Heute begeben wir uns mal in eine ganz andere Richtung, geographisch und bierologisch! Nach dem milden Hellen in der 0,33l-Flasche aus dem oberfränkischen Itzgrund geht es heute schwer ins Unterfränkische, nach Marktsteft, zu einem waschechten Dunklen.
Marktsteft ist ja eher für Wein bekannt als für Bier, was es mit großen Teilen Unterfrankens gemeinsam hat. Im 18. Jahrhundert kann man über Marktsteft lesen:
„Stefft, ein zwischen Marktbreit und Kitzingen an dem Maynstrom, in einer besonders an vortrefflichen Weinwachs sehr vorteilhaft fruchtbaren und angenehmen Gegend gelegener schön angebauter ansehnlicher Marktflecken…„.
Aber um den Wein des Tages muss sich jemand anderes kümmern, hier geht es nur ums Bier. Und das kommt aus der Brauerei Kesselring, die mit 65.000 hl und einem Sortiment von 16 Produkten unter dem Namen Kesselring – wer weit zurückscrollt findet noch das hippe Steinie² aus gleichem Hause. Für fränkische Verhältnisse ist das schon ziemlich groß und ziemlich viel! Also Masse statt Klasse? Oder doch Masse mit Klasse?
Im Test ist das Urtfränkische Landbier – und diese Bezeichnung verspricht in der Regel ein Dunkles, das lehrt die Erfahrung. Mit 5,3% vol. steht es auch ordentlich da. Auch das Etiket der NRW-Flasche gefällt, wobei es früher ein wenig „edler“ war. Aber die Banderole um den Flaschenhals fiel wohl dem Finanz-Controlling zum Opfer. Na hoffentlich hat der Geschmack nicht auch gelitten. Der Alkoholgehalt jedenfalls nicht, denn „früher“ hatte es nur 5,1%.
Im Glas ist es jedenfalls schön dunkel. „Wenge“ ergänzt die mitprobierende Gattin, „bei Möbeln würde man den Farbton ‚Wenge‘ nennen.“ Braun also, dunkelbraun, für alle, die in letzter Zeit keine Möbel gekauft haben. Und es riecht, wie ein Dunkles zu riechen hat: röstig, schwer, dunkel – und auch „ein wenig nach Kaffee und dunkler Schokolade“, sagt die Gattin. Beim Geschmack enttäuscht es erstmal ein wenig. Der Antrunk ist verhalten, leicht wässrig und mit viel Kohlensäure gepaart. Dunkelbier-Feeling will so nicht aufkommen, suchen doch Zunge und Gaumen nach dem versprochenen schweren, öligen Trank, der sich langsam im Mund breit macht, wie das Dunkle so machen. Im Abgang baut sich dann aber alles an Aromen auf, was man zuvor vermisst hat: Röstnoten, Herbe, eine Spur Bittere, alles da … aber es setzt eben mit Verzögerung ein. Für ein Dunkles ist es erstmal zu lasch, undefiniert, hält es mit seinen geschmacklichen Fähigkeiten zu lange hinter dem Berg. Allerdings hat das Ganze auch einen Vorteil: Wem die „Dunkelmalz-Keule“ bei anderen dunklen Bieren zu heftig ist, wird mit dem Urfränkischen Landbier gut Freund werden, lässt es sich doch wesentlich schneller trinken als andere Dunkle.
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