Gestern hatte ich ja schon ein wenig über Marketing und den Einfluss der Verpackung philosophiert. Und zu Recht kam da prompt der Einwand, dass der fränkische Bierliebhaber sein Bier ja nicht nach Flasche oder Etikett aussucht sondern nach dem Inhalt. Das stimmt zwar für die fränkischen Bierkenner, für den Rest der Republik sieht die Sache aber anders aus. Da findet man kaum einen Flaschenhersteller, der nicht über Marketingstrategien, Flaschenformen und Absatzprobleme referiert.

Klar, die wollen auch immer wieder neue Produkte verkaufen – oder eben auch wieder „alte“ Flaschenformen wieder neu entdecken. Die Steinie-Flasche in 0,33 l ist so eine neue alte Form. Eingeführt wurde die Steinieflasche schon in den 60ern dieses Jahrhunderts. Ihre Vorteile waren eine bessere Bruchsicherheit beim Fallen, eine bessere Standsicherheit und damit weniger umgekipptes und verschüttetes Bier und eine geringere Glasmasse pro Gesamtkasten. Üblich sind Kästen mit zwischen 20 und 30 Flaschen (0,33l). Wer was auf sich hält, hat mittlerweile Steinie-Flaschen im Angebot: Veltins, Paderborner, Licher, Oettinger, Kesselring (Steinie²), Eder&Heylands (Das Seppelsche mit Bügelverschluss), Haake Beck, die Brauerei Schimpfle (Löschzwerge) und nicht zuletzt Kulmbacher sind auf diesen Trend aufgesprungen. Das Problem für den Franken an der ganzen Geschichte ist nur die generelle Füllmenge von nur 0,33l. Denn was nördlich von Frankfurt schon immer Standardgröße war und sich auch im Süden immer mehr durchsetzt, ist für den Franken eigentlich nicht trinkbar. Steinieflaschen in 0,5l findet man dagegen nur selten. Mir sind eigentlich nur zwei Brauereien bekannt, die Biere seit je her in dieser speziellen Flasche abfüllen: die Ahornberger Landbierbrauerei (Strößner Bräu) und die Rossdorfer Brauerei Sauer. Letztere füllt in die Steinieflaschen ihr erst kürzlich prämiertes Urbräu (Bier des Tages am 22. Juli/Bierstern in Bronze in der Kategorie Kellerpils) und ihren Bock. Der ist auch vom Etikett her ähnlich aufgemacht wie das verdammt leckere Urbräu, was natürlich Erwartungen schürt … und erfüllt!

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Der Rossdorfer Bock hat 7,0%. Damit ist er, was den Alkohol angeht, Mittelmaß unter den Böcken. Aber er ist wirklich nur da Mittelmaß. Sonst toppt er verdammt viele andere helle Böcke! Hellgolden steht er im Glas und riecht … also ehrlich, der erste Eindruck ist … birnig, blumig, frisch und verdammt lecker. Da zeigt der Hopfen seine fruchtigen Seiten. Und schmecken tut es erstmal! Der Antrunk ist im ersten Moment weich, dann schiebt sich der Bock malzwürzig über den Zungenbogen und dann, wenn er nach hinten den Schlund hinabgleiten will und man meint, der Hopfen müsse jetzt mal zuschlagen und die Süffigkeit ein wenig einbremsen … kommt da nichts. Der Rossdorfer Bock läuft gefährlich weich die Kehle herunter. Sowas ist süffig hoch zehn, zumindest in meinen Augen. Der Bock gebärdet sich da wirklich wie ein doppelt-leckeres Urbräu. Gefährlich ist sowas aber auch, denn eine Hopfensperre nach dem x-ten Bier (eigene Kapazitätsgrenze einfügen) baut sich da nicht auf. Da ist es ja fast schon gut, dass im Kasten wegen der breiteren Flasche „nur“ 16 Böcke sind. Eigentlich aber auch schade, denn die anderen vier, die im Vergleich zum normalen Kasten fehlen, kämen sicher auch schnell weg!

P.S.: Wer sich für Flaschenformen und Trends interessiert, kann mal unter www.systempack.denachlesen, wohin die Reise auf dem Biermarkt gehen wird. Ich denke mal, nicht jeder Trend wird den fränkischen Bierliebhabern gefallen …