Eigentlich sollte ich diese Woche mal mehr auf Biere Pilsner Brauart schauen. Schließlich sind die nationalen Pilsgiganten Wartseiner, Krombacher, Veltins und Bitburger nebst der nordrhein-westfälischen Brauerei Barre für ihr Preis-Kartell erst tüchtig abgewatscht worden. Beck’s verbietet sich als Alternative im Pilsbereich auch, weil deren Mutter AB Inbev Germany tüchtig bei den Preisabsprachen mitgemischt hat und nur deshalb mit weißer Weste aus der ganzen Nummer herauskommt, weil sie rechtzeitig und reumütig genug beim Kartellamt das ganze System engezeigt haben. Aber auch die anderen Beteiligten haben entsprechend kooperiert, sonst wäre die Strafe von insgesamt über 106 Millionen Euro wesentlich höher ausgefallen. Wie einsichtig die Brauereiriesen tatsächlich sind, ist dagegen fraglich. In der Frankfurter Rundschau konnte man lesen: “So illegal die Aktion der Brauereien war, aus Sicht der Unternehmen waren die Preiserhöhungen zumindest beim Flaschenbier eine Art Notwehr.”
Im Preiskampf um den Kunden spielen aber nicht nur die jetzt abgestraften großen Brauereien eine Rolle. Selbst, wenn die Brauereien höhere Preise durchsetzen möchten, steht der Handel nicht selten im Weg. Der dreht mit allwöchentlichen Rabattaktionen Rabattaktionen die Preisspirale einerseits nach unten und lässt sich andererseits dafür bezahlen, dass er die Premiumprodukte “wirksam” platziert. Wer bei dem System der Werbekostenzuschüsse nicht mitmacht, fliegt aus dem Sortiment. Das musste Krombacher im letzten Jahr spüren. Und dann gibt es zwischen alls den Premium-Produkten und den ausgewisenen Billigmarken mit dem entsprechenden Image auch noch ein kunterbunt gemischtes preisliches Mittelfeld.
Das Schinner Premium Edel Pils ist mit 9.99 € pro Kiste liegt in jenem Mittelfeld. Gebraut wird es bei der Brauerei Kaiser in Neuhaus. Optisch ist es ein typisches Pils mit goldener Farbe und schöner Schaumkrone. Am bemerkenswertesten sind vielleicht die großen Kohlensäurebläschen. Im Aroma lässt sich verhalten Hopfen riechen. Im geschmack fällt der Hopfen auch auf, wobei man sagen muss, dass er deutlich in eine “zitronige” Richtung geht. Ich will jetzt nicht sagen, dass es nach Spülmittelriechen oder schmecken würde – ich habe ja mal einen Sommelier sagen hören, Frauen würden bei Pilsner Bieren immer an Spülmittel erinnert. Aber es ist eines der deutlich zitronigeren Pilsner, was im Zusammenspiel mit der ebenfalls deutlichen Süße einen interessanten Geschmack ergibt. Wer eher süßliche Pilsner mag, deren nachhängende Herbe sich in Grenzen hält, dem gefällt das sicher. Wer deutlich herbe Pilsner mag, muss zu einem anderen Bier greifen. Genügend Alternativen gibt es ja, zu jedem Preis, von freien und konzerngebunden Brauereien und zu jedem erdenklichen Preis.
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