Ich muss wirklich häufiger ein Bier des Tages schreiben. Denn ehrlich gesagt, komme ich bei manchen Sachen nicht mehr hinterher. Es sind noch nicht alle Biere, die ich beim Nürnberger Bierfest verkostet habe, beschrieben. Beim Craft Beer Festival von Ines Beerstore in Erbshausen habe ich erst gar nichts groß verkostet, weil ich eh schon weit im Verzug bin. Ja, selbst das eine oder andere vom Craft Beer Festival in Schweinfurt (wer sich erinnern kann, das war im März), ist noch unbesprochen …

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Nun wäre das alles kein Problem, wenn es hier um „normale“ Biere ginge. Also „normal“ im Sinne von „konventionell“ oder „traditionell“. Denn in der „traditionellen“ Bierszene geht es – abgesehen von der Bockbiersaison und den Festbieren zum Reinheitsgebotsjubiläum – recht „gemütlich“ zu. Da ist es egal, ob due ein Bier im März oder im Mai oder gar im Juni besprichst, schließlich gibt es das Bier länger. Aber im Craft Beer Bereich ist eine Dynamik, was die „Sortenfluktuation“ angeht, dass einem fast schwindlich werden kann. Bei mancher Brauerei überlebt so ein Monatsbier aus dem Bierkalender gerade mal die Iden (für die Nicht-Lateiner die Monatsmitte). Über den kalendarischen Monat hinaus sind sie allgemein selten zu finden. Und Festival-Sude sind eh danach kaum mehr zu bekommen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Brauer immer noch wahnsinnig Lust darauf haben, mit neuen Hopfensorten usw. zu experimentieren.

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Ganz besonders merkt man das eine Zeit nach Messen wie der Beviale, wo sich in Nürnberg alles trifft, was irgendwie mit Bier und Getränken zu tun hat. Da stehen auch Hopfenhändler aus aller Welt und stellen ihre neuesten Züchtungen vor. Da gab es letztes Jahr Sorten wie Lemondrop oder Jarrlo zu bewundern. Und es war sonnenklar, dass es ein paar Monate danach die ersten Biere mitd en Hopfesorten gibt. Wie zum Beispiel den Hoppy Banana Jo von der Hecht Bräu in Zimmern. Dafür hat Bernard Hecht einen Weizenbock mit der amerikanischen Hopfensorte Jarrylo kaltgehopft. Das ist insofern interessant, weil Jarrylo vom Aroma her in Richtung Banane, Birne und Orange gehen soll. Und das sind Aromen, die auch die Weißbierhefe produzieren kann. Was bedeutet, dass der Weizenbock natürlich viel fruchtiger daherkommt, damit kann man eine echte Bananenbombe bauen. Auf der anderen Seite war es ganz gut, dass „der Bräu“ seinem Hoppy Banana Jo ein wenig mehr an Würze spendiert hat, als man einem klassischen Weizenbock mitgibt. Sonst wäre die Gefahr gegeben, dass das Bier zu süß wirkt. Immerhin hat man einen Weizenbock mit 7,8 % vor sich stehen, bzw. hatte. Denn auch wenn die Flaschen, die es in Schweinfurt gab, noch bis Ende dieses Monats haltbar wären – das Bier gibt es schon lange nicht mehr. Wer sich jetzt ärgert, dass ich das Bier so spät erst beschreibe – vielleicht gibt es den Hoppy Banana Jo im Winter wieder. Nehmt die heutige Kolumne sozusagen als Vorfreude auf die nächste Bockbier-Saison.

Der Name Hoppy Banana Jo erinnert übrigens an den Film Banan Joe mit Bud Spencer – für die Älteren unter uns. Der Hopfen Jarrylo hat seinen Namen von Jarilo, dem slawischen Gott der Fruchtbarkeit und des Frühlings. Generell wird der Hopfen für ein Saison, generell belgische Biere oder Pale Ales empfohlen. Ich würde es vielleicht sogar mal mit einem dunklen Stout probieren. Vielleicht bekommt man damit ein Schokoladen-Bananen-Split-Aroma hin? Wäre mal einen Versuch wert. Ich werde wohl heute Abend mal mit Bernhard Hecht darüber reden müssen.

Takeover

P.S.: Wer heute Abend (15.6.2016) noch nichts vor hat, in Nürnberg gibt es im Kater Murr ein Tap Take Over mit Bieren von Bernhard Hecht (Hecht Bräu/Zimmern) und Karsten Buroh (Eppelein&Friends) – und natürlich mit dem Craft Beer Führer Franken. Hingehen lohnt sich, denn da gibt es sicher wieder das eine oder andere Bier zu verkosten. Lasst euch überraschen!