehrerlei Gründen:
Zum einen, weil viele Deutsche die Fastenzeit nutzen, um mal auf Alkohol zu verzichten. Was die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen freuen dürfte, weil nämlich zum zweiten kürzlich das „Jahrbuch Sucht“ veröffentlicht wurde, das zu drastischen Ergebnissen kommt: Die Deutschen trinken zu viel Alkohol. Einen Eimer (also 10,7 Liter) reinen Alkohol trinkt jeder Deutsche über 15 pro Jahr, so heißt es dort. 1,77 Millionen Deutsche leiden an Alkoholabhängigkeit, nochmal 1,6 Millionen an Alkoholmissbrauch. Und 74.000 Deutsche saufen sich – gerne in Kombination mit Kippen – ins Jenseits. Noch eine Schock-Zahl gefällig? 40 Milliarden, so beziffert es die DHS, kostet der übermäßige Alkoholkonsum das Gesundheitssystem. An Steuern spült der Alk aber nur 3,165 Milliarden Euro in den Staatssäckel. (Die Pressemitteilung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen kann man hier herunterladen.)

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Solche Zahlen wirken natürlich – auch wenn man sie – weil es bei Todesopfern oder Kosten eben Schätzungen sind – bisweilen mit Vorsicht genießen muss. Sei es wie es mag – alkoholfrei boomt, ob nun aus moralischen, gesundheitlichen oder sportlichen Gründen. Denn wer sportlich ist, der „säuft“ nicht so viel. Zumindest sagt man das. Dass die Wernecker Bierbrauerei ihre alkoholfreies Hefeweisse Sportskanone nennt, liegt da auf der Hand. Ist ja auch isotonisch. Also gesund. Für eine Brauerei die eierlegende Wollmilchsau: Bier und doch nicht Bier, weil halt nicht mit dem Ruch des Alkoholmissbrauchs. Jetzt muss es halt nur noch überzeugen.

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Die Sportskanone gehört zum Typ der gestoppten Gärung, das heißt das Bier wird (meist leichter) eingebraut und dann ganz normal angegoren. Bevor die Hefe aber zu viel des „bösen Alkohols“ produzieren kann, wird sie in ihrer Arbeit gestoppt. So ganz alkoholfrei ist so ein alkoholfreies Bier nämlich selten. Dazu muss der Alkohol nachträglich entzogen werden. Der Nachteil an der Methode der gestoppten Gärung: So ein alkoholfreies Weizen kann sehr süß schmecken. Da macht die Sportskanone keinen Unterschied. Auch hier hat man die Erinnerung an unvergorene Bierwürze im Kopf. Überhaupt hat man so ein „Sag mal, das hatte ich doch schon mal in der Hand“-Gefühl im Kopf. Ein Hauch von Banane, nicht so vollmundig, wie ein klassisches Weizen, ein wenig Nelkenwürze im Abgang, Hefe auch. Ein Durstlöscher, insgesamt weich und alles in allem trinkbar. Wer vom klassischen Bier (mit Alkohol) kommt, den wird es nicht so einfach auf seine Seite ziehen. Da bleibt die Sportskanone ein Bier, das man trinkt, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, wenn man aus gesundheitlichen Gründen oder nach dem Sport  auf Alkohol verzichten muss – oder eben in der Fastenzeit. Daran wird auch das Jahrbuch Sucht nicht so leicht etwas ändern …