Das Brauereisterben als solches ist ja keine neue Erfindung. Anfang des 19. jahrhunderts zählte Bamberg sage und schreibe 65 (!) Bierbrauer. Gut 100 Jahre später waren es nur noch 20-30 Brauereien. Die große Anzahl der Braustätten in früherer Zeit lag vor allem daran, dass nur handwerklich und ohne größeren Einsatz von Maschinen gebraut wurde. So konnte in der Bamberger Königsstraße jedes Gasthaus seine eigene Braustätte betreiben. Auf dem Land und in anderen Städten waren es die sogenannten Kommunbrauhäuser, de ine Vielzahl der Brauer hervorbrachten. Die Brauanlagen stellte die Gemeinde zur Verfügung – die einzelnen Brauereien brauten dort gegen ein Entgeld und sparten sich die eigenen Anlagen. Auch Privatpersonen konnten so ihr „Hausbrauer-Bier“ für den eigenen Bedarf herstellen.
Das Hausbrauer-Bier gibt es auch heute in der einen oder anderen Form immernoch: Zum einen darf jeder Deutsche 200l Bier pro Jahr für den eigenen Bedarf steuerfrei brauen – ein Recht, das die wenigsten ob der Zeit und der Kosten nutzen. Und wer hat schon ein Kommunbrauhaus in der Nähe oder eine eigene kleine Brauerei im Keller stehen?! Zum anderen gibt es beim Flindern und dem Zoigl noch immer eine Art Hausbrauer-Bier. Und auch bei anderen Brauereien finden sich ab und an Flaschen mit seltsam leeren Etiketten, wenn dort Bürger von ihrem „Braurecht“ Gebrauch machen und ihr Hausbrauer-Bier unter Anleitung des Braumeisters brauen.
Und dann gibt es ab und an auch etwas wie das Hallerndorfer Hausbrauerbier. Das ist streng genommen eigentlich kein Hausbrauerbier, weil es von einer gewerblichen Brauerei und nicht von Hausbrauern hergestellt wird. Aber das Etikett klärt einen über die Namenswahl auf: „Es war früher das Recht der Bevölkerung ein Bier zu brauen oder brauen zu lassen, ein altes von den Gesetzgebern überwachtes Gebot. Ganz im Sinne dieser Tradition stellen wir heute unser Hausbrauerbier her – frisch, geschmacksvoll und nach alten Rezepten.“ Aha, kein echtes Hausbrauerbier, aber eine Homage an selbiges.
Die ist jedenfalls gelungen: Kupferbraun szeht es da. Dass der Schaum nicht so lange stehen bleibt … geschenkt! Wir sind in Franken, da muss einem der Schaum nicht dauernd die Barthaare zukleistern – vorausgesetzt man ist Bartträger. Der Geruch ist eindeutig malzig und frisch. Der Geschmack ist ausgewogen: Der Malzgeschmack zeigt das ganze Spektrum: Von mild bis leichten Röstnoten. Dabei bleibt es aber immer fruchtig frisch und gleitet nie zu sehr in dunkle Malzschwere ab. Der Hopfen ist da, mischt sich mit den Bitterstoffen des Röstmalzes und sorgt dafür, dass das Bier so schön leicht „bierig-herb“ auslaufen kann. So haben die Hallerndorfer früher zu Hause gebraut? Na dann ist es gut, dass die Brauerei Rittmayer das Bier jetzt weiterbraut, denn um dieses Bier wäre es wirklich schade.
P.S.: Während früher die einzelnen Brauereien im Kommunbrauhaus ihren Sud ansetzten, ließen sie es zu Hause im eigenen Keller vergären und reifen. Auch die Fassabfüllung geschah dort. Heute ist der Weg bisweilen umgekehrt: Die Bamberger Klosterbräu z. B. braut (noch) im eigenen Sudhaus. Eine eigene Abfüllanlage lohnt sich aber nicht mehr. Abgefüllt wird beim größten Lohnabfüller für Bügelverschlussflaschen – genau, bei der Brauerei Rittmayer in Hallerndorf. Vielleicht ist dieses gemeinsame Ausnutzen von teuren Maschinen auch ein Weg, eine größere Brauereienzahl zu erhalten – so wie es früher auch schon mal war???
Noch keine Kommentare