Das letzte Bier, das ich als Bier des Tages beschrieben hatte, war ja ein Weizen. Und da hatte ich (mal wieder) darauf hingewisen, dass es biertechnisch immer noch eine Art Riss durch Bayern gibt. Das kann man immer wieder lesen, z. B. in einer Statistik vom BR. Im Süden hat das Weizen (dort Weißbier genannt) die Spitzenposition im Bierausstoß inne. So über den Daumen jedes zweite im Süden Bayerns gebraute Bier ist ein Weizenbier. Der deutschen Lieblingsbier, das Pils, rangiert in Südbayern dagegen mit um die 3 % irgendwo unter ferner liefen. In Franken und der Oberpfalz sieht die Sache dagegen anders aus: Hier ist jedes dritte Bier ein Pils, während das Weizen irgendwo bei einem Fünftel des Ausstoßes liegt.
Es ist also vollkommen logisch, nach einem Weizen ein Pils als Bier des Tages vorzustellen. Ich hätte da zum Beispiel das Pils von der Brauerei Geyer aus Oberreichenbach anzubieten. Diese Brauerei ist ja eher für ihr verdammt gutes Rotbier oder ihr Hausbräu genanntes Kellerbier bekannt. Was ja auch wieder ein Beispiel für den fränkischen Biermarkt ist: Während sich der Süden scheinbar auf das Weißbier und das Bayrische Helle kaprizieret, sind Franken und die Oberpfalz vielschichtiger. Da gibt es als Hauptsorten Kellerbiere, Rauchbiere, helle oder dunkle Lager, Rotbiere … Und das Pils gibt es halt auch von jeder Brauerei. Oder von fast jeder. So nebenbei halt.
Dabei tut man dem einen oder anderen Pils ganz schön unrecht. Nehmen wir zum Beispiel besagtes Oberreichenbacher Pils vom Geyer aus Oberreichenbach: Die Optik ist schon mal mehr als nur in Ordnung. Schön golden, sehr schöne Schaumkrone. Passt! Auch in der Nase hat man ein deutliches, klassisches Hopfenaroma. Passt auch! Und der Geschmack? Vom ersten Moment an war es hopfig, auch knackig in der Bittere … Das irritiert im ersten Moment, weil viele fränkische Pilsner ja milder, „unpilsiger“ sind. Aber an ist sofort drin, finde ich. Und dann gefallen einem die getreidigen Noten, die Hopfenaromen nach Gras und Stroh. Gut, es ist ein fränkisches Pils vom Land, das heißt, es ist nicht unbedingt „clean“, es hat seine Ecken und Kanten. Doch, das kann man so lassen. Und vor allem kann man ihm auch mal eine Chance geben. Man könnte natürlich auch das Weizen aus Oberreichenbach probieren.
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